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Sonntag, 27. Juni 2021

Sklaverei, Afrika, Geld und Steuern (2)

Die Rolle des Geldes wird von Afrikanern selbst sehr kritisch gesehen. Und insofern ist die Einführung von Geld als Zahlungsmittel FÜR STEUERN die Primärkatastrophe gewesen. Plötzlich war der afrikanische Mensch nicht mehr in der Lage, so wie immer Abgaben an die Obrigkeit durch seine eigenen Produktionsmittel (Rinder, Handarbeitsprodukte, Arbeit) zu bezahlen. Plötzlich mußte er sich mit einem Markt beschäftigen, auf dem Geld Zahlungsmittel war, während die traditionellen Märkte immer Tauschmärkte waren?

Das können wir alles auch auf Europa umlegen. Die soziale Katastrophe des 13. Jahrhunderts war dieser totale Umbau der Gesellschaften durch die Geldwirtschaft. Sie war das "weg vom Feudalen", das "hin zu per Geld definierten Abhängigkeits- weil per Verordnung auferlegten Schuldverhältnissen", die nun dasselbe bedeuteten, wie es die Afrikaner im 20. Jahrhundert erlebt haben: Plötzlich mußte das Arbeiten und Lebensschaffen dem Erwerb eines Drittmittels dienen, dem Erwerb von Geld!

Darin, eigentlich nur darin gründete bei uns die Verarmung der Ritter, die Entstehung des Raubrittertums war also (auch, aber vor allem) ein Akt der Rebellion gegen die Zentralmacht, den König, den Kaiser, den Herzog, der es den in patriarchal-familiären Verhältnissen verbundenen Lebenseinheiten (am Dorf, in den Kleinstädten, generell: am Land, wo damals noch 95 Prozent der Menschen lebten). Der bei weitem überwiegende Anteil des Adels war Kleinadel, und dieser wiederum war eine völlig natürliche Entwicklung aus dem Familien- und vor allem Schicksalsgemeinschaften, die das Leben bedeutete. Und eine Form von Sozialstaat bedeutete, von dem wir heute nur träumen können. Unser Sozialstaat verdrängt und ersetzt deshalb nur eine Selbstorganisation eines Volkes als Familiengemeinschaft, abstrahiert vom Sozialen. 

Es ist deshalb von den meisten Zuwanderern schon vom Begriff her gar nicht nachvollziehbar, was dieser europäische bzw. westliche "Sozialstaat" überhaupt ist. Gemeineigentum ist sinnlos für sie, wenn es nicht direkt mit Familie und persönlichen Beziehungen zu tun hat. Was E. Michael Jones in seinem sehr erhellenden Buch "The broken pump in Tanzanija" (und in diesem Zusammenhang mit dem Desaster, in dem der "Ujamaa-Sozialismus" des von manchen in der Katholischen Kirche allen Ernstes im Status eines "Heiligen" gesehenen Julius Nyerere endete) ist deshalb nicht nur typisch, sondern eben ein Allgemeinphänomen: Eine Pumpe, die "allen" eines ganzen Landstriches das Leben erleichtern würde, wird von niemandem mehr repariert. Und zwar seit fünfundzwanzig Jahren. Warum? Weil sie "niemandem" gehört. 

Mit "sozial" im eigentlichen Sinn hat der Sozialstaat für den Afrikaner (und bei Gott, nicht nur für den: Auch wir sind alle bereits Nomaden geworden, und die Politik hat es bewußt und gezielt herbeigeführt, um unsere Völker für den Polito-Kapitalismus "flexibler", im Sinne dieses Dritten, dieses alles Soziale abstrahierenden und damit auflösenden Mediums namens "Geld" nutzbarer zu machen) jedenfalls nichts zu tun. Er ist für die meisten Zuwanderer aus nun vielleicht dem Leser nachvollziehbareren Gründen eine Art des Gelderwerbs. Des Erwerbs von Geld (!), das in ihre Herkunftsfamilien (egal welchem Staat nach europäischem Begriff die angehören) geschickt werden kann.

Und da erinnert der VdZ so manchen Dokumentationsfilm, so manche Statistik, die belegt, wie hoch der Geldfluß zurück ist, sobald Afrikaner hier anlanden und Geld (sic!) generieren. Das sie so gut wie immer "für ihre Familie" generieren, die sie oft mit den Geldmitteln für den Transport übers Mittelmeer (Schlepper leben also von einer sozialen Grundstruktur Afrikas) ausstatten und regelrecht auf Erwerbstour schicken. Was den Afrikanern hier fehlt? Auch das ist erlebbar: Ein soziales Umfeld, Menschen, andere Afrikaner, möglichst aus demselben Stamm. An dem sich die Afrikaner bis ins Detail erkennen. Während sie für uns quasi "ein einheitliches schwarzes Gesicht" haben. 

Morgen Teil 3)