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Donnerstag, 2. September 2010

Man muß blind sein, um sehen zu können

Klaus Maria Brandauer in der Presse über das Schauspiel und über das Theater:

Wenn Sie Ihre Theaterkarriere rekapitulieren. Wo haben Sie am meisten gelernt?
Lernen fürs Theater kann man nur im Leben. Im Theater lerne ich eigentlich bis heute am meisten als Zuschauer, wenn ich anderen auf der Bühne zuschaue, wie sie eine Figur entwickeln, eine Situation aushalten oder auch nicht. Selber zu spielen hat ja viel mit Entscheidungen zu tun, wie viel man von welcher Sache zulassen will oder nicht. Jeder Abend hat seine eigene Konzentration und Dynamik, auf die man reagieren muss. Manchmal geht das gründlich schief, auch das ist erlaubt.

Was muss man dazu können?
Theater ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Dafür braucht man eine unglaubliche Demut vor sich und den anderen. Das Theater verlangt Solidarität zwischen Zuschauern und Schauspielern, denn es ist ein gemeinsames, direktes, aber auch intimes und flüchtiges Erlebnis. Andere Medien sind geschnitten, aus der Konserve, was auch immer. Das ist nicht vergleichbar mit uns. Wir wollen, dass die Menschen in eine permanente Unruhe kommen. Das bleibt das Wesentliche, sonst wird Theater bedeutungslos. Man kann sagen, Theater ist die Kunst vom Menschen, und das ist das Großartige daran.


*020910*