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Sonntag, 10. Januar 2016

Katholischer geht's nimmer

Johann Sebastian Bach - "Missa in B-Moll"

J. S. Bach war ohne jeden Zweifel noch von der katholischen Kultur des Kontinents geprägt. Damals gab es noch keine wirkliche kulturelle Differenziertheit, die kam erst mit der Zeit, und - leider, leider, Leibniz, der Protestant, der katholischer Kardinal wurde, hat es vorhergesehen - hat wirklich verschiedene Kulturen in Deutschland (im besonderen aber ab dem 19. Jhd., wo erstmals eine wirklich protestantische Theologie herbeigezwungen wurde) etabliert. Spätestesns seither ist der Norden und Nordosten Deutschlands tatsächlich - eine andere Kultur als die Mitte und der Süden. Frü ein Staatswesen unmöglich!

Das macht Bachs B-Moll-Messe aber zu jener Offenbarung des Katholischen, die sie ist. Man beachte alleine den Umbruch im Credo (!) vom "passus et sepultus est" zum "Et resurrexit". Kriterienpunkt JEDER Meßkomposition. Mehr Glaubenssinn gibt es nicht mehr, wahrhaft ausgedrückt. Die ins anfanghaft mystische "et expecto resurrectionem mortuorum" übergeht, das in die Gegenwart aufhebenden, verklärenden (Ewigkeit vermählt sich mit der Zeit! MACHT Geschichte, Zeit!) Jubel aufläuft. (Zugleich das Problemkriterium zum Protestantismus!)

Einer der Höhepunkte dieser Darbietung ist zweifellos: Der Counter-Tenor im Agnus Dei. Gänsehaut ist beim "Dona nobis pacem" garantiert. Der Mensch kraft Speisung mit Gott selbst in den Vorhimmel versetzt, letzthinnig möglicher Einbruch des Himmels was den Menschen anbelangt. Brach bricht mit seiner Musik endgültig irdische Verhaftetheit auf ... ab hier, "nach ihm", beginnt ... Himmel. Mehr kann der Mensch nicht tun. Hier beginnt das Reich der Übernatur. Nichts ist mehr machbar. Das Ohnmachtsgefühl des Menschen, der diese Musik zu Ende hört, ist wahrhaftig. Maranatha, muß und kann sein Ruf nur noch sein, Komme nun, Herre!

Die Ursprache des Heiligen, des ersten Menschen, die Ursprache des Paradieses als Neuer Schöpfung - ist die Musik, ist der Reim, der Rhythmus, der Gesang. Deshalb mündet jede Messe in irgendeiner Form des Halleluja, dem einen Wort, als nächstem Schritt nach der Messe, der Ursprache und neuen Sprache der Erlösten, in der sich alles Weltsein des Menschen wie jedes Geschöpfes als Antwort zusammenfaßt.

Über das Wesen der Dramaturgie, die die Hl. Messe darstellt, noch mehr an anderer Stelle. Denn dieses Geheimnis ist fast unausschöpfbar. Es ist das Geheimnis des Welt- und Menschseins.








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