Wilhelm Furwängler sagte, daß er ein Werk nur im Selbst-Schaffen "interpretieren" könne. Es ist wie beim hkören, das dem Eintreffen des physischen Tones zuvor sein muß. Erst dann kann Musik entfalten, was sie ist und kann, und als Welt auftreten, der der Hörer begegnet, die ihn and er Hand greift und durch den Katarakt der dramatischen Musik zieht und reinigt. Wer Musik "konsumiert", sich also ziehen läßt, gar ins Sentiment absinkt, sinkt in den Traum ab, und geht am Geist vorbei. Und sinkt immer tiefer.
Man spürt es jeden Augenblick bei Robert Schumanns Frühlingssymphonie (Symphonie Nr. 1) von Furtwängler und den Wiener Philharmonikern: Diese Musik ist "fern" genug, um sie nicht als Traum zu erfahren, sondern als wirkliche Katharsis, die einem gegenübersteht, sodaß es die eigene Seelenbewegung ist, das schöpferische Selbstsein, das die Erschütterung an der Wahrheit, die alles einbirgt, sonst gäbe es gar nichts, erfährt. Deshalb bewegt diese Darbietung so, der Leser/Hörer möge auf sein Innerstes achten. Gegeben von einer Generation von Musikern, die die geschichtlichen Ereignisse regelrecht in den Geist gezwungen haben.
Um besser zu verstehen, was der VdZ meint, höre man die gleiche Symphonie vom (amerikanischen) Meister des Sentiments, Leonard Bernstein, geprägt. Das gleiche Orchester, aber natürlich mit Musikern einer nächsten Musikergeneration, der das Erleben von Geschichte überhaupt fehlt, weil sie schon in eine geschichtslose Zeit hinein gelebt haben. Spürt der Leser, wie diese Interpretation ganz anders wie bei Furtwängler förmlich "in einen hineinkriecht", den Geist unterläuft? Nein, das hat nichts mit einer "besseren" Aufnahmetechnik zu tun. Das ist objektiv und real. Bernstein macht nämlich überhaupt alles zur Radiobeschallung in einem Restaurant.
Was in manchen Stimmungen, meinetwegen, sogar legitim und angenehm ist. Aber nicht mehr. Man hört dann mämlich nicht Schumann, sondern Bernstein, der wie Furtwängler Komponist war, aber die Werke auseinanderriß, die er als Dirigent leitete, und als Steinbruch seines Immanentismus mißbrauchte. Bernstein ist kein Abendländer, sondern Auflehner, Aneigner, Revolutionär ... Dieb. Furtwängler ist ist ist Abendländer. Deshalb ruft seine Interpretation - der Leser achte genau auf sein Inneres! - so viele Bilder hervor, Archetypen des Menschseins, an denen jeder jeder teilhat, der sich in den Geist hebt. Und schließlich die Bilder selbst schafft! Das macht Musik erst beglückend. Als Ordnung der Welt, immer über sich hinausweisend, auf die Wahrheit, den ordo der Schöpfung, den zu sehen Sittlichkeit und Kraft verlangt. Und DANN wird sie zum Erlebnis der Schönheit. Nicht zu einem des simplen "Gefallens", in das man sich zurücklehnen könnte. Es ist doch auffallend, wie genau im selben Maß, in dem sich diese Weltauffassung gewissermaßen fleischlich-physiognomisch ändert, alles jederzeit "konsumabel", der Zugang grenzenlos und leicht wird, sich die Menschen unschöpferisch und ihrer selbst entfremdet wie noch nie fühlen. (Woran natürlich dann andere schuld sein müssen.)
Nicht das Nachschaffen als Subjekt also ist - als terminus technicus - das Problem! Hie wird oft genug viel Unsinn über "Objektivität" geschwafelt, darüber noch ein anderes mal. Objektivität ist Resultat einer sittlichen Beziehung zur Wahrheit. Und diese geläuterte Subjektivität, die Sittlichkeit ist das Wesensmoment, die Färbung, das Licht der künstlerischen Arbeit. Es ist also der sittliche Stand des Künstlers. Deshalb ist er nicht außerhalb einer Kultur und ihres Standes zu denken. Schlechte, niedrige Zeiten können keine gute Kunst mehr hervorbringen. Ist die Liturgie der Kirche am Arsch, wie heute, muß es auch die Kunst sein. Woher sollte sie kommen?
Nur die Gnade - und zugleich sein Leid, sein wirkliches Leid - des Künstlers reicht nicht aus. Sie ist nur Kompaß, weil die Wahrheit dem Künstler existentiell unzverzichtbar an die Hingabe an die Gestalt (die Materie seines Schaffens) gebunden ist. Der heutige Künstler kann sich also fast nur noch wegsaufen und mit Drogen forttragen, weil nichts mehr seine Spannung aufzulösen vermag. Denn er entkommt der Wahrheit nicht, doch nichts mehr hilft ihr zur Gestalt.
Ach, Furtwängler wäre doch so tragisch? Herrschaften, Herrschaften. Eure Nase sei ein wenig heftiger schon vom VdZ gestupst. Dramatisch, symphonische (sonatische) Kunst kann überhaupt nur tragisch sein, wenn sie nicht in der Fuge das Elysische erfaßt. Also muß jede Symphonie (als Sonate per se dramatisch) tragisch sein. Weil das Wesen des Menschen in dieser Welt tragisch ist. Der Rest ist der Schein einer in die Welt hineindrückenden, dort versperrten billigen Ersatzerlösung. Und das wollen Musizisten wie Bernstein, genau das wollen sie, denn sie müssen, von Schuld getrieben, die objektive Erlösung verleugnen.
Was in manchen Stimmungen, meinetwegen, sogar legitim und angenehm ist. Aber nicht mehr. Man hört dann mämlich nicht Schumann, sondern Bernstein, der wie Furtwängler Komponist war, aber die Werke auseinanderriß, die er als Dirigent leitete, und als Steinbruch seines Immanentismus mißbrauchte. Bernstein ist kein Abendländer, sondern Auflehner, Aneigner, Revolutionär ... Dieb. Furtwängler ist ist ist Abendländer. Deshalb ruft seine Interpretation - der Leser achte genau auf sein Inneres! - so viele Bilder hervor, Archetypen des Menschseins, an denen jeder jeder teilhat, der sich in den Geist hebt. Und schließlich die Bilder selbst schafft! Das macht Musik erst beglückend. Als Ordnung der Welt, immer über sich hinausweisend, auf die Wahrheit, den ordo der Schöpfung, den zu sehen Sittlichkeit und Kraft verlangt. Und DANN wird sie zum Erlebnis der Schönheit. Nicht zu einem des simplen "Gefallens", in das man sich zurücklehnen könnte. Es ist doch auffallend, wie genau im selben Maß, in dem sich diese Weltauffassung gewissermaßen fleischlich-physiognomisch ändert, alles jederzeit "konsumabel", der Zugang grenzenlos und leicht wird, sich die Menschen unschöpferisch und ihrer selbst entfremdet wie noch nie fühlen. (Woran natürlich dann andere schuld sein müssen.)
Nicht das Nachschaffen als Subjekt also ist - als terminus technicus - das Problem! Hie wird oft genug viel Unsinn über "Objektivität" geschwafelt, darüber noch ein anderes mal. Objektivität ist Resultat einer sittlichen Beziehung zur Wahrheit. Und diese geläuterte Subjektivität, die Sittlichkeit ist das Wesensmoment, die Färbung, das Licht der künstlerischen Arbeit. Es ist also der sittliche Stand des Künstlers. Deshalb ist er nicht außerhalb einer Kultur und ihres Standes zu denken. Schlechte, niedrige Zeiten können keine gute Kunst mehr hervorbringen. Ist die Liturgie der Kirche am Arsch, wie heute, muß es auch die Kunst sein. Woher sollte sie kommen?
Nur die Gnade - und zugleich sein Leid, sein wirkliches Leid - des Künstlers reicht nicht aus. Sie ist nur Kompaß, weil die Wahrheit dem Künstler existentiell unzverzichtbar an die Hingabe an die Gestalt (die Materie seines Schaffens) gebunden ist. Der heutige Künstler kann sich also fast nur noch wegsaufen und mit Drogen forttragen, weil nichts mehr seine Spannung aufzulösen vermag. Denn er entkommt der Wahrheit nicht, doch nichts mehr hilft ihr zur Gestalt.
Ach, Furtwängler wäre doch so tragisch? Herrschaften, Herrschaften. Eure Nase sei ein wenig heftiger schon vom VdZ gestupst. Dramatisch, symphonische (sonatische) Kunst kann überhaupt nur tragisch sein, wenn sie nicht in der Fuge das Elysische erfaßt. Also muß jede Symphonie (als Sonate per se dramatisch) tragisch sein. Weil das Wesen des Menschen in dieser Welt tragisch ist. Der Rest ist der Schein einer in die Welt hineindrückenden, dort versperrten billigen Ersatzerlösung. Und das wollen Musizisten wie Bernstein, genau das wollen sie, denn sie müssen, von Schuld getrieben, die objektive Erlösung verleugnen.
*020417*