Es ist eines der Werke, an denen sich deutlcih zeigt, was H. v. Doderer einmal so beschreibt: "jeder Künstler arbeitet nur an einem einzhigen Werk." Ist er jünger, ist es noch zerstoben, vielfältig, in Kleinformen verstreut. Aber nur scheinbar vielfältig. Es faßt sich mit seiner Reifung, mit seiner Genese zum Menschen, mehr und mehr ins Eine zusammen - in EIN Werk. Das ist auch das verläßlichste Kriterium, an dem sich ein Künstler ablesen läßt.
Brahms hat vier Symphonien geschrieben, sie wirken aber wie eine Entwicklung nur ein und desselben Versuches, und das macht sie spannend, das macht sie lehrreich. Aber es genügt, die vierte zu hören, um zu hören, wie Brahms es gemeint hat. Dessen Hauptform, dessen Gegenspiel an dem er sich entwickelt hat, eben NICHT die Symphonie war. Jeder Künstler hat eben nur EINE wirkliche Gegenform, eine Form, die sein alles weil Leben selbst ist. So wie dem Tischler sein Stuhl, und zwar dieser bestimmte, an dem er wird, ist es dem Künstler eine spezuifische Form, jedem anders, die ihm vollgültige Welt ist, von der er manchmal nicht einmal weiß, daß sie es ist.
Die Interpretation von Furtwängler, der hier die 1. Symphonie leitet, wirkt, als wüßte er das. Man spßürt die Spannung im Unvollkommenen, aber doch alles Enthaltenden weil Ankündenden. Als hätte er sie also schon in Hinblick auf diese vierte gesehen, fast ergänzt, in jedem Fall von dieser her beleuchtet. Brahms bricht in der ersten seiner vier Symphonien nämlich noch aus, noch ist nicht alles ins Eine gefaßt. Das macht sie tatsächlich interessanter als die nächsten, in denen dieses Zulaufen auf ein Ziel schon deutlicher erkennbar wird.
Die vierte, die zweifellos die "beste" von Brahms ist, weil seine an ihm gemessen vollkommenste Sonatenform. Hören Sie, geneigter Leser: Brahms 1. Symphonie unter Furtwängler mit dem Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks. (Früher, geneigte Leser, war es eine Selbstverständlichkeit, daß sich jede Sendeanstalt, die etwas auf sich hielt, auch ein Orchester leistete, denn: sie hatten ja etwas zu sagen.)
Die vierte, die zweifellos die "beste" von Brahms ist, weil seine an ihm gemessen vollkommenste Sonatenform. Hören Sie, geneigter Leser: Brahms 1. Symphonie unter Furtwängler mit dem Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks. (Früher, geneigte Leser, war es eine Selbstverständlichkeit, daß sich jede Sendeanstalt, die etwas auf sich hielt, auch ein Orchester leistete, denn: sie hatten ja etwas zu sagen.)
*020417*