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Mittwoch, 19. April 2017

Revolution von oben

Das Frankreich zu Beginn der Regentschaft Ludwig XIV. war anders, als mancher meinen könnte, fest in der Hand des Beamtenadels und des Ministers Mazarin. Ämter waren käuflich, war aber einmal jemand installiert, konnte ihn niemand mehr aus dem Amt entfernen. Der junge, körperlich kleine, aber wohlgestalte Ludwig schein dagegen kaum Macht aufbauen zu können. Noch dazu waren die Staatsfinanzen in furchtbarstem Zustand, obwohl vieles zeigt, daß die Wirtschaft Frankreichs in vielen Bereichen sensationelle Erfolge feierte. Dennoch reichten die Steuereinnahmen nicht, und nicht nur das: 


Schloß Vaux-le-Vicomte
Während sich der Minister für die Staatsfinanzen Fouquet das prächtige Schloß Vaux-le-Vicomte bauen, Belle Isle in der Bretagne kaufte und befestigen ließ - immer mehr zum Staat im Staate wurde - schuldete IHM der Staat sogar noch 5 Millionen Livre. Historisch ist sicher, daß der staatliche Oberintendant Fouquet sich unermeßlich an Staatsgütern bereicherte. Aber das tat so gut wie jeder hohe Beamte dieser Zeit. 

Um den jungen König einzuschüchtern, ließ Fouquet schließlich ein unsagbar prächtiges Fest veranstalten, das den Regenten entgültig an seinen Platz verweisen sollte. 

Der Schuß ging nach hinten los. 

Belle Isle - Bretagne
Denn als dieser die Pracht und Macht sah, die sein eigentlich Untergebener entfaltete, die Demütigung erfuhr, die ihm da bereitet werden sollte, den Reichtum sah, gegen den er wie ein armer Schlucker aussah, dürfte in Ludwig XIV., der als notorischer Geizhals verschrien war - nur im Staatsprunk war ihm nichts zu teuer - der Entschluß für etwas gereift sein, mit dem niemand im Adel gerechnet hatte.

Er startete eine "Revolution von oben", bildet eine Art Allianz mit dem einfachen Volk im Kampf gegen die Bonzokratie, die sich da entfaltet hatte. Er griff die Kritik des von Mazarin neu installierten Finanzministers Colbert auf,  der die Unterschlagungen Fouquets ausreichend recherchiert hatte und in der Bekämpfung dieser Selbstbereicherungen ein Rezept vorschlug, die Finanzmisere des Königs zu beheben, zitierte das Prunkfest zu dem er eingeladen war als Beweis für die nur auf dubiose und verbrecherische Weise möglichen Reichtums Fouquets, setzte ihn ab. Fouquet landete im Gefängnis, wo er die letzten seiner 15 Jahre verbrachte.

Geändert hat das alles freilich nicht viel. Als Ludwig XIV. 1661 starb, hinterließ er eine Milliarde Livres Schulden. Die Finanzien Frankreichs waren so zerrüttet, daß sie sich bis Napoleon nicht mehr erholen sollten.






*060417*