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Freitag, 21. April 2017

Weil es um viel Realeres geht

Wenn der Artikel in der FAZ über die "Ersatzreligion Liebe" lesenswert ist dann nicht, weil er das Thema der heute grotesk zu einem Ding für sich verdinglichten und in einen unerträglich verlogenen Mythos von "Liebe" behandelt. Das tun längst andere, der Artikel verweist sogar darauf. Sondern weil er überhaupt und endlich einmal diesem Irrsinn an die Gurgel geht. 

Der sich mittlerweile und nicht zuletzt durch die tausenden Seiten Vielwörterei des + P. Johannes Paul II. bis in die frömmlichsten Kirchenkreise hinein wie ein Faulschwamm festgesetzt hat. Wo, wie der VdZ in einer Tagung mit "Fachleuten" und v. a. zahlreichen Bischöfen vor einigen Monaten festgestellt hat, die Hilflosigkeit angesichts der Krise der Ehe in einer versuchten Hysterisierung von "Liebe" als angebliches Rettungsmittel zu beheben versucht wird und neuer Inhalt der kirchlichen (von "katholisch" soll bewußt nicht gesprochen werden) Ehevorbereitung bereits beschlossene Sache ist. Zumindest in Österreich. 

Die Wahrheit liegt viel tiefer, einfach, praktischer. Und sie liegt eben nicht in der Vernebelung der "Liebe" ins angeblich "Spirituelle" hinein. Wie Rosmini einmal schreibt: Es ist eine Zeitkrankheit, Geistiges, Abstraktes zu verdinglichen. Die Wahrheit über Ehe und Liebe liegt auch und vor allem eben viel realistischer. Denn was dem Artikel in der FAZ genauso fehlt wie der nun kirchlichen weil angeblich katholischen Pastoraltaktik bräuchte nur ein Wort, um wirklich Sinn zu bekommen: Vernunft. Vernunft, nicht irgendeine logizistische Fortdrechselung.

Und Vernunft braucht Erdung, braucht Realität. Erst von dort aus, von der Transzendierung auf dieses Reale hin, erfolgt jene "Auffüllung" mit Sein, von der etwas auch  Heidegger spricht, versteht man ihn richtig (was er selbst nicht gerade erleichtert hat, aber das nur nebenbei). Sonst wird aus "richtig" niemals "wahr". Da muß man gar nicht auf Heidegger zurückgreifen, um das zu fassen, der diesen Sprung letztlich ja auch nie geschafft hat, diesmal aber weil er Gott ausblendet, das Wissen selbst, die Vorsehung also.

Was der Zwischenmenschlichkeit* fehlt, die deshalb zurecht als leer empfunden mit einem neuen Ersatzgott "Liebe" aufzufüllen getrachtet wird, und hier treffen sich Generalpubertät der heutigen Menschen und kirchlich-pseudofromme Ahnungslosigkeit zur Gänze, ist eine ganz konkrete, weltbezogene Sachlichkeit. Und die beginnt - beginnt, nicht "endet"! - bei der Ehe, als konkretem Lebensvorhaben, das sich auf einen Stand (den Stand des Mannes noch dazu) und eine Stellung innerhalb der Welt bezieht. DIESE sind das, worauf sich Ehepartner "einigen", was einer Einigung auf eine konkrete, reale und realistische Weltaufgabe abzielt. Nicht einer "Ehe für sich", die es dann angeblich zu leben gäbe, auch ohne sich auf Weltaufgabe zu beziehen. 

Nein, das Wesen der Welt ist das Mosaik aus sachlichen Beziehungen, die es zu konkretisieren gilt, was dann "die Welt" ausmacht. Und nur darauf bezieht sich Ehe (in der Ewigkeit wird nicht mehr geheiratet ...), und sie ist das konkrete Instrument weil der konkrete Weg für die Liebe. Diese Weltaufgabe ist das ERSTE, nicht das, was dann irgendwie auch noch sein kann, egal wie es aussieht. Es ist die Stellung, von der aus sich EIN Fleisch und Mensch - ZU DEM MANN UND FRAU WERDEN - auf die Welt beziehen, und auf die hin sich beide zu transzendieren haben. 

Erst dann und DARIN vor allem kann man von Liebe sprechen, weil es eine unkonkrete Liebe überhaupt nicht gibt. FEHLT diese konkrete Stellung, diese konkrete Lebensaufgabe (was man sogar als "Beruf" bezeichnen könnte), wie immer die auch aussehen mag, fällt die Liebe in sich zusammen wie eine Wuchtel, die man auch auf 400 Grad aufheizen kann - sie wird sich nur aufblähen, um dann umso rascher zu Asche zu werdenn. 

Deshalb hilft auch das Gerede von der angeblichen "Selbstlosigkeit" der Liebe nichts, selbst diese "Tugenden" können keine Liebe real  bewirken oder aufrecht halten. Denn in keinem Fall ist der Ehepartner der, um den es geht! Es ist die Aufgabe, die Stellung, in der diese beiden (erst, erst! über Ehe zu Einem geworden) der Welt gegenüber stehen.

Wie deshalb diese "Liebe", nach der heute alle so ergebnislos und volatil haschen, einzig begründen und mit Liebe überhaupt nur auffüllen kann ist: Eine ganz konkrete Aufgabe, ein ganz konkretes Lebensprojekt. Frauen seien also gewarnt: Denn wenn der Mann einmal sagt, daß er eine Tischlerwerkstatt eröffnen will oder mit etwas Vernunft bewehrt plant, seine ererbten Wiesen in ein Gestüt umzuwandeln, dann sollten sie es als Heiratsantrag auffassen. Auf dem sich dann einmal eine große Liebe entwickeln kann. DANN wird es ernst. Selbst wenn ihnen der unbeholfene schlacksige Typ, der beim Essen schmatzt und ihnen auch wegen der kantigen Ellenbogen gar nicht so zusagen würde, früge man sie nach ihren momentanen "Vorlieben".

Sobald aber jemand von Liebe spricht, und alles andere würde sich schon finden, und sei es noch so vorübergehend, sollte sie sofort Reißaus nehmen. Und wenn sie nicht will, daß sie aus unerfindlichen Gründen in Gefühlswelten tiefer Verachtung und des Hasses landet, die durch Selbstmanipulation wegzudrücken kein noch so frömmelndes Eheseminar auf Dauer schafft, renne sie so schnell sie kann, wenn dieser Mann davon spricht, der Frau "Selbstverwirklichung" zu wollen, indem sie die Stelle des Oberarztes in der Semmelweisklinik von Untertunkstetten anstreben sollte, wofür er sogar bereit wäre, allfällige Schwangerschaften durch "Männerkarenz" auszutarieren, um die Kinderlasten "gleich" aufzuteilen. Da renne sie, so schnell sie zu fliehen vermag, denn diese Lusche ist dann weder willens noch in der Lage, ein Haus - das Identitätsgerüst einer Familie und aller ihrer Mitglieder als Initium des Weltseins - zu gründen und zu halten sondern will unbelastende Weltsimulation.

Vorausgesetzt, sie legt noch Wert auf ein gelingendes und ehrenhaftes Leben - voller Liebe. Die in jedem Moment größer wird, als sie sich nach dem Anderen auszustrecken hat und sich diesem Anderen hingibt. Erst von dort aus gibt Ehe wieder das, was sie an sich ist: SINN. Und das ist nicht, wie Frankl schreibt, etwas das man aus pragmatischen Gründen besser hinzufügt, sonst wird es eng mit dem Leben, sondern es liegt allem Sein konkret VORAUS. Ja, es gibt Sein.




*Man denke nur an die fast bemitleidenswerte Verwendung des Wortes "Beziehung" unter jungen Menschen. Man nehme das, was etwa auf Facebook als "Status" zu lesen ist - "In einer Beziehung" - einmal strikt und geradeaus wörtlich. "In Beziehung" steht der Mensch nämlich zu tausenderlei Dingen, sogar zum Kaffeelöffel am Schreibtisch. Was zeigte mehr, wie wenig hier Welt geworden ist. Denn Welt sein und werden - die Aufgabe des Menschen! - heißt ganz konkrete Realität, heißt Begrifflichkeit, sonst ist gar nichts. Nur Potens, das dann ständig zu irgendwelchen Scheinbildern als "Etwas Realem" gepreßt werden soll Wie eine Feder, die man nur durch Pusten in der Luft hält.







*100417*