Hamed Abdel Samad, der seit Jahren als Islamkritiker durch die Fernsehstudios tingelt, erzählte ine inem Interview im Schweizer Fernsehen, daß es ein Schlüsselerlebenis hatte, das ihm über die wahre unterdrückerische Natur des Islam die Augen geöffnet habe. In seiner Jugend, als er noch bei der Moslembruderschaft MItglied war, sei die Gruppe eines Tages auf Wanderung in die Wüste gegangen. Nach einer Zeit seinen alle durstig gewesen. Da habe der Imam, der sie begleitet hatte, Orangen verteilt. Jeder solle sie schälen, meinte er, um dann hinzuzufügen: Dann solle jeder die Frucht im Sand vergraben und die Schalen essen. (Die gewiß nicht mit Pestiziden verseucht und durch ein grünes Etikett als "bio" gekennzeichnet waren, davon wollen wir ausgehen.)
Er aber habe sich dagegen gewehrt. Es sei ihm nun klar geworden, daß der Islam ein Systeem der Unterdrückung der Freiheit sei. Denn er wollte das Fleisch der Orange, im Namen des Islam aber durfte er es nicht essen, mußte er seinen Willen unterdrücken.
Kritiker an der Denkweise Samads könnten freilich einwenden, daß dieser vielleicht nicht verstanden haben könnte, was Freiheit überhaupt ist. Ob Freiheit nicht genau die Fähigkeit sei, sich von nichts, und gerade nicht von seinen vordergründigen Begierden bestimmen zu lassen. Sondern sich davon zurückzuziehen, und damit, mit diesem Sieg über sich selbst, überhaupt erst frei zu werden. Ob nicht ein Mensch genau so viele Herren habe, wie er Begierden habe.
Somit wundert es nicht mehr, daß Samad genau das als Freiheit bezeichnet, was andere als Unfreiheit durch Getriebenheiten sehen. Und "sexuelle Befreiung" fordert. Was seiner Forderung nach strikter Privatisierung der Religion (in strikter Trennung vom "Staat") den eigentümlichen Beigeschmack gibt, den diese Forderung sowieso hat: Daß sie nicht meint, daß der Einzelne nun frei werde, sondern alles, was seine Unfreiheit stören könnte, alles was behauptet daß das Glück des Menschen nicht ind er Erfüllung momentaner Begierden, sondern ind er Fähigkeit nach der Vernunft zu handeln bestehe, aus dem Weg geräumt sehen möchte.
Denn dann würde plötzlich das geglückte Leben nicht nur von einem selbst abhängen - und nicht von "äußeren Umständen" - sondern auch noch die Frucht einer Erhebung des Menschen zum Geist sein. Und das ist die Frucht eines oft sehr langen Weges im Mühen um Selbstbestitz, der eine Unterordnung auch eines Fleisches, eine Überwindung der Spaltung Leiblichkeit - Geist bringt, indem er in die Vernunft integriert, was genau diese Vernunft zu verhindern droht, die bloße fleischliche Begierde.
Denn dann würde plötzlich das geglückte Leben nicht nur von einem selbst abhängen - und nicht von "äußeren Umständen" - sondern auch noch die Frucht einer Erhebung des Menschen zum Geist sein. Und das ist die Frucht eines oft sehr langen Weges im Mühen um Selbstbestitz, der eine Unterordnung auch eines Fleisches, eine Überwindung der Spaltung Leiblichkeit - Geist bringt, indem er in die Vernunft integriert, was genau diese Vernunft zu verhindern droht, die bloße fleischliche Begierde.
Womit der Widerspruch deutlich wird, in den sich (nicht nur) Samad begibt, wenn er einerseits die Herrschaft der aufklärerischen Vernunft fordert, sondern als Forderung eben dieser Vernunft zu sehen meint, daß sie fördern müsse, was sie selbst als Herrin erschwert oder verhindert. Samads Kritik ist damit nicht mehr als das Greinen eines Kindes an der Kassa am Supermarkt, das unbedingt die dort verführerisch ausgestellten Schokoriegel verlangt, die ihm die böse Mutter verweigert.
Freilich, man kann es ihm nur zum Teil als Vorwurf machen. Denn Samad kommt aus dem Islam, und dort ist Gott nicht logos, also die Vernunft selbst, sondern willkürlicher Herrscher und damit durch den Koran nur scheinbar seiner Launischkeit entstiegener Despot. Damit ist jede Unterwerfung unter seinen Willen tatsächlich Aufgabe der Freiheit. Denn diese gibt es nur in der individuellen Fähigkeit zur Vernunft. Und diese gibt es nur in völliger Herrschaft über sich. Die sogar die Freiheit einschließt, trotz großen Durstes auf den Verzehr einer saftigen Orange zu verzichten. Fehlt aber die Vernunft als eigentliches Kampffeld der Freiheit, bleibt nur noch äußerer Zwang. Und, wie im Islam, die pure Gewalt.
Deshalb hat Abdel-Samad wiederum recht wenn er sagt, daß Gewalt ein Wesenszug des Islam selbst IST, und zwar immer gewesen ist. Weil ihm als äußerer Gestalt der logos Feind ist. Weil sich sein äußerer Zusammenhalt (als den Abdel-Samad die islamistische Gewalt bezeichnet) in dem Moment auflösen würde, wo der Einzelne in die Freiheit der Vernunft gestellt würde. Als es im Islam diese Entwicklungen gab, wurden sie deshalb auch radikal bekämpft und schließlich buchstäblich ausgemerzt, zuletzt in Spanien.
Das heißt zwar nicht, daß nicht auch der Christ sich selbst ab und an Gewalt antun muß (so, wie im Falle von Verantwortung für andere auch Gewalt an diesen notwendig sein kann, wie in der Kindererziehung), aber sie ist nicht das prinzipielle Mittel, sondern die je aktuell notwendige Anbewegung zur Vernunft. Was besonders bei Begierden, die zu Haltungen geworden sind, besonders langwierig und auch schmerzhaft sein kann, prinzipiell aber lebenslange Aufgabe bleibt.
Deshalb hat Abdel-Samad wiederum recht wenn er sagt, daß Gewalt ein Wesenszug des Islam selbst IST, und zwar immer gewesen ist. Weil ihm als äußerer Gestalt der logos Feind ist. Weil sich sein äußerer Zusammenhalt (als den Abdel-Samad die islamistische Gewalt bezeichnet) in dem Moment auflösen würde, wo der Einzelne in die Freiheit der Vernunft gestellt würde. Als es im Islam diese Entwicklungen gab, wurden sie deshalb auch radikal bekämpft und schließlich buchstäblich ausgemerzt, zuletzt in Spanien.
Das heißt zwar nicht, daß nicht auch der Christ sich selbst ab und an Gewalt antun muß (so, wie im Falle von Verantwortung für andere auch Gewalt an diesen notwendig sein kann, wie in der Kindererziehung), aber sie ist nicht das prinzipielle Mittel, sondern die je aktuell notwendige Anbewegung zur Vernunft. Was besonders bei Begierden, die zu Haltungen geworden sind, besonders langwierig und auch schmerzhaft sein kann, prinzipiell aber lebenslange Aufgabe bleibt.
Die Anähnlichung an Christus, die ein Einwilligen in den Göttlichen Willen bedeutet, ist deshalb niemals Aufgabe des Willens, wie sie leider auch unter manchen Christen mißverstanden wird. Sondern das genaue Gegenteil: Der Weg zur Freiheit. Weil in Christus, dem Gott, die Freiheit ihre höchste Vollendung hat, und gerade im Menschen diese Freiheit anzeigt, bedeutet die Anähnlichung an ihn auch und vor allem eine Anähnlichung des Menschen an eben diese Freiheit, und damit die Teilhabe an dieser Freiheit, in der er erst sein Wesen als Mensch wirklich erfüllt.
Die deshalb dem Willen Gottes entspricht, weil in seinem unendlichen Wissen die Ordnung und Vernünftigkeit der Welt gesichert ist. Sodaß die Sünde nicht anders verstanden werden kann denn als Verstoß gegen diese Vernunft, als Moment der Unfreiheit. Freiheit ist also nie Willkür, als die sie heute mißverstanden wird, sondern höchste Vernunftfähigkeit, und damit höchste Fähigkeit zu ordnen, also sinnbezogen zu denken wie zu handeln.* Freiheit heißt also nicht "alles tun können, egal was", sondern sie heißt "das können, was richtig ist". Nur der wiederum kann etwas, der "auch anderes tun könnte".
Die deshalb dem Willen Gottes entspricht, weil in seinem unendlichen Wissen die Ordnung und Vernünftigkeit der Welt gesichert ist. Sodaß die Sünde nicht anders verstanden werden kann denn als Verstoß gegen diese Vernunft, als Moment der Unfreiheit. Freiheit ist also nie Willkür, als die sie heute mißverstanden wird, sondern höchste Vernunftfähigkeit, und damit höchste Fähigkeit zu ordnen, also sinnbezogen zu denken wie zu handeln.* Freiheit heißt also nicht "alles tun können, egal was", sondern sie heißt "das können, was richtig ist". Nur der wiederum kann etwas, der "auch anderes tun könnte".
Dazu aber braucht der Mensch die Freiheit, nicht von Begierden getrieben zu werden, seinen Willen an sie abzuliefern, weil die sich keinen Deut um deren Vernünftigkeit und Sinnhaftigkeit scheren. Denn der Mensch ist eben kein Tier, das diese Einfügung in Gottes Willen kraft seiner Instinkte mit völliger Sicherheit hat, sondern er muß sich (seinem höheren Wesen gemäß) in die Wahrheit und den Geist heben, um überhaupt frei zu werden.
*Der Mensch ist zwar ZUR Freiheit geboren, aber nicht IN Freiheit. Diese muß er sich erst erwerben, und zwar im Geiste, zu dem er sich erst erheben muß (was Erwachswenheit hieße.) Das Konzept des "edlen Wilden", als einer ursprünglichen Freiheit und damit Lebensgeglücktheit, der die abendländisch-christliche kulturelle Entwicklung ihre Kraft nähme, wie es v. a. durch Margaret Mead ("Samoa") in den 1950er-Jahren so popularisiert wurde (und worauf sich dann die gesamte "sexual liberation", die Kulturrevolution etc. begierig stürzte) war eine einzige Lüge. So wie ihre Forschungen eine einzige Lüge waren. Meads "Forschungen" waren ihre eigenen Phantasien, aber niemals durch Empirie gestützt.
*240317*