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Sonntag, 2. August 2020

Aus einem Internet-Chat

(Angelehnt an eine tatsächlich so gefundene Konversation auf Twitter)
A] Warum nur habe ich das Gefühl, daß jeder von uns irgendeine Form von ADHS hat, mit seinen Nerven am Ende ist, Angst und Depressionen hat, ..
B] Mich wundert daß du dich wunderst. Die Leute verlieren ihre Arbeit oder müssen Angst haben daß sie sie verlieren, so wie es rundum ja passiert.
Nirgendwo mehr gibt es unbeschwerte Fröhlichkeit, alle müssen Angst haben, daß sie sich ihr Leben, ihre Wohnungen nicht mehr leisten können. 
Niemand weiß, wie die Zukunft aussehen wird. Jeden Tag muß man fürchten, daß ein nächster Lockdown kommt, irgendwo Straßenschlachten ausbrechen, und die Grenzen dicht gemacht werden.  
Ständig heißt es vor allem, daß alles so schrecklich wird, wenn es so weitergeht. Es ist, als würde man nicht nur alles falsch gemacht haben, sondern auch nichts mehr richtig machen können.
Man hat sogar das Gefühl, als hätte das eigene Leben keinen Sinn mehr, und wäre nur noch eine ununterbrochene Bedrohung für die Mitmenschen und für die Erde, solange man nicht wie ein stummer Sklave nickt und irgendwo hinterhertrottet.  
Man hat sogar das Gefühl, als würde man das Leben und seinen Sinn nicht mehr selbst denken können. Von überall her kommen Ratschläge, was man falsch macht und falsch denkt. Und wenn man sich dann Diskussionssendungen etwa im Fernsehen ansieht hat, wo es um Probleme der Welt geht, hat einer den Eindruck, als würden die von einer anderen Welt reden. Wie es ausschaut ist es am besten, wenn man überhaupt zuhause bleibt und sich ins Bett legt, um zu sterben. 
Man hat nämlich das schreckliche Gefühl, daß unter unsereinem eine stille Übereinkunft herrscht, daß keiner mehr etwas zu sagen oder zu denken oder zu tun wagen sollte. Schon gar nicht einfach so. Weil er fürchten muß, wenn er sich nicht ständig kontrolliert als sexistisch, rechtsradikal, rassistisch, nationalistisch, homophob, xenophob, genderverkehrt, coronagefährlich, antisemitisch und weiß Gott was noch verdammt, wenn nicht straffällig zu werden. 
Denn ich habe sogar oft schon Angst, von jemandem verraten und beim nächsten Polizisten angezeigt zu werden und für irgendwas Strafe zu zahlen. Einfach alles, was man macht und vor allem alles, was man bisher so gemacht hat, könnte eine mittlere Weltkatastrophe auslösen. Es ist zumindest die Schuld am Eisbärensterben, an den toten Kindern in Liberia, für die Kriege in Arabien, an der Ausbeutung der Frauen in Bangladesch, und an den Überschwemmungen in Südbayern, an den Waldbränden in Kalifornien und am Hurricane in Florida. 
An nichts darf man sich noch unschuldig freuen - wirklich allem ist die Unschuld genommen. Sogar jetzt im Sommer. Ist das Wetter schön und heiß, so richtig zum Baden, liest man sofort Ankündigungen von Trockenheit und Dürre in den Zeitungen und daß man besser sowieso nicht in die Sonne geht. Regnet es, berichten am nächsten Tag die Nachrichten über Unwetter und möglicherweise vernichtete Ernten zum Frühstück.
Ißt einer was Süßes, zerstört er seine Gesundheit. Ißt er salzig schon überhaupt. Ißt man Fleisch, vernichtet man das Weltklima. Lädt einen die Oma zum Essen ein, würgt man das Essen mit Magendrücken runter, weil die mit ihrer Kocherei den Planeten zerstört, den Regenwald vernichtet, das Plastik in den Weltmeeren vermehrt, und mit ihrem Kohlenofen sowieso verantwortlich für die Erderwärmung und fürs Walesterben ist.  
Und da wunderst du dich? Bessere Bedingungen für ein Desaster im Gehirn kann es doch gar nicht geben!