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Samstag, 15. August 2020

Denn der Vater sieht nur das Glied des Hauses (1)

Vielleicht wird die Stelle in der Heiligen Schrift unterschätzt. Sie sieht ja eigentlich leicht verständlich aus. Aber hört man genau zu, wird sie doch in Wirklichkeit unverständlicher? Was steht hinter Aussagen von Jesus (und sinngemäß finden sich eine Reihe solcher Stellen, und für zahlreiche weitere ist dieser Aspekt wichtige Ergänzung, die als Hintergrund mitzudenken wäre), in denen er Folgendes betont: Was einem seiner Brüder getan ist, das ist ihm getan. 

Warum bindet Jesus die "gute Tat" und die Nächstenliebe an die Eigenschaft des "Bruders"? Wäre da nicht jene Stelle viel wichtiger (und in der pastoralen Realität kennt der VdZ auch nur diese als gerne und viel verwendet), in der Jesus die Nächstenliebe NICHT daran bindet, daß der Hilfebedürftige Teil des Volkes Gottes (Israel) ist? Richtig, der Leser hat sie sofort erkannt - die Stelle des barmherzigen Samariters (siehe unter anderem Lk 10,25ff).

Stellen wir zuvor noch eine Verbindung her, nämlich mit der für manche vielleicht verstörenden Aussage, daß Jesus immer wieder betont, daß er ZUERST nur zu seinem auserwählten Volk gekommen ist. Andere bezeichnet er sogar als "Hunde", die keinerlei Barmherzigkeit (und Wunder) verdient hätten. Auch hier also beschränkt sich Jesus auf "seine Brüder", um es einfach zu sagen. 
Die Taufe als realer Vollzug der Zugehörigkeit.
Gott sieht nur den Menschen, der in Christus vor ihm steht. 'Der andere ist jenes Unkraut, von dem Jesus immer wieder spricht. Das zwar vorerst unangetastet bleibt, aber am Tag der Ernte ins Feuer wandert. So wird verständlich, warum es zu unseren Lebenszeiten dem Nicht-Getauften, sogar dem Bösen scheinbar nicht anders oder schlechter geht als mir, dem Getauften, dem "Besseren". (Und man darf, ja muß das so formulieren.) 

Gerade in der Gegenwart, die man ohne viel Verlegenheit als "gottfern" bezeichnen muß. Nach objektiven Gesichtspunkten! Nicht nach subjektiver Selbsteinschätzung. Denn das würde wohl kaum jemand zugeben, im Gegenteil, in den allermeisten Fällen behauptet der Gottferne sogar die größere GottNÄHE, sieht den subjektiven (und nicht objektiven) Weg als Rechtfertigung und Ausweis höherstehender Gutheit*. 
Die Wahrheit ist in ihrem Kern deshalb heute vielen so schwer verdaulich, weil sie einem der neuen Verhaltensparadigmen widerspricht, nämlich dem der Sentimentalität als Kriterium von gut und böse.
Gott sieht nur den Menschen, der in Christus lebt und ist. Indem er mit ihm Gemeinschaft hat, in das Leben der Dreifaltigkeit hineingenommen (genommen, nicht "getreten"; Gnade, nicht Eigenmacht) ist, und deshalb in Gott ist. Alle übrige Menschheit sieht Gott gar nicht. Sie wird deshalb am Jüngsten Tag ausgerissen und ins Feuer geworfen.

Und es gibt nur eine Stelle in der Heiligen Schrift, die man als letzte Hoffnung ansehen könnte, das ist jener Verweis aus Jesu Mund, daß "für Gott nichts unmöglich" ist.

Der Weg zur Erlösung ist objektiv. Er ist ein objektives und sehr reales Geschehen als Merkmal und Bezeichnung an BESTIMMTEN Menschen, die von Gott dazu auserwählt wurden. Durch die Kirche, die die Taufe vollzieht** und dadurch den bestimmten Menschen Gottes Volk zugesellt.

Wir haben keinen Anlaß zu meinen oder zu glauben, daß es auch anders sein könnte. Daß es einen Weg zu Gott und in die Seligkeit des Himmels gäbe, der außerhalb des Leibes Christi - der Kirche! - real würde. Es gibt auch keinen Weg "durch gute Taten". Und es gibt keinen Weg, weil jemand "das gleiche tut wie ein Getaufter", nur eben nicht getauft ist. Auch diese Stellen in der Heiligen Schrift sollte man da nicht übersehen, in denen Jesus darauf hinweist, daß am Jüngsten Tag zwei scheinbar das gleiche tun, am gleichen Ort sind, aber nur einer in die Erlösung hineingenommen weil gerufen ist.
"Wir haben gelebt wie Du!" Gehandelt, geliebt, gearbeitet, gefeiert und gelebt. Und sind nun doch nicht erlöst? 
Auf die Tat selbst, auf die Tat an sich kommt es eben nicht an. Der Katholizismus ist also einerseits sehr einfach, so einfach, daß er zu gewisser Nachlässigkeit verführen könnte. Denn er ist anderseits so real, so objektiv wirklich, wie wir es heute gar nicht mehr gewöhnt sind. In einer Zeit, in der wir nur noch am Bildschirm leben, und die jederzeitige Änderung eines Geschehens erfahren, das volatil ist.


Morgen Teil 2) Gottes Weg mit der Schöpfung ist real.
Wir sind aber die Realität, ja jede Realität nicht mehr gewöhnt.



*310720*