Bei der US-Firma Betty Crocker Foods stand man in den frühen 1950er Jahren vor einem Rätsel. Sämtliche Markterhebungen und -umfragen hatten ergeben, daß Instant-Lebensmittel, die viel Arbeit der Zubereitung ersparten, genau im Trend der Zeit lagen. Die amerikanische Hausfrau, an der Schwelle zur Beschafferin des Zusatzeinkommens, das die Konsumbereitschaft durch höheres Familieneinkommen entscheidend erhöhte, wollte solche Produkte, die Zeit sparten.
Aber die Produkte hatten Absatzschwierigkeiten. Am schlimmsten war es beim Betty Crocker Fertigkuchen. Dabei wurde laut Umfragen die Idee eines Fertigkuchens, den man nur noch ins Rohr zu schieben hatte, am begeistertsten begrüßt. Warum aber kauften die Hausfrauen (die die Einkäufe in den Supermärkten erledigten, also DAS Zielpublikum für Werbung war) ihn dann nicht?
Die Lösung entdeckte ein Marketing-Psychologe. Sie hieß ... Schuldgefühle. Und zwar unbewußte Schuldgefühle. Die Hausfrauen fühlten sich unbewußt schuldig, wenn sie sich durch Produkte von ihren Pflichten entlastet wußten. Niemals aber hätten sie das zugegeben!
Deshalb wiesen das die Umfragen nicht aus. Aber es waren sehr wahrscheinlich die geheimen Schuldgefühle, den Kuchen nicht selbst gemacht zu haben, also die Pflichten als Hausfrau verletzt zu haben. Das war die entscheidende Barriere, das Produkt zu kaufen, wie sich bald herausstellte.
Deshalb wiesen das die Umfragen nicht aus. Aber es waren sehr wahrscheinlich die geheimen Schuldgefühle, den Kuchen nicht selbst gemacht zu haben, also die Pflichten als Hausfrau verletzt zu haben. Das war die entscheidende Barriere, das Produkt zu kaufen, wie sich bald herausstellte.
Denn man schrieb hinkünftig groß auf die Packung, daß man zum Fertigmachen des Kuchens noch ein Ei dazufügen müsse. Das wurde sogar groß beworben. Dabei wurde sogar so getan, als käme es auf dieses eine Ei und die Art, es beizufügen, an.
Mit einem Schlag wurde der Betty Crocker-Kuchen zum Verkaufsrenner. Nun hatte die amerikanische Frau keine Schuldgefühle mehr, weil sie den Kuchen "doch noch selbst gemacht" hatte.
Das Produkt wurde zum Lehrbeispiel für die Konsumindustrie. Kaum ein Betrieb wollte noch ohne einen Psychologen auskommen, der feststellte, wo bei den Konsumenten allfällige Barrieren bestanden, und was ihre heimlichsten Wünsche waren, die es dann zu erfüllen galt. Plötzlich gab es nicht mehr Produkte, die einen Bedarf durch ihre Funktion erfüllten, sondern nun gab es den Tiger im Tank. Oder die in der Werbung fast unanständig sichtbar befriedigte Frau, nachdem ihr der Mann die Schlüssel zum neuen Wagen übergeben hatte. Rauchen wurde zum Sein eines Cowboys (Marlboro), oder zum Ausdruck der emanzipierten Befreiung. Usw.
Den Schritt zur eigentlichen Erklärung fand die Freudsche Psychologie freilich nie. Daß sich der Mensch nämlich immer an archetypischen Orten und damit Bezügen und damit Kräftediagrammen befindet, deren Ausdruck jenen Komplexitätsgrad annimmt, den die Zivilisation hat, verschließt der relativistische Evolutionismus des freudschen Menschenbildes. Der immer im Faktischen hängenbleibt, ohne eine definitive Begründung zu finden.
Das ist der Grund dafür, daß Freud in der "Sexualität" hängenblieb, als dem scheinbar stärksten Antrieb des Menschen. Nur - das stimmt gar nicht. Nicht in der expliziten Form, in der Freud es ansetzte.
Das wirkliche Geschehen in der Welt ist immer gleich, denn es folgt defacto immer gleichen geistigen Konstellationen, also der Grammatik der Worte "hinter allen Worten". Es ist lediglich historisch relativ, und muß damit immer neu kommunikativ entschlüsselt werden. So werden Produkte zu einem Schlüssel, einem gewollten Beziehungsort - also einem vollkommenen, "runden" Sein, das aber in seinem Wesensgrund immer gleich ist - beizutreten. Dort befindet man sich jeweils so lange, als dieser Besitzzustand (als Teil der Fülle der Existenz) aktualisiert wird.
Für den Freudianismus aber, der die heutigen Köpfe so fatal beherrscht, sind diese tiefsten Antriebe des Wirklichen irrational. Dabei sind sie das genaue Gegenteil: Höchste Form der Rationalität, nämlich ... die Wahrheit. Für die Psychoanalyse sind hingegen Schuld und Leiden Elemente der Psyche, die in jedem Fall falsch und ungerechtfertigt sind, weil es keinen absoluten, objektiven Bezug des Menschen gibt. Damit wird menschliches (seelisches) Leiden auf jeden Fall unberechtigt, und das Leiden selbst ist das Ziel, das es vom Antlitz der Erde auszulöschen gilt. Es geht um die Herstellung von Wohlbefinden, egal wie, egal wodurch.
Das aber ist Ideologie, das ist Weltanschauung, keine Wissenschaft.
Somit sind auch Empfindungen von Schuld keine relativen Empfindungen ohne absoluten Wert, sondern die Spitzen der tiefsten Grundverfassung der Welt, die gewissermaßen "in den Menschen hineinragt" und trägt. Schuldgefühle sind damit Anzeige eines echten Verstoßes gegen die Wahrheit. Die Psychologie arbeitet somit bestenfalls mit Tricks, diese echte Verfaßtheit zu umgehen, und auf Ersatzziele - auf Sündenböcke, also Stellvertreter - zu lenken.
Es muß aber darum gehen, das historische Kleid der Schuld zu dechiffrieren, um so die wirkliche Sünde - als Seins- und damit Selbstverfehlung - zu entdecken. Denn es geht um echte Schuld, immer. Diese ontologische Tatsache zu verneinen und auf lediglich relative, in sich also substanzlose Schuldkonstrukte umzulenken ("zu schieben"), stattdessen das Sein (und seine Vertreter) selbst als "schuldig" zu identifizieren (den Bezug auf das Sein also als "Machtmittel" zu verleumden), ist das Wesen von Manipulation.
Den Schritt zur eigentlichen Erklärung fand die Freudsche Psychologie freilich nie. Daß sich der Mensch nämlich immer an archetypischen Orten und damit Bezügen und damit Kräftediagrammen befindet, deren Ausdruck jenen Komplexitätsgrad annimmt, den die Zivilisation hat, verschließt der relativistische Evolutionismus des freudschen Menschenbildes. Der immer im Faktischen hängenbleibt, ohne eine definitive Begründung zu finden.
Das ist der Grund dafür, daß Freud in der "Sexualität" hängenblieb, als dem scheinbar stärksten Antrieb des Menschen. Nur - das stimmt gar nicht. Nicht in der expliziten Form, in der Freud es ansetzte.
Das wirkliche Geschehen in der Welt ist immer gleich, denn es folgt defacto immer gleichen geistigen Konstellationen, also der Grammatik der Worte "hinter allen Worten". Es ist lediglich historisch relativ, und muß damit immer neu kommunikativ entschlüsselt werden. So werden Produkte zu einem Schlüssel, einem gewollten Beziehungsort - also einem vollkommenen, "runden" Sein, das aber in seinem Wesensgrund immer gleich ist - beizutreten. Dort befindet man sich jeweils so lange, als dieser Besitzzustand (als Teil der Fülle der Existenz) aktualisiert wird.
Für den Freudianismus aber, der die heutigen Köpfe so fatal beherrscht, sind diese tiefsten Antriebe des Wirklichen irrational. Dabei sind sie das genaue Gegenteil: Höchste Form der Rationalität, nämlich ... die Wahrheit. Für die Psychoanalyse sind hingegen Schuld und Leiden Elemente der Psyche, die in jedem Fall falsch und ungerechtfertigt sind, weil es keinen absoluten, objektiven Bezug des Menschen gibt. Damit wird menschliches (seelisches) Leiden auf jeden Fall unberechtigt, und das Leiden selbst ist das Ziel, das es vom Antlitz der Erde auszulöschen gilt. Es geht um die Herstellung von Wohlbefinden, egal wie, egal wodurch.
Das aber ist Ideologie, das ist Weltanschauung, keine Wissenschaft.
Somit sind auch Empfindungen von Schuld keine relativen Empfindungen ohne absoluten Wert, sondern die Spitzen der tiefsten Grundverfassung der Welt, die gewissermaßen "in den Menschen hineinragt" und trägt. Schuldgefühle sind damit Anzeige eines echten Verstoßes gegen die Wahrheit. Die Psychologie arbeitet somit bestenfalls mit Tricks, diese echte Verfaßtheit zu umgehen, und auf Ersatzziele - auf Sündenböcke, also Stellvertreter - zu lenken.
Es muß aber darum gehen, das historische Kleid der Schuld zu dechiffrieren, um so die wirkliche Sünde - als Seins- und damit Selbstverfehlung - zu entdecken. Denn es geht um echte Schuld, immer. Diese ontologische Tatsache zu verneinen und auf lediglich relative, in sich also substanzlose Schuldkonstrukte umzulenken ("zu schieben"), stattdessen das Sein (und seine Vertreter) selbst als "schuldig" zu identifizieren (den Bezug auf das Sein also als "Machtmittel" zu verleumden), ist das Wesen von Manipulation.
*020820*