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Dienstag, 11. August 2020

Über den Umgang mit Aphorismen (2)

Teil 2) Ein zweiter Teil,
um das Gesagte zu verlangsamen,
und damit dem Inhalt auf andere Art gemäßer zu werden



Dies eingedenk, sehen wir Versuche, wie sie William M. Briggs über Twitter durchführt, mit einer gehörigen Vorsicht.

Der Leser möge das oben Gesagte selbst einbedenken, wenn er Nachrichten wie die Folgenden liest, in denen Briggs wie einen Aphorismus eine Aussage (nicht nur) über den Journalismus trifft.

Deren Formproblem mehr noch als bei deren "Entstehung", wie Briggs (oder zuvor Thomas von Aquin - Briggs "reitet" auf dessen Worten, so wie alles Sprechen das Reiten auf einem geliehenen Pferd ist) zu einem geistigen Problem wird. Dessen Spuren in der seelisch-sinnlichen Welt, in der konkreten Realität sohin, nur dann erkennbar sind und werden, wenn wir im Geiste das wirklich Wirkliche und damit Umfassende Ganze - Gottes Wort und Wissen ist der einzig sinnvolle Deutungshorizont der gesamten Dinge innerhalb der Schöpfung, ist LOGOS - begriffen haben.
Schriftlichung ist als Ensemblierung von Bildern, deren Inhalt "im Unsichtbaren Dahinter" steckt, die Aneinanderreihung von Repräsentanzen von wirklichen Dingen, deren Abstraktionsgrad nur dem zugängig ist, der die Entschlüsselungsmaschine für Symbole bei sich hat und bedienen kann.
Greifen wir Briggs Twitterbotschaft also exemplarisch heraus. Stellen wir dabei die Art ins Zentrum der Betrachtung, in der er mit einer großen Wahrheit aus dem Munde des "Engelischen Lehrers", also von Thomas von Aquin, umgeht. Die wir freilich schon durch die Transponierung in dieses Format - das eines zusammenhängenden, überhaupt erst Text seienden Textes - verändert haben. Weil eben ein Text, eine Nachricht, eine Botschaft, also Sprache, Wort, nicht ohne die Art begreifbar sind, in der sie übermittelt werden. Ohne es so banal und unvollständig auszudrücken, wie Marshall McLuhan es tat: Das Medium IST die Botschaft.
Freedom of mind is absolutely necessary for perfection in virtue, for, when it is taken away, men easily become "partakers of other men's sins", either by evident consent, or by flattering praise, or at least by pretended approval. (St. Thomas Aquinas)

(Übertragung:) Freiheit des Geistes ist für die Vollkommenheit in der Tugend absolut notwendig, denn wenn sie fehlt, werden die Menschen leicht zu "Teilhabern an den Sünden anderer Menschen", entweder durch offensichtliche Zustimmung oder durch schmeichelhaftes Lob oder zumindest durch vorgetäuschte Zustimmung.
This is how journalists go bad.
(Übertragung) Genau das ist der Grund, warum Journalisten heute immer schlechter werden.
In sich ist also die Nachricht das Ausgesagte selbst! In einer Tautologie drückt der Hl. Thomas das aus, was der Ausdruck selbst ist und damit illustriert: Die Wahrheit ist ohne die innere Struktur und Charakteristik ihres Trägers nicht denkbar weil möglich. Der Duft des Gesagten ist selbst Teil des Gesagten. Und der Inhalt verändert sich in dem Maß, als das Medium wahr sein kann.
Vielleicht ahnen wir nun, warum die Wahrheit selbst ... Person ist. IST. Nicht "sagt", wie eine Lehre. Wie die Wahrheit aber nicht einfach Person, sondern ... göttliche Person ist, nämlich: Jesus Christus. Der Weg, Wahrheit und Freiheit selbst ist. IST. Als das einzige Medium, in seiner leibhaften Inkarnation, in seiner Historizität, das der Wahrheit selbst gemäß ist. Weil er also Sakrament ist.

Ahnen? Ja, ahnen. Weil Ahnen die letzte uns erreichbare Möglichkeit und Fähigkeit ist, in der wir uns Gott, der Wahrheit selbst, nähern können. Denn die Natur dieses Mediums ist uns nicht in Besitz gegeben. (Auch wenn wir in den letzten Jahrzehnten in der Illusion gewogen wurden, sie wäre uns verfügbar, unseren eigenen Händen, unserem eigenen Wollen übergeben weil "gleich".)

An ihr wirklich teilhaftig zu werden, selbst Medium der Wahrheit zu werden sohin, ist aber nur noch als Gabe Gottes denkbar, weil geschenkhafter Teil der wirklichen Wirklichkeit. Achten wir nur darauf, daß wir nicht als Twitter-Bildschirm durch die Welt laufen. Denn dann wird sie nie Platz nehmen, und Sitz und Thron der Wahrheit selbst sein.
Sodaß wir der Aussage von Briggs eine sorgenvolle Konnotation beifügen müssen. Ob nämlich nicht der Verfall des Journalismus eine Folge der Prägung der Menschen DURCH die konkrete Gestalt der Medien sind, in denen sie in die Welt gebären. Denn es ist das Format, das den Inhalt eigentlich formiert weil den Rang der Botschaft vorgibt. Dem dann jede Interpretation auf genau jener Stufe folgt, auf der sie serviert wird.  
Sodaß wir uns ernsthaft Sorgen machen müssen, wohin Briggs selbst eines Tages gewandert sein wird. Der solche Botschaften wie oben per Twitter verbreitet.


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