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Donnerstag, 13. August 2020

Es fällt nur auf (1)

Geht man im Juli 2020 durch das ungarische Ödenburg/Sopron fällt auf, wie viele Geschäfte nach dem Shutdown (den es natürlich auch in Ungarn gab) gar nicht mehr aufgesperrt, oder bald danach aufgegeben haben. Meist sind es kleine und persönliche Unternehmen, die die Reserven nicht hatten, den dramatischen Umsatzverlust zu überstehen. 

Bei dieser Gelegenheit fiel dem VdZ ein seltsames Gespräch wieder ein, das er bei einem Adventmarkt (es muß im Jahre 2018 gewesen sein) an einem Punschstand der Lions-Vereinigung geführt hatte. Wo er mit einem gut deutsch sprechenden Mann über die damals gerade fertiggestellten, mit EU-Geldern finanzierten Umbau- und "Verschönerungsmaßnahmen" in der halben Stadt zu reden kam. 

Es ging um die wirtschaftlichen Schäden für die durch eine über zwei Jahre währende, wirklich riesige Baustelle in ihrer Charakteristik völlig veränderte Stadt. Viele Unternehmen mußten daraufhin schließen. Allesamt Einzelunternehmen, kleine Firmen, die sich so schlecht und recht über Wasser gehalten hatten. Nun aber aufgeben mußten. 

Dieser "weltgewandte" Ungar meinte nun, daß es diesen Unternehmen auch gebühre. Es sei notwendig, sich den neuen Zeiten und den neuen Leitbildern anzupassen, die die Stadtregierung für Sopron verordnet hatte. Die Kälte, die in seinen Aussagen zu spüren war, ließ den VdZ und dessen Begleitung erschaudern. Mit welcher "Logik" der Mann, der offenbar für die offizielle Haltung der Obrigkeiten stand, die Auslöschung so vieler Existenzen guthieß, und die neu ordnen sollenden Maßnahmen der Stadtregierung rechtfertigte!

Sopron hatte ein neues Leitbild entworfen, und sollte nun, nach zahlreichen Studien, zu einem Touristenziel werden. Denn die Studien hatten ergeben, daß die alte Bausubstanz, die Spuren bis in die Römerzeit aufweist, das eigentliche Vermögen der Stadt sei. Das es durch Tourismus auszubeuten gelte. 

Daß Sopron über die letzten achthundert Jahre nachweislich Handels- und Wirtschafts-, ja Bergbaustadt war, spielte und spielt nun keine Rolle mehr. Mit Federstrich wurde die Stadt zu einem hübschen Ziel des Tourismus umgemodelt, und wer nicht mitspielt in diesem Spiel, hat verloren. Auch die Charakteristik der Unternehmen hat sich deshalb dem neuen Ziel anzupassen. 

Was hat das mit den Corona-Ereignissen von 2020 zu tun? Nun, es fällt auf, daß diese Ziele auffällig mit dem Wunsch der Obristen zusammenstimmt, die die Auslöschung traditioneller Strukturen regelrecht herbeigeführt und gewünscht hat. Denn nur Unternehmen, die sich auf den (Tages-!)Tourismus einstellten, sollten zukünftig eine Existenzberechtigung haben. Alle anderen störten nur den Charakter des Attraktiven, wie man es sich als Touristenwunsch vorstellte, und das man herzustellen wünschte. 

Blende. In zahlreichen Stellungnahmen war noch vor einem halben Jahr hier wie dort von einer bevorstehenden Weltwirtschaftskrise die Rede. Liberale, vorgeblich großartig "kritische" Ökonomen prophezeiten für 2020 einen Giga-Crash.  

Die Begründung? Das Bankensystem würde zusammenbrechen, hieß es fast unisono. Und warum? Weil es in der globalen Wirtschaft gut zehn, fünfzehn oder gar zwanzig Prozent sogenannter ZOMBIEUNTERNEHMEN gab. Unternehmen, die viel zu wenig produktiv waren, und durch (billige) Kredite diesen Rückstand in der Produktivität immer wieder verschleiern hatten können. Das sind Unternehmen, die keine wirkliche Eigensubstanz mehr hatten, die sich gerade so von Jahr zu Jahr weiterschleppten. Und dadurch ungeheure Mengen an produktiven Mitteln - Menschen, Maschinen, Gebäuden, Grundstücken - blockierten. Ressourcen, die bei entsprechender Anpassung an die neuen globalen Verhältnisse weit produktiver einzusetzen wären!

Dann kam Corona. Und der VdZ wird einen seltsamen Eindruck nicht los. Daß diese sogenannte Corona-Krise ein eigentümlicher Vorgriff auf die angeblich in den Augen der Experten längst fälligen "Bereinigungsmaßnahmen" ist. Es sind nämlich jene Zombieunternehmen, die den dramatischen Umsatzeinbruch nicht mehr länger verkraften. Unternehmen, die sich - brav, möchte man sagen, im eigentlichen Sinne des Wortes, nämlich tapfer, mutig, tüchtig, fromm, also pietätvoll - von Jahr zu Jahr weitergekämpft haben. Die ihre Mitarbeiter hielten, die sich als Familie fühlten und eine solche bieten wollten, die zu wenig weil (!) nicht nur (!) an Profite dachten, sondern einfach sein wollten, ohne diesen ständigen Umwandlungsdruck.
Die Vergabe von Hilfsgeldern sowohl national wie international (EU) soll nun, wie angekündigt wurde, an zwei Bedingungen geknüpft sein: Einerseits sollen nur Unternehmen gefördert werden, die vor der Corona-Krise auch rentabel waren. Anderseits sollen Hilfegelder an die Bedingung zu "nachhaltigen ökologischen Maßnahmen" gebunden werden. Was immer das heißt, wie immer es in der Praxis aussehen wird, so klingt hier ganz deutlich durch, daß diese Maßnahmen zur Prüfstelle werden, um angebliche und sogenannte "Zombieunternehmen", Unternehmen die in den Augen dieser Wirtschaftsexperten kein Überlebensrecht haben. 
In diesem Zusammenhang wird bedeutend und erhellend zu bedenken, daß unmittelbar nach Ausbruch der "Corona-Krise" (die erst durch diese Ansage überhaupt eine solche wurde, das darf man schon gar nicht vergessen) in Österreich jenes Gesetz geändert wurde, das bis dorthin jedem Unternehmen einen Rechtsanspruch auf Umsatz- und Gewinnentschädigung gab, wenn der Staat solche Generaleinschränkungen erlassen sollte. Nunmehr darf der einzelne Unternehmer "ansuchen", und eine Stelle der Wirtschaftskammer (das ist in Österreich die Standesvertretung der Unternehmenden und Kapitalunternehmen ohne Unternehmende) prüft den Antrag. Aus einem generellen Rechtsanspruch wurde so ein Bitt- und Flehgesuchl, dem stattzugeben Kriterien verlangt, die die (ÖVP-dominierte) Wirtschaftsprüfung unternimmt.

Morgen Teil 2) Da kam eine Corona-Krise sehr gelegen.
An der ist niemand schuld.



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