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Samstag, 19. April 2008

Dreißigjähriger Krieg - III

Ein bemerkenswertes Licht auf den Charakter des Winterkönigs Friedrich und seiner englischen Angetrauten liefern zwei belegte Fakten:

Während der (entscheidenden) Schlacht am Weißen Berg 1620 hatte der König festlichst getafelt. Man hatte ihm erzählt (und er glaubte immer, was man ihm erzählte), daß die kaiserlichen Truppen völlig demoralisiert und hoffnungslos in der Unterzahl seien, es so nie wagen würden, die protestantischen Böhmen anzugreifen. Nach dem Mahl bestieg der König sein Pferd, um zur Verdauung ein wenig auszureiten. Immerhin hatte er ja die Angelegenheit im Gebet Gott überantwortet, wie er seiner Frau sagte. Wie staunte da der König, als er an die Stadttore Prags kam, und ihm die ersten derangierten Soldaten entgegenkamen, die von der Niederlage berichteten!

Die Natur seiner Frau war kaum anders geartet - die zahlreichen Kinder der beiden geben anderes Zeugnis der Gemeinsamkeiten, die diese beiden Gemüter hatten. Auf der Flucht schrieb sie an ihre Freundinnen, daß sie ihnen bei Gelegenheit von den gar humorvollen Begebenheiten ihrer als "bon voyage" betitelten Irrfahrt, auf der sie gerade zwischen den anrückenden Heeren entkamen (die Pfalz selbst war längst unter spanischer Herrschaft) und versprach denen, daß sie herzlich lachen würden.

Das lag wohl in der Familie und zeigte sich allerspätestens, als die Spanier - die von Süden den Rhein entlang gekommen waren - Heidelberg, die Hauptstadt der Pfalz, angriffen. Der englische König, der sich lieber aus allem heraushielt, hatte auf das Hilfeersuchen seines Schwiegersohns erstmal bei der Königsmutter per Kurier angefragt, ob die Spanier wirklich hier angriffen (und nicht nach Böhmen einschwenkten, zur Verstärkung der kaiserlichen Truppen vor Prag). Woraufhin die Dame aus dem Fenster sah und meinte, sie müsse erst nachfragen. Doch wäre das derzeit nur schwer möglich - es sei nämlich die Burg, in der sie sich aufhielten, belagert.




*190408*