Malraux meint, daß das erste des Künstlers die Imitation sei. Dort setze jeder Künstler an - im Versuch der Teilhabe an der Welt der Kunst und Künstler. Kein Künstler suche die Teilhabe "an der Welt".
Für Malraux ist somit Kunst ohne Tradition - ohne Vorbilder - überhaupt undenkbar. Weil Kunst immer nur im Rahmen der bereits bekannten Formen anhebt, um diese dann im Ringen um Individuation zu überwinden. Die Frage nach dem Ursprung der Kunst sei also nur die nach den "Urbildern", den allerersten Bildern, die am spannendsten noch in den Höhlenmalereien zu stellen seien: Auch dort sei bereits ein Stil als Ausdruck einer Kulturdurchdringung geprägt.
Das bestätigt, was ich bereits mehrfach schrieb, daß die Zerstörung der kulturellen Formen im 19. und vor allem im frühen 20. Jahrhundert alle späteren Generationen regelrecht ins Nichts - in die Identitätslosigkeit - stieß. An deren Folgen wir heute leiden. Und zwar auch und vor allem durch die Entwertung der Vergangenheit (als: verwerfbar) aus diversen Ideologien heraus, die kurzfristige politische Ziele erreichen wollten, für die Identitätslosigkeit, ja Teilamnesie Voraussetzung war.
(Wer die Vergangenheit verwirft, verwirft nämlich ausschließlich das, was gut an ihr war!)
*110408*