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Donnerstag, 10. April 2008

Wissenschaftlicher Standard ...

Bei Diplomarbeiten und Dissertationen melden Universitäten des deutschsprachigen Raumes folgende Fakten:

Beim Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten - vor allem zum Erwerb akademischer Grade - ist ein "Wandel der Kulturtechnik" zu beobachten, wo Forschen und Wissenschaft immer mehr zu einem mehr oder weniger "themengemäßen" Zusammenstellen von Textbausteinen aus dem Internet entwickelt, deren Stimmigkeit nicht selten "ästhetischen" Gesichtspunkten bzw. der Intuition anheimgestellt wird.

Eine für ein österreichisches Ministerium erstellte aktuelle Studie belegt den steigenden Einfluß des Netzes als Wandel der Kulturtechnik drastisch: selbst in akademischen Abschlußarbeiten sind in sieben von dreißig Arbeiten eindeutig Plagiatsstellen zu finden. Ein noch stärkeres Indiz für den Wandel bedeutet der Umstand, daß sich in Quellenverzeichnissen wissenschaftlicher Arbeiten mittlerweile fünfmal soviele nicht-wissenschaftliche WEBquellen wie DRUCKquellen finden. Das legt eine Änderung der Kriterien nahe: denn web-literacy (Kenntnis des webs) ist für einen Prüfer mittlerweile unerläßlich. Denn die "Produktpiraterie" nimmt dramatisch zu. Und damit die Verflachung universitärer wissenschaftlicher Arbeit.

Derzeit gibt erst zaghafte Vorstöße dahingehend, wie dieser Plagiatisierung wissenschaftlichen Arbeitens Einhalt geboten werden kann. Wobei das von der EU so stark geförderte "E-Learning" (Stefan Weber nennt das in einem Buch "Technologie-PR") sehr kontraproduktive Auswirkungen hat, weil es diesen rücksichtslosen und undifferenzierten Umgang mit diesen Technologien (dieser Umgang liegt in deren Natur und Wesen) fördert. Denn elektronische Information ist auch extrem "vorläufig" (ein falscher Text kann sofort gelöscht oder verändert werden.) (Es ist ein Irrtum des Rationalismus zu meinen, daß es gleichgültig ist, welche gestalthafte Form Information trägt, welches Medium also sie trägt. Denn auch das Medium ist Botschaft.)

Eine Auswirkung - Symptom, Wirkung, aber auch Ursache - dabei: der Verlust jeder Schreib-, Sprach-, Textkultur. Denn ein Text-Assembler der Generation Google braucht kaum noch mehr Sprachkenntnisse als das Formulieren von "Textbrücken" erfordert.



*100408*