Nicht der Besitz der Produktionsmittel im Sinne der Güterproduktion, schreibt Helmut Schelsky in "Die Arbeit tun die anderen", sondern der Besitz der Produktionsmittel im Sinne der Sinnproduktion, der Bewußtseins- und Normbeherrschung einer Bevölkerung, machen heute die Fronten der Klassenherrschaft aus. Die Angehörigen dieser neuen Klasse der "Sinnvermitler" oder "Sinnproduzenten" herrschen über die Klasse derer, die mit ihrer Arbeit die für alle notwendigen Güter produzieren. Eine Zweiteilung der Gesellschaft, mit einer neuen Priesterklasse: jenen, die anschaffen, und jenen, die die Arbeit verrichten und damit erstere nähren. Welch letztere aber das Normengerüst vorgeben, dem erstere in ihrer oft ganz privaten Lebensführung und mit totalitär-moralistischem Anspruch zu entsprechen haben.
Nicht materieller Mangel, wie im 19. Jhd., kennzeichnet also unsere Lage. sondern ein geistiges und geistliches Vakuum, in das diese Reflexionselite vorgestoßen ist. Die ihre Macht auf eine neue Art von Religion gründet, die auf sozialreligiösen Heilsverheißungen beruht, und deren Nährboden der unorthodoxe, zum Teil unbewußte Marxismus der westlichen Sozialfortschrittlichen ist.
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