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Montag, 28. Oktober 2013

Zum Wesen des Geldes (2)

Teil 2) Nur die Juden haben Geld




Nur Juden bleiben noch internationale Händler von Waren (und Sklaven), sie können sich auch in der islamischen Welt problemlos bewegen. (Sie  haben deshalb auch noch eher Gold.) Und fast alle der wenigen Kaufleute, "Berufsspezialisten", die noch geblieben sind, die vom Handel leben, sind tatsächlich Juden. In enorm vielen Aufzeichnungen und Urkunden ist "Jude" mit "mercator" (Kaufmann) verbunden. Sie genießen im Frankenreich bald zahlreiche Vorrechte, weil die Könige sie als notwendig erkennen. Wer sie erschlägt, muß eine hohe Bußabgabe leisten. Nicht selten leisten sie sogar diplomatische Dienste, sind Verbindungsglied zur islamischen Welt, zumalen über Spanien. Schon um 830 tauchen erste Niederschriften auf, in denen man ihren Reichtum und ihre Privilegien beklagt.

Aber der Spruch erhält seine Begründung: daß jene Städte aufblühen, die zwei Dinge in ihren Mauern haben - Klöster und Juden. Es ist auch eine Tatsache, daß sie die Kirchenschätze ausbeuten (Geld!), und neben dem Gewürz- auch den äußerst lukrativen Sklavenhandel mit dem Orient betreiben. So manche Legende führt sich darauf zurück - etwa "Kinderraub". Aber nur dort gibt es noch Großhändler. "Jude" und "Kaufmann" wird sinngleich verwendet.

Doch verglichen mit der Zeit VOR den Sarazenenangriffen ist das Handelsvolumen bescheiden. Auch das für landwirtschaftliche Produkte. Vorher hatten auch Großgrundbesitzer Geld, zahlten ihre Steuern damit - nun nicht mehr. Weihrauch und Öl verschwinden aus den Kirchen, werden durch Wachskerzen ersetzt. Gegenden, wo Wein wächst, sind heiß begehrt - kaufen kann man ihn nicht. Klöster werden zu autarken Selbstversorgern.

Etwas Gold kommt auch noch über die Nadelöhre, die geblieben sind: Venedig und Süditalien mit ihrer Anbindung an Byzanz (wo es nach wie vor Gold und Geld gibt), und die Niederlande, als Knotenpunkt zwischen Skandinavien und Britannien. Über die Flüsse gibt es auch noch geringen Warenstrom ins deutsch-gallische Binnenland, wenn auch zunehmend schwer bedrängt von den Normannen, die alles plündern und verwüsten. Zunehmend werden die Städte deshalb zu Festungen, das Umland ist ja ständig verwüstet und "Niemandsland". Bis Otto dem Großen (bis 955) fallen auch ständig die Magyaren vom Osten her ein und rauben und brandschatzen, was ihnen in die Finger fällt.

Wie kamen die Skandinavier zu ihrem Gold? Über den Handel mit Byzanz und den Arabern - über die Wolga und das Schwarze Meer. So kommen auch noch geringe Mengen Gewürze, oder Seide, oder kunstgewerbliche Gegenstände nach Europa. Und ägyptischer Papyrus. Der bis ins 7. Jhd. allgemein Schreibmaterial war. Das viel teurere, aufwendiger herzustellende Pergament, fein geplättetes Leder, kommt deshalb auf.

Es gelang Karl allerdings nicht, die Geldprägung zu zentralisieren, obwohl er sie wieder als Königsrecht reklamierte. Nach ihm fiel es überhaupt wieder an Grafen (als Landesherren) und auch an die Kirche. Die Zeit der reichen Könige in Europa ist vorerst zu Ende. Wobei - bei so geringem Warenaustausch, war auch ein überregionales Zahlungsmittel kaum notwendig. Jede Stadt prägte also ihr eigenes Zahlungsmittel, es wurde ja nur regional umgesetzt. Das ging so weit, daß die Alpenpässe, die in die Provence führten (eines der von den Sarazenen am meisten heimgesuchten Gebiete) verödeteten, weil nicht mehr gebraucht wurden.

Auch mit dieser Silberwährung spaltete sich Orient vom Okzident, wo es nach wie vor Gold als Zahlungsmittel gab.




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