Uralt sind die Wurzeln der Tonsur, des Scherens der Schädel, der Entfernung der Haare, und sei es nur durch Andeutung. Denn es ist ein uralter germanischer Brauch, eine Sichtweise, die mit der Symbolik des Haares generell zusammenfällt, auch hier weltweit: Wallendes Haar war Symbol der Freiheit und Auktorität, und diese konnte sich nur auf sichtbar gewordenen göttlichen Willen berufen. Es war sogar mehr: Es war rechtliches Konstituens der Herrscherwürde.
Noch bei den Merowingern war das Scheren der Schädel eine Maßnahme, die von dieser Würde ausschloß. Sie erhob und kennzeichnete den Menschen, dem von außen die Insignien - Schwert, Szepter etc. - entgegengebracht wurden, die er in Besitz nahm.
Macht hatte Simson, Macht hatte der, der sein Haar lang und wallend trug. Und die Art, mit dem Haar zu verfahren, sagt alles über den Umgang des Menschen mit der Freiheit aus. Noch heute ist es kein willkürliches Zeichen, sondern tiefe Aussage über den Menschen.
Einer Königin der Merowinger wurde von bösen Verwandten Schwert und Schere überbracht, mit der Frage, daß man ihre Enkel nun ja auch scheren müsse "wie das übrige Volk", das heißt: sie um ihre Königswürde gebracht werden müßten (berichtet Gregor de Tours). Da entschied sie sich weinend für das Schwert, man solle sie töten. Denn der Tod schien ihr erträglicher, als ein Leben unter der Geschlechtswürde.
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