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Montag, 14. Oktober 2013

Umso erschütternder

Der werte Leser möge sich diesmal der Musik widmen. Es gibt Musikwerke, die in ihren Motiven eine Erschütterung der Weltfundamente ausdrücken, wo wie in den letzten September-Erdbeben in Sopron alle Fundamente wanken, und dabei nur neu werden ...

Auf diese Darbietung ist der Verfasser dieser Zeilen zufällig gestoßen. Eine erstaunliche, großartige Interpretation des Violinkonzerts in D-Dur von Tschaikowsky. Sowieso eines der Lieblingswerke des Verfassers dieser Zeilen. Das Thema, das um Luft ringt, verschafft sich erstmals ab etwa Minute 7 Luft, das Orchester antwortet hier erstmals, dankbar, nach unerträglich gewordener Spannung schreien die Bläser.

Diese Interpretation ist in ihrer unsentimentalen, präzis-nüchternen, damit umso mächtigeren Wirkung, die einem wie um die Ohren fliegt, mehr als hörenswert. Noch dazu, wo Tschaikowskij ohnehin in seiner Musikdramaturgie die Sonate als Procedere der Themenläuterung bis zum Extrem ausreizt. In seinem verzweifelten Kampf um Reinheit, damit um Wahrheit, die so gut wie alle seine Werke zu flehenden Gebeten macht. Man denke an seine 6. Symphonie, in Sentimentalität gebracht völlig unterschätzt. (Darin Rachmaninow ähnlich, und übrigens auch Bruckner.) Da paßt die technische Präzision der Japaner - die großartige Solistin auf ihrer Stradivari (dem Klang nach muß das eine Stradivari sein; eine Guarneri ist doch noch weicher? eine barocke Italienerin ist es aber auf jeden Fall) ist Sayaka Shoji - einmal hervorragend*. Lassen Sie sich erschüttern, wählen Sie die Anarchie, für 35 Minuten.

Der Jubel des Publikums ist berechtigte Entladung aus Befreiung.









*Der Verfasser hat schon Japaner und Koreaner den sehr europäischen Schubert am Klavier interpretieren gehört. Schrecklich. Diese Erlebenswelt ist diesen Völkern offenbar einfach fremd.



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