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Freitag, 21. August 2015

Dem soll nichts genommen werden

Einen wirklich hervorragenden Artikel von Michael Klonovsky in seinem acta diurna wagt der VdZ hier blank zu übernehmen. Nicht, um dem Autor irgendetwas von seinem Ruhm zu nehmen, sondern im Gegenteil: Um ihm NICHTS zu nehmen. Denn das passierte mit bloßem Linkverweis. (Sollte Klonovsky damit nicht einverstanden sein, wird der VdZ den Blogeintrag natürlich sofort löschen.) Aber der Artikel ist derartig präzise, bleibt dabei aber ungemein verhalten, selbstironisch und erzählerisch, und stellt damit eine brisante Problematik der Zuwanderung in Deutschland so umfassend dar, daß ihm in diesen Hinsichten nichts hinzuzufügen wäre und jede Kurzbeschreibung müder Abklatsch bliebe.

Klonovsky gehört zu jenen Autoren, die der VdZ mit beobachtet. Warum tut er das? Weil Sprache und damit Denken keineswegs eine individuelle Erfindung ist, sondern immer nur in Bezug auf einen Sprachraum als geistigen Raum zu sehen ist. Sprache (lingua) ist insofern also ein Medium, das sich entwickelt, vor oder zurück. Und wer sich fragt, warum man so oder so denkt, sollte vor allem schauen, was "wird gedacht", das "wird gesagt". Nicht, um hündisch nachzuhecheln, sondern weil in dieser Hinsicht Sprache tatsächlich ein gemeinschaftlicher Raum ist, von dem zu entfernen eigentlich unmöglich, in jedem Fall gefährlich ist.

Der VdZ sieht sich ja keineswegs - ein Vorwurf, der ihm bereits gemacht wurde - als archäologistischer Nachläufer, sondern er beobachtet sehr wohl und sehr genau, was ganz aktuell "gedacht, weil gesagt und erzählt wird". So manche, die ihm "mangelnde Aktualität" vorwerfen, sind außerdem selbst erstaunlich uninformiert über den Stand des Denkens, über den Stand des geistigen Raumes, eines Sprach- und damit Denkraumes. Das heißt nicht, daß jede Einzelstimme immer in allem Recht hat. Das heißt aber, daß alle, die sich um wahre Sprache, um wahres Denken mühen, beitragen, die Teilhabe eines Sprachraumes und damit die Entwicklungsstufe einer Kultur an Wahrheit, Schönheit und Gutheit, zu ermöglichen.

Niemand schreibt oder denkt (oder west) im luftleeren, autonomen Raum. Sondern er steht immer an einem Ort, und sein Dasein ist ein Wechselwirken mit dem Umgebenden. Dem er verdankt, dem er nimmt, dem er aber auch gibt, und zwar genau dann, wenn er versucht, aus seinem Ich heraus zu handeln und zu denken, denn Denken, Sprechen ist ein Handeln. Es gibt deshalb keinen "guten" Schriftsteller, Künstler, der sich nicht "zu einer Umgebung" verhält. Ja, das ist ja seine Aufgabe.

Also hier, mit verdientem Orchester-Tusch: Michael Klonovsky mit seinem Eintrag vom 25. Juli 2015, wo er schreibt:

(cit/...) Die DDR-Aspiranten von Spiegel online bringen es fertig, ein vertrauliches Papier des Duisburger Polizeipräsidiums über die Entstehung rechtsfreier Räume in Ballungszentren zu zitieren, ohne mit einer Silbe zu erwähnen, wer in diesen lauschigen restdeutschen Krähwinkeln der Staatsmacht die Kontrolle streitig macht. Es ist lediglich die Rede von "Banden", die ganze Straßenzüge für sich reklamierten. Anwohner und Geschäftsleute würden eingeschüchtert und schwiegen aus Angst, heißt es in dem zitierten Bericht; für viele Menschen (i.e. Nichtbandenmitglieder) verwandelten sich öffentliche Verkehrsmittel nach Einbruch der Dunkelheit in "Angsträume"; Polizisten und vor allem weibliche Beamte sähen sich einer "hohen Aggressivität und Respektlosigkeit" ausgesetzt. Die Kommentarfunktion zu dieser Meldung war von vornherein deaktiviert worden, das heißt, es handelt sich um einen jener Fälle, für welche in routinierten Leserkreisen der natürlich viel zu harte, wenngleich durchaus den Kern treffende Begriff Lügenpresse seine hiermit von mir abgesegnete und also vollrohr legititimierte Anwendung findet, insofern das Verschweigen entscheidender Informationen das Schmähwort eben rechtfertigt.

Auf Focus online erfährt man dann, dass der nordrhein-westfälische Polizeigewerkschafts-Chef zur Situation "in Städten wie Essen, Dortmund, Duisburg oder Köln" folgende für zumindest temporäre Lügenpressevertreter einstweilen noch irrelevante Einschätzung kund und zu wissen tat: "Dort kämpfen mehrere rivalisierende Rockergruppen sowie libanesische, türkische, rumänische und bulgarische Clans um die Vorherrschaft auf der Straße. Die definieren für sich: Hier hat die Polizei nichts mehr zu sagen." Immerhin vermeldet Spiegel online, in dem Papier werde prognostiziert, dass sich "mittelfristig" an der traurigen Lage nichts ändern werde. "Dem stünden unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit, die Perspektivlosigkeit von Zuwanderern ohne Qualifikationen für den deutschen Arbeitsmarkt und ethnische Spannungen unter den Migranten entgegen."

Gleich neben der Meldung und unter dem Motto "Fremdenhass vergiftet Deutschland" bewirbt Spiegel online die aktuelle Ausgabe des Mutterschiffs. Naturgemäß geht es in der Titelgeschichte des Magazins nicht um einen Fremdenhass seitens gewisser hier ansässiger Nichtganz- oder Keineswegsdeutscher, der sich unter anderem gegen Einheimische richtet, denn einen solchen Hass gibt es nämlich gar nicht. Warum sollten diese Typen ein Land hassen, das sie willkommenskulturbeflissen beherbergt, getreulich alimentiert, jede ihrer rustikalen Eigenarten als Folklore duldet, sie sogar in ihrem kriminellen Treiben gewähren und überdies von Medienclowns zu gestandenen Mitbürgern mit sozialen Problemen zurechtpudern lässt? (.../cit)





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