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Freitag, 14. August 2015

Wenn der Krieg begonnen hat (1)

Woran man merkt, daß es um ernsthafte Dinge geht, geneigte Leser? Man merkt es daran, daß die Strategien der Kräfte, die sie durchsetzen wollen, verändert werden. Existentieller, ontologisch perfektionierter werden. 

Die großen Gegnerschaften erkennt man nämlich nicht daran, daß sie diskutieren, daß sie verbal attackieren. Man erkennt sie an der Effektivität des realen Handelns. Daß es ernst wird in einem Konflikt merkt man immer an der Effektivität des Gegners, der einen zuvor noch gemeinsam akzeptierten Rahmen verläßt. Solange diskutiert wird, bleibt dieser Rahmen ja in Wahrheit gleich, auch bei Gegnerschaft. Der Gegner wird respektiert, und man läßt das Ergebnis quasi offen. Die Diskussion wird das Fazit ergeben. 

Wer sich aber ausschließlich durchsetzen möchte, greift zu anderen Mitteln. Er beginnt, den Gegner zu ignorieren. Er leugnet, daß es um große divergierende Thesen geht, indem er es ignoriert.

Damit neigt sich auf jeden Fall das reale Gewicht zugunsten derjenigen, die die reale Macht haben, die die Lokomotiven fahren, auf denen die Welt voranschreitet. Diese Seite ist deshalb immer die Seite der Institutionalisierungen, der bereits vorhandenen Machtmittel. Und ist sie es noch nicht, so ist die Institution das erste praktische Ziel. Sie muß gewonnen werden*.

Dann wird in den großen Medien, weltweit, nicht mehr diskutiert über Klimaerwärmung und geostrategische Überlegungen hinsichtlich Rußland, USA, Ukraine, es wird schon überhaupt nicht über das TTIP diskutiert. Nicht im Großen. Große Thesen kommen nicht vor, und niemand scheint sich mehr dafür zu interessieren. Sie werden schlicht gesetzt. Durch viel Kleinkram.**

Dafür wird konzentriert über scheinbar unschuldige kleine Dinge berichtet. Rußland laufen Soldaten zu Dutzenden weg, die nicht in die Ukraine wollen. Wer dem Bericht nachgeht sieht, daß er eine Anhäufung von Behauptungen und Interpretationen ist, und die Dutzenden reduzieren sich auf vier, und wer weiß was dort dahintersteckt. Aber die Nachricht sitzt, ihre Tangenten liegen in der klaren Richtung. Bienen meiden den Äquator wegen der Klimaerwärmung. Wer den Artikel liest entdeckt, daß so gut wie nichts Handfestes darin steht. Die Bienen wandern auch nicht nördlicher als bisher, und die Gründe, warum sie in Äquatornähe (sofern das überhaupt stimmt) seltener werden, können vielfältig sein, und eigentlich kann es ja nur Südamerika betreffen. Immer noch wird über das Chlorhuhn diskutiert, und daß nun vermieden wurde, daß sich Europa dieser Nahrungsmittelvergiftung (Anführungszeichen) wehrlos ausliefert. Seit 20 Jahren keine Erderwärmung (genau nämlich nach denselben Methoden festgestellt, denen gemäß zuvor Erwärmung festgestellt wurde)? Also werden hier und werden da kleine Artikel gesetzt, die das Gegenteil behaupten, behaupten es sei ein Meßfehler. Was zwar nicht stimmt, noch dazu wo ohnehin jeder solcher Aussagen auf Annahmen beruht - aber wer setzt sich mit allen diesen Details auseinander, wer merkt sie sich, wer kann auf alles reagieren? Eben. Niemand.

Worte aber sind wie Kletten, die man nicht und nicht aus dem Pullover kriegt. Das ist ihr Wesen.

Es sind deshalb nicht die großen Lügen. Es sind die kleinenm die eine Entkräftung scheinbar nicht lohnen. Es sind immer mehr nur noch kleine Meldungen, mit denen wir konfrontiert sind. Zu klein meist, daß man sich damit ernsthaft auseinandersetzt. Kaum auch überprüfbar. Die Huschelanemone wanderte seit 30 Jahren um 50 Höhenmeter; wegen der Klimaerwärmung. Wer prüft das? Wer kennt das? Southampton meldet 8 Zentimeter höheren Meeresstand. Wer weiß um die Relativität solcher Aussagen? Wen kümmert Southampton? Und doch wirkt es.

Nicht mehr die großen Sonnen werden sichtbar gemacht, die dann die (zweitrangigen, nur noch belegenden) Details beleuchten, ja in deren Licht erst Details erkennbar werden (weil Daten erst unter Thesen zu Fakten werden). Es werden Details sichtbar gemacht (und hergestellt), die die verschwiegenen Sonnen an ihren Wirkungen belegen. Indem der Medienkonsument die Details schluckt, schluckt er auch die Sonnen.

Und darin blitzt ein weiteres Detail auf. Daß sich die Redaktionen weltweit immer mehr nicht nur vernetzen, sondern ihre Meldungen aufeinander abstimmen. Damit wird dafür gesorgt, daß diese Details nicht ausgehen, im Gegenteil, damit wird gesichert, daß alles in Details erstickt werden kann, und daß die dadurch mitgesetzte Sonne weltweit die selbe ist.

In so einer Strategie aber, die nun ernst macht, die existentiell kämpft, ist es nur noch dann möglich, seine geistige Gesundheit zu bewahren, nicht in Paranoia zu fallen, wenn man zum einen das Bombardement mit Details vermeidet, also den Medienkonsum einschränkt, und zum anderen sein Gesicht verhärtet. Denn ab diesem Moment hat der Krieg wirklich begonnen. 

Das ist den Klimaskeptikern, ausgewogeneren Stimmen zu Rußland und EU, oder TTIP-Ablehnenden noch gar nicht klar. 



Morgen Teil 2) Die wirkliche Lüge kennt die Wahrheit besser 
als der Wahrheitssuchende. Und sie setzt sie ein
- Die Anmerkungen




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