Die Gefahr einer neuerlich völlig verfehlten Interpretation empirischer Ergebnisse sieht der VdZ auch in einer Nachricht über ein HIV-infiziertes Kind bzw. mittlerweile jugendliches Mädchen. Das Kind war bereits mit HIV-Zellen im Blut geboren worden. Daraufhin hatte man es bis zu seinem sechsten Lebensjahr mit den üblichen Immunpräparaten "behandelt", dann aber abgesetzt. Nun, zwölf Jahre später, stellt man etwas Interessantes fest: Es sind keine weiteren HIV-Viren im Blut feststellbar. Und das trotz Beendigung der "Therapie"!
Ein Erfolg der Medikamentation, schreien sofort die Medien. Mit neuer Hoffnung, daß Aids doch immer besser heilbar ist, gerade durch diese Kombitherapie. Die im wesentlichen das patienteneigene Immunsystem nicht mehr braucht, weil der HIV-Infizierte mit Antikörpern gegen alle möglichen Krankheiten durchtränkt wird. Und Befürchtungen werden laut, daß dies eine falsche Reaktion bei Risikogruppen bewirken könnte, zumal ohnehin bereits heute, ausgelöst durch geweckte Hoffnungen, Aids wäre bald medikamentös heilbar, Vorsichtsmaßnahmen wie Kondomgebrauch zurückgehen.
Da geht wohl alles schief, und keine Interpretation stimmt. Weil man Aids nicht versteht. Weil ein richtiges Verständnis von Aids die heute herrschende, gewollt-gesollte Anthropologie der Mechanistik auf den Kopf (oder vom Kopf auf die Beine) stellen würde. Mit seinem Kernpunkt: Der Persönlichkeit des Menschen, die wiederum an den Naturbegriff gebunden ist.
Aids ist, knapp formuliert, als Schwäche des Immunsystems gegen Krankheiten aller Art (noch einmal: man stirbt ja nicht an Aids, man stirbt an irgendeiner Infektion, einer an sich nicht ungewöhnlichen Krankheit oder deren Kombination) eine Folge der Persönlichkeitsschwäche. Diese (und dieselben) Defizite einen auch sämtliche der sogenannten "Risikogruppen", von Drogenkonsumenten bis zu Homosexuellen und Promiskuität.
Bei jungen Menschen ist aber eine Persönlichkeit noch nicht ausgebildet, sie bildet sich eben erst heraus, als Resultat eines gelingenden Erwachsenwerdens. Deshalb sind auch die (sagen wir:) rein vegetativen, nicht Ich-gesteuerten Anteile an diesen jungen Menschen noch stärker als jene Teile, die später dann auch, als Leitungssystem des ganzen Menschen, seine Verfaßtheit bedeuten.
Läßt man wie bei diesem Fall diesen (noch reiner vegetativen) Kräften ihren Raum, treiben sie "automatisch" den Menschen zur Gesundheit weil (heilen) Ganzheit. Etwas, was ein Erwachsener nur durch Wahrheit erreichen kann; nur in ihr - einer Haltung zur Wahrheit hin, nicht deren Vergegenständlichung! - ist Geist und Leib geeint. Genau Wahrheit (Geist) ist aber das Hauptproblem dieser Risikogruppen. Sie spielt bei jungen Menschen noch eine weit unterbewußtere, den vegetativen Schichten immanente Rolle.
Weshalb es ja noch mehr als bei Erwachsenen fraglich ist, ob eine Behandlung von Kindern mit den üblichen HIV-Medikamenten (die ja wie Flächenbomben gegen diese vegetativen Selbstregulationsmechanismen im Menschen wirken, die das Kind noch kaum bewußt beeinflussen kann, weil sein Ich, sein bewußtes Ich noch wenig Rolle spielt) überhaupt sinnvoll sein KANN. Weil es dort über die so frühe Gewöhnung des vegetativen Systems an diese Maschine (Medikamente sind Maschinen) zu einer (auf Teilerschlaffung der Selbstsysteme basierenden) Entselbstung, zu einer ab ovo geschwächten Selbstregulation in der (immer labilen) Harmonie der Gesundheit kommt.
Sodaß das Ergebnis eines solcherart schon als Kind behandelten HIV-Trägers fast zwangsläufig einen Menschen hervorbringt, der Aids ganz sicher dann hat. In diesem Fall hat man einfach rechtzeitig genug aufgehört, sodaß das junge Mädchen noch Herr seiner selbst werden konnte, getragen von der natürlichen Kraft seiner vegetativen Systeme.
Aber es ist keine Frage: Das Märchen einer quasi funktionalistischen, mechanistischen Krankheit - hier Virus, dort Krankheit, hier Medizin, dort Gesundheit; eine Form des Behaviourismus - ist natürlich vor allem eines: Es ist bequem. Weil die Auseinandersetzung mit Wahrheit, Gewissen, und der Mühe der Persönlichkeitswerdung wie des Persönlichkeitsseins (denn Menschsein heißt: sich einer übergeordneten, nur im Selbstüberschreiten real werdenden Idee gemäß setzen, ist eine Form der Aktivität) zu einer völligen Neubewertung der meisten, heute regelrecht propagierten Lebensweisen führen würde.
Und das ist ja das Problem der genannten Risikogruppen. Da beißt sich die Katze also in den eigenen Schwanz, und die Pharmaindustrie greift diesen Irrtum, der sie Milliarden verdienen läßt, gerne auf. Mechanistische, "medizinische", medikamentöse Lösung wird es für Aids aber keine geben. Bestenfalls ... Mittel zur möglichst langen Wahrung der Selbsttäuschung. Die exakt jene Persönlichkeitsfälle (Risikogruppen) natürlich begierig aufgreifen. Weil sie das Festhalten an ihrem existentiellen Grundirrtum, an ihrer reflexiven Bequemlichkeit, an ihrem In-sich-gesunken-sein, an ihrer Persönlichkeitsdefizienz, unangetastet lassen.
Es ist nie das Denken, das das Denken der Menschen bestimmt. Es ist zu allererst ihre Lebenshaltung, und ihr Denken ist nicht mehr als ein Kostüm der dazu passenden Anschauungen. Kein Mensch kann auf Dauer gegen seine reale Leiblichkeit, sein reales Leben, andenken. Dieses Problem einer Dichotomie haben Kinder aber noch nicht.
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