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Freitag, 7. August 2015

Auch ein blindes Huhn ...

Das ist einmal etwas Richtiges. Wenn die grüne Stadträtin für Verkehr, die griechischstämmige Maria Vasilakou, als Programm verkündet, daß Wien "wieder zu Fuß gehen" solle. Eine Obrigkeit hat zwar nicht die Aufgabe, derartiges zu verordnen, aber sie muß auch Falsches nicht fördern, und beitragen, daß das Richtige nicht behindert wird. Und dazu gehört auf jeden Fall die Entschleunigung, das Aufgeben der Ablaufoptimierung als oberste Maxime. Das Zufußgehen aber ist eine sinnvolle, weil wirksame Art, um einen Ort wieder zu einem Ort zu machen. Die gesamte Lebensperspektive ändert sich, wenn man zu Fuß geht. Auch für die Ökonomie, und auch, wenn man es scheinbar gar nicht merkt.

Maria Vassilakou und Bronwen Thornton - Bild: Die Presse
Natürlich, es wären nicht die Grünen, wenn diese an sich gute Sache nicht Augenblicks zum Volkserziehungsprogramm totalitären Zuschnitts mit "Wien muß lernen, zu Fuß zu gehen" verwendet würde. Denn gerade dieser Politik geht es ja gar nicht um Inhalte. Wer glaubt, Politik, die leider - noch einmal, mit tiefem Seufzer: Leider! - nur Parteipolitik ist, habe etwas mit Inhalten zu tun, hat ein Wirklichkeitsproblem. 

Es geht um die Realisierung eines persönlichen Impulses, eines Archetyps der Beziehung zum Sein, aus dem heraus nämlich eine Partei erstens entsteht, und zweitens besteht. DAS bzw. die Natur dieses Archetyps, seine Bezugsebene, unterscheidet sie dann auch. 

Das nominelle Programm? Darauf geschissen. Wer meint, Einheit im Sinn ergäbe sich aus der Übereinstimmung in manchem Vereinzelten, sollte  mit Narrenkappe zum Billardtisch verschickt werden, samt Gehhilfe, denn er ist lächerlich. Der einzig richtige Impuls, Politik zu mögen ist, ihre Proponenten zu mögen. Und die einzig richtige Art, sich in der Politik am Stammtisch zu engagieren ist, ihre Proponenten zu lieben. 

Oder nicht. Wer in einer Demokratie heutigen Zuschnitts bei Wahlen auf Landes- oder Bundesebene glaubt, er könne (oder: würde!) inhaltlichen Kriterien folgen, hat ein echtes Intelligenzproblem. Und ob der Grund, diese Replik zu bringen, die gute Idee der Wiener Noch-Vizebürgermeisterin ist, oder das aparte Aussehen (und der wunderschöne sächsische Name) der Australierin Bronwen Thornton, die sie zur Beratung beizog, das zu beurteilen mag dem Leser überlassen bleiben. Parteiprogramme aber sind in der Regel Versuche, von der Unmöglichkeit ihrer Proponenten abzulenken, die an die Macht wollen. Faustregel: Je heiliger das Programm - desto katastrophaler ihre Proponenten.

Wenden Sie diese Faustregel mal auf die Geschichte an! Schöne, gerundete, charismatische Persönlichkeiten wagen Großes, auch wenn es schmerzt. Widerliche, charakterlose Zwerge versprechen den Himmel. Und verschweigen (oder noch schlimmer: wissen gar nicht), daß er die Hölle wird. Am allerschlimmsten aber sind die, die häßlich sind, aber sich zu hübsch garnieren. Oder sind doch die schlimmer, die wissen daß sie häßlich sind, sich nicht verstellen können, und deshalb Häßlichkeit zur Maxime erheben?

Alles handelt (und denkt damit) aber nach seiner Art. Der Mensch muß nach den Gestalten sehen.




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