"Der Verkehr der Individuen ist immer Ausdruck ihrer Einheit; ihre Ansprechbarkeit für einander, wie ihre Wirksamkeit gegeneinander, sind Zeugnisse ihrer Verbundenheit (in der ganz realen und nur realen Einheit des Seienden; Anm.) Aber mehr als das: die Art ihrer gegenseitigen Reaktion ist so, daß darin zwar ihre Besonderheit, zugleich aber die Einheit des Seienden sich bekundet. Diese Einheit ist ja in der Besonderheit beschlossen. Jedes Individuum reagiert im Verkehr so, daß es auf seine Weise die Einheit zum Ausdruck bringt (betätigt); dies gilt aber auch für seinen Verkehrspartner. So daß also beide zusammen, gerade indem sie sich auseinandersetzen, dieselbe (ihre) Einheit auf verschiedene Art (in verschiedenem Stil, möchte man sagen) zum Ausdruck bringen.
Die individuelle Auseinandersetzung ist identisch mit dem Sein selber als individuiertem, sie ist sein Leben; so und nur so ist das Seiende, Die Individuen stehen nicht nebeneinander, ihre Besonderheit ist nicht Getrenntheit. Sondern sie stellen untereinander die Einheit dar, jedes auf seine Weise, zusammen aber als Verkehr. Verkehr unter Betonung der Besonderheit (anders ist er nicht) ist Auseinandersetzung. Die Einheit der Individuen ist es, die in ihrer Auseinandersetzung, nein: als diese Auseinandersetzung, lebt. Diese Einheit ist also immer schon, und ohne sie wäre keine Auseinandersetzung.
Anderseits aber wird sie gerade in der Auseinandersetzung ständig neu; sie erhält sich. In diesem Sinne dient die Auseinandersetzung der Einheit; der Verkehr hat synthetischen Charakter."
Peter Häberlin, in "Naturphilosophische Betrachtungen"
***