Teil 3) Das vielbesprochene Leid der Kinder - Probleme und Scheinprobleme
Noch eine Bemerkung zum Leid
der Kinder: Kinder leiden am Schwinden der sichtbaren Präsenz der
Vollidee der Ehe, auf der sie selber in ihrer Menschwerdung aufbauen.
Das Ablösen der Kinder vom Elternhaus im Erwachsenenstadium zeigt ja,
wie relativ und temporär Eltern als physische Präsenz sind. Aber sie
sind immerbleibend - als Idee. Der Schmerz der Kinder ist deshalb temporär. Er würde erst existentiell, wenn die Idee entschwände, in die sie sich eingebettet erfahren und auf die sie wesensmäßig hinorientiert sind.
Jeder Mensch ist nur die
Individualisierung (und DAMIT Unwiederholbarkeit, Einzigartigkeit) des
EINEN MENSCHSEINS - das umgekehrt erst in der (historisch-kulturell
geprägten) Individualisierung zum Menschsein wird. Jeder Mensch ist
deshalb gleichzeitig auf das Eine Menschsein wie auf die Individuen als
deren Träger ausgerichtet, und zwar: je spezifischer die Menschen sind,
desto mehr sind die Stellvertreter des EINEN MENSCHSEINS.
Kein
Kind wünscht das Entschwinden auch nur eines Elternteiles, selbst wenn
man als Außenstehender zum Urteil kommen könnte, es wären "schlechte"
Eltern. Wenn das scheinbar doch einmal der Fall ist, sind noch ganz
andere Dinge zu hinterfragen, und zwar meist beim verbleibenden
Elternteil. Ihr Leid bezieht sich vielmehr auf die ontologische
Fundiertheit, auf die sie eigentlich hinorientiert sind, und auf die sie
einen Anspruch haben, der nicht nur auf die physischen Eltern
beschränkbar ist, sondern in der gesamten Mitwelt gefunden werden muß.
Es gab in früheren Zeiten sehr gewiß nicht weniger "Waisen" bzw.
"Halbwaisen" als heute. Weil die Wahrscheinlichkeit für Männer wie
Frauen, früher zu sterben, durch die andere Lebensführung weit höher
war. Aber es gibt keine Anzeichen dafür, daß dies zu einem
gesellschaftlichen Trauma geführt hätte. Vielmehr wurden die je
fehlenden Ehepartner rasch ersetzt, und vor allem aber: die gesamte
Umgebung hielt das Wesen, die Idee von Vater- und Mutterschaft
aufrecht.
Das Trauma bei Verschwinden der physischen
Präsenz eines Elternteils hat seinen tieferen Grund darin, daß die Idee
natürlich nur in einem faktischen, konkreten Menschen real, vorhanden
sein kann. Deshalb bindet sich natürlich das Erleben der Idee des Ganzen
aneinen konkreten Menschen - den, der eben zuerst da ist, die Eltern.
Aber
Kinder brauchen "einen" Vater, "eine" Mutter, nur dort erfüllen die
Individuen ihre Sendung. Und das kann ihnen vielfach sogar die Umgebung
stellvertretend bieten. Bleibt die Idee gleich, ist der physische
Wechsel eines Partners sogar leicht verkraftbar. Das, was heute als
"individualistischer Anteil" behandelt wird, liegt gerade bei Eltern,
vor allem aber beim Vater, nicht an der Physis, sondern in der Erzählung
tradierbar. Dort kann es auch präsent gehalten werden. Während es bei
der Mutter tatsächlich an der Physis liegt - aber an EINER Physis als
Mutter, also ohnehin weniger an ein bestimmtes Individuum gebunden ist.
Der Verlust eines Elternteiles ist ein Schmerz, keine Frage, aber er ist
temporär, er ist überwindbar, wie jeder natürliche Tod der Eltern
zeigt, den ja jeder durchzuleben hat. Die Defizite bei noch nicht
erwachsenen Kindern sind aber weitgehend zumindest ausgleichbar, denn
bei Kindern ist auch die Individualisierung noch nicht so ausgeprägt.
Ihnen sind die Eltern - je kleiner sie sind, desto mehr - noch keine
"Gegenstände", dazu werden sie erst. Eltern sind zumal kleinen Kindern
"Archetypen".
Die Frage von Begabungen und Talenten und
deren Entfaltung wird heute praktisch völlig falsch eingeschätzt.
Persöniche, ererbte Anlagen sind lediglich Instrumente IN EINE BESTIMMTE
SITUATION HINEIN gewirktlicht zu werden. Diese Situation aber ist nicht
absolut, sie ist historisch und situativ von den gestellten Aufgaben
abhängig, auf die - und hier beginnt dann die Rolle der Individualität -
jeder Mensch individuell reagiert. Und zwar automatisch, immanent. Das
macht noch deutlicher, warum Eltern ersetzbar sind, das macht auch
deutlich was hier bereits mehrfach abgehandelt und in den Satz
zugespitzt wurde: Es gibt gar keine Talente. Nicht als Dinge für sich.
Die
sentimentalische Verwirrtheit, die mit diesem Themenkreis heute
verbunden ist, und leider auch weithin den Katholizismus (der darüber
doch am meisten wissen müßte, weil er tief realistisch ist bzw. wäre)
durchgiftet hat, hat vielfach aber heute Scheinprobleme geschaffen, um
deren Lösung sich dann in den unsinnigsten, ja kontraproduktiven
Maßnahmen bemüht wird. Es wäre Zeit, die ontologische Problematik neu
präsent zu machen, und diese Fragen in erneuerter Sehschärfe zu
reflektieren.
Die Sentimentalität, in der dieser Themenkreis meist rettungslos versinkt, ist nichts als die Falle eines Versuchs, die wirkliche Problematik abzuschieben, und in eine nahezu dämonisch gewordene "Gestimmtheit" zu verlagern, die nur der Selbstgerechtigkeitspose dient. Lösen läßt sich damit gar nichts, im Gegenteil, der real zu beobachtende Umgang mit dem Thema macht die Dinge meist nur noch schlimmer, weil er den wesentlichen Zusammenhängen, in denen alleine das Thema zu bewältigen wäre, die aber die Frage nach der persönlichen Sittlichkeit sehr ernsthaft stellen, ausweicht.
Und sie läßt sich nicht lösen, wenn man sie außerhalb religiöser Fragen zu lösen sucht. Denn die Ersterfahrung des gezeugten Menschen ist die der Erfahrung Gottes, im Sein, von dem es bedingungslos abhängt, und aus dem es sich mehr und mehr in der Individualisierung zum einen löst, zum anderen verbindet. Diese Erfahrung ist aber konkret - durch die Eltern, in denen dem Kind zuerst Gott begegnet, und die als Nicht-Gott, als seine Stellvertreter zu erfahren, der größte Schritt zur Erwachsenheit bedeutet. Weshalb das 4. Gebot die Grundlage allen Menschseins ist und bleibt, denn in jedem Fall waren sie der reale Zugang zum Sein. Aber in ihnen begegnet dem Kind der Geist, die Idee, und aus ihr lebt es. Wer also die Idee des einen Menschen in der Polarität Mann-Frau verletzt, macht die Erfahrung Gottes, des reinen Geistes, defiziös. Und das hat erst wirkliche, schwerwiegende Auswirkungen auf den Menschen, weil es seine spätere Haltung zur Wahrheit direkt betrifft.
Nicht wer sich trennt ist deshalb der Sündige. Sondern wer diese Idee Gottes, dessen Abbild der Mensch (in der Mann-Frau-Einheit) ist, dem Kind vorenthält weil ablehnt. Als (fehlende) Ergänzung, die immer präsent sein kann und muß. "Ich bin König - ihr müßt mich spielen." Wer Vater sagt, sagt auch Mutter. Wer Frau sagt, sagt auch Mann. Wer Eltern sagt, sagt Kind. Wer Kind sagt, sagt Eltern. Als ontologische Aussage über eine Idee, aus der alles im Geist der Liebe zur Fruchtbarkeit im Gefüge der Welt hervorgeht, wenn man sie ergreift. Nicht als Elemente psychologischer Funktionalitätsspiele. Weil aber jeder Mensch immer seinem Anruf durch die Idee hinterherhinkt, ist die "Scheidung" benannte "Trennung" eines Ehepaares nur ein gradueller Unterschied, kein Quantensprung. Den setzt nur die Abkehr von der Idee der Einheit im Zueinander - dem Willen Gottes. Erst die Halbkugel die glaubt, sie könne eine ganze Kugel sein, die nicht mehr auf die fehlende andere Hälfte verweisen möchte, hat ein wirkliches Problem.
Und sie läßt sich nicht lösen, wenn man sie außerhalb religiöser Fragen zu lösen sucht. Denn die Ersterfahrung des gezeugten Menschen ist die der Erfahrung Gottes, im Sein, von dem es bedingungslos abhängt, und aus dem es sich mehr und mehr in der Individualisierung zum einen löst, zum anderen verbindet. Diese Erfahrung ist aber konkret - durch die Eltern, in denen dem Kind zuerst Gott begegnet, und die als Nicht-Gott, als seine Stellvertreter zu erfahren, der größte Schritt zur Erwachsenheit bedeutet. Weshalb das 4. Gebot die Grundlage allen Menschseins ist und bleibt, denn in jedem Fall waren sie der reale Zugang zum Sein. Aber in ihnen begegnet dem Kind der Geist, die Idee, und aus ihr lebt es. Wer also die Idee des einen Menschen in der Polarität Mann-Frau verletzt, macht die Erfahrung Gottes, des reinen Geistes, defiziös. Und das hat erst wirkliche, schwerwiegende Auswirkungen auf den Menschen, weil es seine spätere Haltung zur Wahrheit direkt betrifft.
Nicht wer sich trennt ist deshalb der Sündige. Sondern wer diese Idee Gottes, dessen Abbild der Mensch (in der Mann-Frau-Einheit) ist, dem Kind vorenthält weil ablehnt. Als (fehlende) Ergänzung, die immer präsent sein kann und muß. "Ich bin König - ihr müßt mich spielen." Wer Vater sagt, sagt auch Mutter. Wer Frau sagt, sagt auch Mann. Wer Eltern sagt, sagt Kind. Wer Kind sagt, sagt Eltern. Als ontologische Aussage über eine Idee, aus der alles im Geist der Liebe zur Fruchtbarkeit im Gefüge der Welt hervorgeht, wenn man sie ergreift. Nicht als Elemente psychologischer Funktionalitätsspiele. Weil aber jeder Mensch immer seinem Anruf durch die Idee hinterherhinkt, ist die "Scheidung" benannte "Trennung" eines Ehepaares nur ein gradueller Unterschied, kein Quantensprung. Den setzt nur die Abkehr von der Idee der Einheit im Zueinander - dem Willen Gottes. Erst die Halbkugel die glaubt, sie könne eine ganze Kugel sein, die nicht mehr auf die fehlende andere Hälfte verweisen möchte, hat ein wirkliches Problem.
Nun endlich die versprochenen Anmerkungen zu obigem Versuch.
*Diese
Frage ist schon deshalb spannend, weil die Realität genau das zeigt:
Daß bei Scheidungen zumindest einer der Beteiligten einen "anderen"
Partner wünscht, das heißt: sich als Stellvertreter eines ANDEREN Seins
begreift, als ihm real im Seienden des Partners gegenübersteht, der
dieses Sein nicht teilt, also nicht Stellvertreter des Ganzen ist (oder
so erlebt wird). Denn man lebt immer bezogen auf und mit der
umgreifenden Idee, nie mit dem "realen Gegenstand".
**So
gut wie alle Diskussionen bei oder nach Scheidungen gehen ja um dieses
Tragen des Schmerzes, oder dem Versuch, ihm auszuweichen. Dazu gehört
übrigens auch die selten dumme Rederei von der "Einvernehmlichkeit", die
ein niederer Versuch ist, jede Verantwortung abzulehnen, und damit die
Möglichkeit des Schmerzes zu vermeiden - auf Kosten des Insgesamt, das
man quasi gemeinsam verweigert.
***Praktisch
ist das viel einfacher, als man meint. Denn die Weiterführung der zuvor
vom Mann festgelegten alltäglichen Lebensweise und Wertordnung ist
schon der Großteil der Miete. In der Treue dazu spricht also der Mann
(im Sinne der genannten "idea") immer noch weiter zu den Anwesenden.
****Jährlich landen alleine in Österreich rund 1700 Männer nach Scheidungen im faktischen Zustand der Obdachlosigkeit weil völligen Mittellosigkeit. Viele tausend weitere sind (alleine; noch dazu; für viele besteht schon aus existentiellen Gründen kein anderer Ausweg, als sich einen neuen Partner zu suchen) kaum noch in der Lage, ein "normales" oder auch nur bescheidenes Leben zu führen. Und das OHNE Klärung von Schuld!
****Jährlich landen alleine in Österreich rund 1700 Männer nach Scheidungen im faktischen Zustand der Obdachlosigkeit weil völligen Mittellosigkeit. Viele tausend weitere sind (alleine; noch dazu; für viele besteht schon aus existentiellen Gründen kein anderer Ausweg, als sich einen neuen Partner zu suchen) kaum noch in der Lage, ein "normales" oder auch nur bescheidenes Leben zu führen. Und das OHNE Klärung von Schuld!
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