Teil 2) Der Zusammenbruch - Die Wiederauferstehung
Auslöser war die Eroberung der Hauptstadt durch die Argentinier 1869, die Asuncion dem Erdboden gleichmachten. Damit versiegte der Geldnachschub im Land. Die
Bürger hatten nämlich zwar Gold gehortet, aber es war als
Zahlungsmittel für den Alltag unbrauchbar. Es fehlte nun an Geld,
am kleinen, konvertiblen Geld, für den kleinen, alltäglichen Bedarf. Die Wirtschaft, die bis dahin unter Mithilfe der
ausländischen Fachkräfte noch so halbwegs funktioniert hatte, brach mangels Währung
völlig zusammen. Es gab keinen Handel, keine Produktion mehr, jeder
versuchte nur noch, irgendwie zu überleben. Wo noch Rinder waren, wurden
sie einfach an die Front getrieben, wo sie die Soldaten schlachteten.
Überall fehlte es an Arbeitskraft. Die Männer waren an der Front, und das hieß fast sicher den Tod. Die Schlachten hatten eine Verlustrate von über 50 %. Selbst Waterloo hatte den Franzosen "nur" 33 % Verluste der eingesetzten Soldaten gebracht. Doch Lopez trat nicht zurück, obwohl ihn sogar seine Mutter und seine Schwestern bedrängten, er solle dadurch den Krieg beenden - er ließ sie auspeitschen, weil sie die Moral untergruben. Dafür trieb er seine Bürger immer wieder zum Widerstand bis zum Äußersten an, und die folgten in einer regelrecht apokalyptischen Haltung. (Ähnliches ist ja schon 100 Jahre zuvor als Folge der brutal aufgelösten Jesuitenreduciones bei den Guarani-Indianer zu beobachten, die sich oft bis aufs Blut wehrten, lieber starben als ihre neue Heimat aufzugeben, oder als Sklaven zu enden.)
Überall fehlte es an Arbeitskraft. Die Männer waren an der Front, und das hieß fast sicher den Tod. Die Schlachten hatten eine Verlustrate von über 50 %. Selbst Waterloo hatte den Franzosen "nur" 33 % Verluste der eingesetzten Soldaten gebracht. Doch Lopez trat nicht zurück, obwohl ihn sogar seine Mutter und seine Schwestern bedrängten, er solle dadurch den Krieg beenden - er ließ sie auspeitschen, weil sie die Moral untergruben. Dafür trieb er seine Bürger immer wieder zum Widerstand bis zum Äußersten an, und die folgten in einer regelrecht apokalyptischen Haltung. (Ähnliches ist ja schon 100 Jahre zuvor als Folge der brutal aufgelösten Jesuitenreduciones bei den Guarani-Indianer zu beobachten, die sich oft bis aufs Blut wehrten, lieber starben als ihre neue Heimat aufzugeben, oder als Sklaven zu enden.)
Kinder
und viele Frauen, viele mit aufgemalten oder aufgeklebten Bärten,
standen bald an der Front, die meisten Männer waren längst tot oder
verkrüppelt. Die Verluste waren gigantisch, stiegen auf 70, 80 % bei
manchen Schlachten, die nicht mehr wie jene der Triple-Allianz ersetzt werden konnten.
Ein immer verzweifelterer Patiotismus loderte im Volk, dessen emotionale Homogenität nur ncoh mit der der Japaner auf Okinawa zu vergleichen sein dürfte. Selbst wenn der Präsident sich immer schärfer, bald fast paranoid, gegen jedes Anzeichen von Opposition wandte, reicht das nicht, um diesen Opfer- und Durchhaltewillen eines ganzen Landes über sechs Jahre hin zu erklären.
Angesichts des fanatischen Widerstands an strategisch wichtigen Orten mieden die Alliierten zunehmend direkte Konfrontationen, und wichen auf eine Umgehungsstrategie aus. In der sie alles vernichteten, was ihnen begegnete, um dem Land den Boden unter den Füßen wegzuziehen. So, wie es die Nordstaaten in den Südstaaten Nordamerikas bis 1865 gemacht hatten. Bis eine Umfassung der paraguayanischen Hauptstreitmacht gelang, und diese im Dezember 1868 nahezu aufgerieben wurde.
Für die Feinde, die immer weiter ins Land eindrangen, war jeder dort Feind. Totale Verwüstung war die Taktik der Schwächung gewesen, und war nun sogar begründbar. Morde, Massaker, Vergewaltigungen ... es wurde alles vernichtet, um den Widerstand des Volkes zu brechen. Kurioserweise gilt heute dieser Krieg als Schlüsselmoment für die Bildung eines jeweiligen Nationalbewußtseins in ganz Südamerika.
Doch wieder gelang es Lopez, eine Armee aufzustellen. Und im Mai 1869 verfügte er bereits wieder über 12.000 "Mann" und 18 Geschütze, die 32.000 Gegner erneut herausforderten. Und teilweise wieder Orte zurückerobern konnte, unter enormen Verlusten auf beiden Seiten. Längst waren auch die Alliierten grimmig entschlossen und fanatisiert, und wüteten gegen alles und jeden mit brutalsten Mitteln. Selbst Massaker an Frauen und Kindern waren längst üblich. Bis in einer letzten großen Schlacht die Paraguyanische Armee fast aufgerieben wurden.
Doch Lopez gab immer noch nicht auf. Bis er mit seinen letzten 400 halb verhungerten, verwundeten, viel zu jungen oder viel zu alten Soldaten gestellt wurde, und durch einen Herzschuß fiel (und 200 der letzten Treuen mit ihm), war das Land eine einzige Wüste. Und gab auf. Es war wehrlos, und wurde bald um 50 % seines Territoriums verkleinert. Relativ übereinstimmend schätzt man die Zahl der überlebenden Paraguayani auf 150-250.000, alles fast nur Frauen.
Ein immer verzweifelterer Patiotismus loderte im Volk, dessen emotionale Homogenität nur ncoh mit der der Japaner auf Okinawa zu vergleichen sein dürfte. Selbst wenn der Präsident sich immer schärfer, bald fast paranoid, gegen jedes Anzeichen von Opposition wandte, reicht das nicht, um diesen Opfer- und Durchhaltewillen eines ganzen Landes über sechs Jahre hin zu erklären.
Angesichts des fanatischen Widerstands an strategisch wichtigen Orten mieden die Alliierten zunehmend direkte Konfrontationen, und wichen auf eine Umgehungsstrategie aus. In der sie alles vernichteten, was ihnen begegnete, um dem Land den Boden unter den Füßen wegzuziehen. So, wie es die Nordstaaten in den Südstaaten Nordamerikas bis 1865 gemacht hatten. Bis eine Umfassung der paraguayanischen Hauptstreitmacht gelang, und diese im Dezember 1868 nahezu aufgerieben wurde.
Für die Feinde, die immer weiter ins Land eindrangen, war jeder dort Feind. Totale Verwüstung war die Taktik der Schwächung gewesen, und war nun sogar begründbar. Morde, Massaker, Vergewaltigungen ... es wurde alles vernichtet, um den Widerstand des Volkes zu brechen. Kurioserweise gilt heute dieser Krieg als Schlüsselmoment für die Bildung eines jeweiligen Nationalbewußtseins in ganz Südamerika.
Doch wieder gelang es Lopez, eine Armee aufzustellen. Und im Mai 1869 verfügte er bereits wieder über 12.000 "Mann" und 18 Geschütze, die 32.000 Gegner erneut herausforderten. Und teilweise wieder Orte zurückerobern konnte, unter enormen Verlusten auf beiden Seiten. Längst waren auch die Alliierten grimmig entschlossen und fanatisiert, und wüteten gegen alles und jeden mit brutalsten Mitteln. Selbst Massaker an Frauen und Kindern waren längst üblich. Bis in einer letzten großen Schlacht die Paraguyanische Armee fast aufgerieben wurden.
Doch Lopez gab immer noch nicht auf. Bis er mit seinen letzten 400 halb verhungerten, verwundeten, viel zu jungen oder viel zu alten Soldaten gestellt wurde, und durch einen Herzschuß fiel (und 200 der letzten Treuen mit ihm), war das Land eine einzige Wüste. Und gab auf. Es war wehrlos, und wurde bald um 50 % seines Territoriums verkleinert. Relativ übereinstimmend schätzt man die Zahl der überlebenden Paraguayani auf 150-250.000, alles fast nur Frauen.
Denn
es gab so gut wie keine Männer mehr, und die, die es gab, waren
entweder Greise, oder Kinder. Frauen zu Männern standen in einem
Zahlenverhältnis von 8 : 1. Alles lag in den Händen der Frauen, es gab
nur noch Frauen. Und tatsächlich - diese bauten das Land wieder auf, das
sich allmählich wieder erholte, und in einer Art Neuauflage dieses
Krieges, diesmal gegen Bolivien, das schon seinerzeit Chaco-Gebiete
beansprucht hatte, in den Jahren 1935-38, erhielt es manche der 1870
verlorenen Gebiete sogar wieder zurück. Obwohl sein gesellschaftliches Klima als vom Trauma des Krieges gegen die Triple-Allianz gezeichnet gilt.
Die
Frauen Paraguays hatten aber dennoch die Idee des Staates, die Idee des Lebens aufrechterhalten. So, wie es in der gesamten
Menschheitsgeschichte auch war (denn der Bachofen'sche Mythos vom ursprünglichen
Matriarchat ist eine "schöne Mär"; die Umstände waren - wenn es historisch zum Matriarchat kam - viel komplexer.)
Morgen Teil 3) Denn Leben ist mehr als überleben -
Frauen aber wollen nur überleben
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