Morgen Teil 2) Aber wie soll das noch begriffen werden? + Video: Die große Lüge
Das sollte man vor allem
wissen, wenn man über die Ukraine, die Ostukraine, die NATO und Rußland
spricht. Denn 1999ff hat die NATO/EU im Kosovo das
Selbstbestimmungsrecht der albanischstämmigen Kosovaren
erstaunlicherweise und selbstherrlich über die Integrität des serbischen
Staates gesetzt, als dessen Teil der Kosovo nach 1991
selbstverständlich gegolten hatte. Immerhin lebten dort seit
Jahrhunderten hunderttausende Serben, und immerhin war das Amselfeld,
das "Kosovo Polje" im Nordosten des Kosovo, von identitätsstiftender Kraft für jeden Serben.
Aber
wer begreift das heute noch bei uns; in dieser Zeit der Auflösung von
Völkern und Staaten, die ja nicht ohne Grund so problemlos vonstatten zu
gehen scheint ... Das hat mit "Nationalismus" nicht das geringste zu
tun, sondern ist eine Angelegenheit ontologischer Dimension: der
Realität von Universalien. Dieses Ontische, allen zubehörigen, daran
teilhabenden Menschen - hier: allen "Serben" - kann zwar als
Nationalismus aufgegriffen werden, aber selbst dieser hat, wie schon
weiland Bischof Krenn bemerkte, zuzeiten seine Notwendigkeit und
Berechtigung. Denn NIEMAND kommt ohne solche Universalie aus, niemand,
der nicht einem Volk zubehörte.
Es gibt
keine Linden und keine Föhren, die nicht zuerst Bäume wären und am Wesen
Baum teilhätten. Es gibt keine Münchner und keine Oberbimsleitener, die
nicht ontologisch zuerst Bayern wären. Es gibt keine Schwaben und keine
Westfalen, die nicht zuerst Deutsche wären. Und sie sind es erst, WEIL sie im Gegenpol in aller Hingabe Oberbimsleitner oder Herforder sind. Und
das sind sie weil sie in allerkonkretester Hingabe Träger eines
(Familien-)Namens sind. Doch diese Universale braucht eine Realität, und
diese Realität kann nur durch ein einendes Element geboren werden: die
legendäre Landnahme wie bei den Ungarn, die Schlacht bei Dürnkrut-Jedenspeigen wie bei den (Nieder-)Österreichern (Grillparzer!),
die göttliche Stiftung wie bei gesalbten Herrscherhäusern, das für die
gemeinsame Sache vergossene Blut wie bei den Serben. Erst durch Teilhabe
an diesem alles Vereinzelte stiftenden Einenden kann Solidarität
entstehen, die wiederum auf der Stellvertretung - "einer steht für alle"
- beruhen muß. So real, wie die Erlösung durch Jesus Christus auf
Stellvertretung beruht, der alle Völker, Nationen und Univeralien in ein
Universales - den Menschen - einbegreift. Als König aller Könige.
Aber wie soll das ein Deutscher, ein Österreicher noch begreifen? Wie soll er etwas begreifen, das seinem eigenen Werden bereits fremd wurde, weil es ihm zerschlagen wurde? Gründen doch beide Staaten auf der Territorialidee, in der der Mensch in seiner Eigenart gar keine Rolle spielt - weil Recht und Tradition ans Land gebunden wurden, nicht (mehr) von den Menschen ausgeht. Sondern der Staat zur bestimmenden Größe wurde, dem sich füge wer da wolle, ansonsten habe er zu gehen. Zurück zum Kosovo: Der Gründungsmythos ist nicht nach dem Land benannt, sondern das Land wurde von den Taten der Menschen bestimmt, und nur in dieser Beziehung ist es "eines Menschen" Land. Der Landesname kommt von der Identitätsquelle, vom Kosovo Polje, nicht umgekehrt. So, wie Serbien das Land der Serben ist - nicht umgekehrt. Deshalb gibt es eigentlich gar kein "Deutschland", sondern Hessen, Sachsen, Bayern etc. Und kein "Österreich", sondern Tiroler, Steirer, (Nieder-/Ober-)Österreicher etc.
Kein Deutschland? Der Großvater Wilhelms II., der I. preußische König dieses Namens, wußte sehr genau, warum er eine "deutsche" Kaiserkrone ablehnte. Die konnte nicht aus realpolitischem Willen erwachsen. Ihr fehlte die Legitimation, ihr fehlte das Volk. Erst sein Sohn war eitel und nominalistisch genug, darauf einzugehen. Eine "einheitsstiftende Tat aller Deutschen" fehlte, aus der ein Staat allmählich herauswachsen hätte können. (Neugeschaffene Mären wie die um das Hermanns-Denkmal im Teutoburger Wald sollten diesen Mangel beheben. Was aber soll nach 1945 - der Konkurs dieser künstlichen Einheitsidee - Einheit und alldeutschen Staatswillen stiften? Mercedes oder Siemens? Oder Hartz 4? Oder eine Neuauflage des Musikantenstadel? Oder "Willkommenskultur"? Oder doch Preußennostalgie? Oder ein immer dichterer Polizei- und Überwachungsstaat, um dem zum Wirtschafts- und Konsumfaktor reduzierten Menschen die nötige Ruhe und Ordnung auch während des Karnevals zu gewährleisten, weil es gar keine selbstverständlich und einmütig geordneten Gemeinschaften mehr gibt, auf die sich alle verlassen können?)
Das war auch für die EU/NATO ohne Bedeutung, daß ohne Gemeinschaft, ohne Universales, alles auf Einzelkomonenten auseinanderfällt. Und so hat sie willkürlich
einen neuen Kleinstaat mit noch dazu gemischter, durch nichts (außer genau diesem Staat entgegengesetzter Gemeinschaft, nämlich die bei den Albanern im Kosovo ...) geeinter Bevölkerung geschaffen. Bei dem die Frage offensichtlich ist, wer den überhaupt will oder je wollte. Außer
einigen Bürokraten, einigen Politikern, der NATO und natürlich Albanien, das genau
das möchte, was man Serbien verwehrte, aber momentan einfach nur zu
schwach ist, es durchzusetzen: Alle Albaner in einem Mythos (wie Skenderbag) zu einen. Lebensfähig ist er
nicht. Und auch nicht lebenswillig. Denn hunderttausende, vorwiegend
junge albanischstämmige Kosovaren haben seither das Land mangels
irgendeiner Perspektive, mangels einer realen Staatsidee für die zu
leben lohnte, Richtung Nordeuropa verlassen. Auch in den gegenwärtigen
Migrantenströmen finden sich viele Kosovaren. Sodaß im Kosovo außer
Pensionisten, Politikern, die das EU-Geld verteilen, ein paar Bauern und
vor allem zehntausenden, seit vielen Jahrhunderten verwurzelten Serben
bald kaum noch jemand vorhanden sein dürfte.
Cui bono?
Es steht zu vermuten, daß der NATO-Angriff auf Serbien geostrategischen
Interessen diente, die offensiv Rußland - traditionell historisch eng
mit dem ebenfalls christlich/serbisch-orthodoxen Land verbunden -
schwächen sollten. Und das sollte man auch nicht vergessen. Die Rolle der USA beim Zerfall Jugoslawiens ist dunkel, aber sie war gewiß von Bedeutung. Angeblich befinden sich heute im Kosovo die größten US-Militärbasen Europas. (Albanien und Kroatien sind ohnehin seit 2009 NATO-Mitglieder.) Der Balkan zerfiel in Staaten, die bedeutungslos und ohnmächtig weil zu klein sind, und deren Überlebensfähigkeit zum Teil wenigstens erst bewiesen werden muß. Weil sich erst herausstellen wird, welche Interessenslinien sich an welchen Zielen sättigen.
Völker und Staaten leben aus der Poesie. Aber Poesie ist keine Erfindung, keine Willkür, und erst recht keine Lüge. Sie ist lebendige Wahrheit. Lügen fehlt nämlich das Entscheidende: Die Anbindung an die Realität, die einende Verbindung zu den Menschen, die sie umfaßt. Sie können deshalb reale Kräfte niemals formen oder wecken. Aber sie können reale Kräfte fehlleiten. Und sie können ihre Gestalt und damit ihre Wirkung vergessen machen, indem sie das Einende aus der Erinnerung und damit als Aktualität verdrängen.
Völker und Staaten leben aus der Poesie. Aber Poesie ist keine Erfindung, keine Willkür, und erst recht keine Lüge. Sie ist lebendige Wahrheit. Lügen fehlt nämlich das Entscheidende: Die Anbindung an die Realität, die einende Verbindung zu den Menschen, die sie umfaßt. Sie können deshalb reale Kräfte niemals formen oder wecken. Aber sie können reale Kräfte fehlleiten. Und sie können ihre Gestalt und damit ihre Wirkung vergessen machen, indem sie das Einende aus der Erinnerung und damit als Aktualität verdrängen.
*Hier
geht es nur um den NATO-Angriff von 1999, NICHT um Ereignisse in
Zusammenhang mit den Auseinandersetungen am Balkan nach dem Zerfall
Jugoslawiens in den Jahren zuvor. Denn natürlich sollen hier nicht Dinge
wie in Srebrenica 1995 geschehen beschönigt werden. Obwohl auch hier
nicht immer leicht zu entscheiden ist, wieweit und wie schwer wirkliche
Kriegsverbrechen passiert sind. Ein Beispiel: Die Existenz von
Massengräbern - von den westlichen Medien immer dann ausgiebigst
präsentiert, wenn das "dämonische Serbien" gezeigt werden konnte - ist
nicht für sich schon ein Indiz von Massakern. Es ist nach einer größeren
Auseinandersetzung bzw. Schlacht durchaus üblich, daß man das
Schlachtfeld "aufräumt" und die Gefallenen (v. a. der Gegner) in
Massengräbern bestattet. Zu den Geschehnissen in der
bosnisch-muslimischen Enklave Srebrenica übrigens findet sich im Netz
ein die Geschehnisse eingehend analysierender Artikel.
Immerhin wären die Massenmorde in Srebrenica zu verhindern gewesen, vor allem durch muslimisches Nachgeben in den Jahren zuvor, zu dem sogar die USA aufgefordert hatte. Es gab sogar Angebote von Serbien, diese Enklaven gegen andere Gebiete abzutauschen und die Bevölkerungen jeweils umzusiedeln. Wogegen aber die UN-Truppen opponierten, die beweisen wollten, daß sie die Lage beherrschen und die Enklave schützen konnten. Sie konnten es nicht, und zogen sich schon bei den ersten bosnisch-serbischen Angriffen zurück. Während die Srebrenicaer Muslime unter sich so zerstritten waren, daß sie trotz nomineller und waffentechnischer Überlegenheit die Enklave nicht halten konnten und aufgerieben wurden.
Ähnliche Verbrechen der Kroaten an Serben in der Krajina werden übrigens medial bis heute totgeschwiegen. Peter Handkes hierzulande regelrecht bespuckter Versuch, "Gerechtigkeit für Serbien" zu fordern, war also keineswegs die Attitüde eines schaffensmüden Literaten, der sich auf andere Weise wichtig machen wollte, sondern die Einsicht eines damals (als es noch kein Internet gab) weitgehend alleine stehenden, aufklären wollenden Künstlers. Er wurde nicht gehört.
Immerhin wären die Massenmorde in Srebrenica zu verhindern gewesen, vor allem durch muslimisches Nachgeben in den Jahren zuvor, zu dem sogar die USA aufgefordert hatte. Es gab sogar Angebote von Serbien, diese Enklaven gegen andere Gebiete abzutauschen und die Bevölkerungen jeweils umzusiedeln. Wogegen aber die UN-Truppen opponierten, die beweisen wollten, daß sie die Lage beherrschen und die Enklave schützen konnten. Sie konnten es nicht, und zogen sich schon bei den ersten bosnisch-serbischen Angriffen zurück. Während die Srebrenicaer Muslime unter sich so zerstritten waren, daß sie trotz nomineller und waffentechnischer Überlegenheit die Enklave nicht halten konnten und aufgerieben wurden.
Ähnliche Verbrechen der Kroaten an Serben in der Krajina werden übrigens medial bis heute totgeschwiegen. Peter Handkes hierzulande regelrecht bespuckter Versuch, "Gerechtigkeit für Serbien" zu fordern, war also keineswegs die Attitüde eines schaffensmüden Literaten, der sich auf andere Weise wichtig machen wollte, sondern die Einsicht eines damals (als es noch kein Internet gab) weitgehend alleine stehenden, aufklären wollenden Künstlers. Er wurde nicht gehört.
**Der
demonstrativ magere Mann im Zentrum des Bildes - man überhört den
kurzen Satz am (ersten) Video vielleicht - hatte gerade eine mitnehmende
Herzkrankheit hinter sich. Aber fürs Bild war er perfekt und deshalb von
den Journalisten geholt worden.
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