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Samstag, 9. September 2017

Der Staat ist eine Familie, oder er ist nicht (1)

Wer die Hand an die Familie legt, legt die Hand an den Staat. Wenn ab und an zu hören ist, daß die Familie die "Keimzelle des Staates" sei, so wird der Ernst dieser Aussage vor dem Hintergrund heutigen Familienverständnisses aber gar nicht bewußt. Denn sie klingt vielfach als wäre der Staat eben einfach die Ansammlung von Vati und Mutti mit ihrem Ernst und ihrer Helga. Nötigenfalls aber ginge es auch ohne sie, nötigenfalls kann der Staat auch schon mal ohne Familie auskommen. 

Das ist aber nicht der Fall, und was wir heute in unseren Ländern, ja im ganzen Westen erleben, ist die Folge davon. Denn wir erleben einen Staatsverfall. Wir erleben ihn, WEIL die Familie zerstört ist.  Aber nicht, weil die Summe der Familien zu klein geworden wäre. Sondern weil ihre organische Einheit zerstört wurde. Denn der Grund, warum die (auf der Ehe basierende) Familie die Keimzelle des Staates ist liegt darin, daß in einer Familie die Menschen in einer Weise geprägt werden, die aufs Große gesehen einen Staat ausmacht. Nur ein Gebilde, ein organisches Gebilde, das auf dieser familialen Ordnung beruht, kann überhaupt als Staat angesehen werden. 

Der Staat ist also etwas prinzipiell anderes, als seit der Aufklärung, seit dem Rationalismus der Renaissance durch die Sprachwelten geistert - eine Vereinbarung, ein "contract sociale". Er ist die über die immer größer werdenden familialen Bindungen entstehende, gewollte und geformte Großfamilie, die nur dann (!) überhaupt Bestand hat, wenn sie auch in ihrer inneren Struktur den Wesensgesetzen der Familie entsprechen.

Nun müssen wir dazu aber den Begriff "Familie" hinterfragen. Denn nach unserem heutigen Verständnis ist es eben Vati und Mutti mit ihren Kindern, allenfalls zählt noch Onkel Horst und die Leiben-Oma dazu. Letztlich aber werden alle diese Bestandteile als "autonome Kleinstzellen" verstanden. Was wir kaum noch erleben ist, daß diese Kleinstteile zueinander in einer Ordnung stehen, und nach einer Ordnung drängen, die sie alle umfaßt und an einen Ort stellt. Deshalb bevorzugt der VdZ seit langem den Begriff "Haus". Er macht deutlicher, daß der familiale Verband, die Verbindung (und hier klingt bereits die "Verbindlichkeit" mit an) von Menschen untereinander, nicht einfach durch die Zeugungsnähe definiert ist, sondern alle umfaßt, die zu diesem Haus, dieser geordneten Ansammlung von Menschen, in einer gegliederten, geordneten Verbindung stehen.

So, wie in einem geographisch definierbaren Raum (bzw. erst durch diese Beziehungen zum Raum gewordene Welt) alle Menschen zueinander in Verbindung stehen, ob sie das wissen und wissen wollen oder nicht, ist diese soziale Ordnung als "Haus" strukturiert. Die sich in ihre größte Spitze, den Staat, mit der entsprechenden Gliederung, fortsetzt und selbst wiederum aus "Familien" besteht, die auf eine Weise wieder (Unter-)Häuser bildete. Deshalb ist ein Staat nicht einfach eine Summe von Familien, sondern eine gegliederte Ordnung von Häusern, die er in einem Haus zusammenfaßt. Als personales Ordnungsprinzip, das deshalb immer von Menschen angeführt und "regiert" wurde, die nicht einfach auswählbar sind, sondern die schicksalhaft vorgegeben sind. Jedem. Niemand kann sich aussuchen, wo hinein er geboren wird. 

Und hier allerspätestens beginnt die tragende Rolle der Religion begreifbar zu werden. Denn das erste Grunderleben des Menschen (auch ganz konkret in der Entwicklung von der Empfängnis an zu beobachten und erfahren) ist das des Ortes innerhalb einer übermächtigen, ihm vorausliegenden Ordnung und Gliederung, die der konkreten Welt zugrunde liegt. Man muß nicht erst C. G. Jung bemühen, um zu wissen, daß dieses Erleben auch die Prägung des Gottesbildes bedeutet. Das wiederum in den Eltern seinen ersten Ansatz hat, in der Zueinanderordnung des Wortes (Vater) zum Fleisch, zur Materia (mater = Mutter).  Religion und Staat sind aus diesem Grund gar nicht auseinanderzureißen. Wenn das heute geglaubt und sogar verkündet wird, so ist es nur eine der weiterverbreiteten Verwirrungen. Es ist gar nicht möglich. So wie es nicht möglich ist, einen Staat in einem anderen Entwurf zu gestalten als dieser Grundstruktur (fast möchte man sagen:) des Kosmos. Wenn das den Menschen, die in Demokratien leben, vorgeredet wird so ist es eine plumpe (meist aber einfach nur dumme) Lüge und Täuschung.

Diese in  der Familie geprägte innere Struktur jedes Menschen (die sich mit der ontologischen Wahrheit spießt, oder ihr entspricht, und das hängt mit der Absolutheit der Wahrheit der Religion zusammen, die es nur im Christentum geben kann),  ist der dynamische Untergrund, aus dem auch der Mythos, die Erzählung als innere Charakteristik, als Baugeschehen einer geistigen Welt seine Struktur bezieht. Jener Mythos, auf dem erst ein Staat entstehen und bestehen kann. Und der immer nur auf eine Person bezogen sein kann, denn nur über bzw. als Personen werden auch solche dynamischen Strukturen in die Welt gesetzt. Es gibt eben keinen Staat, der nicht an einer Person hängt. Weil es keinen Staat gibt, der nicht die innere Wesensdynamik einer Familie hat.



Morgen Teil 2) Hier gibt es einmal wirklich keine Alternative




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