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Sonntag, 10. September 2017

Der Staat ist eine Familie, oder er ist nicht (2)

Teil 2) Hier gibt es einmal wirklich keine Alternative





Nun wird vielleicht deutlicher, warum es einen Staat auch nicht geben kann, wenn in ihm unterschiedliche Religionen gleiche oder gleichberechtigte Rollen spielen. Ihm würde das innere Organisationsprinzip fehlen, die Seele gewissermaßen, aus der er als Organismus lebt.  Als "Haus" verstanden wird begreifbar, daß so ein Haus zwar auch andere Elemente "in Toleranz" aufnehmen, aber niemals über eine Grenze hinaus, noch weniger aber: wenn diese Elemente (andere Religionen also) nach Einfluß auf die innere Struktur verlangen. Eine solche Staatsstruktur würde niemandem gerecht, und ihr würde sofort ihr inneres Lebensprinzip fehlen - die Organizität als familiales "Haus". Die Rechtssprechung würde kollabieren und zur immer weniger charakterisierbaren (also: anarchischen) Einzelfall-, Willkür- und Anlaßgesetzgebung zerfallen.

Die heute vielzitierte "Trennung von Religion/Kirche und Staat" ist ein Irrtum*, in den allermeisten Fällen leeres Gewäsch, in wenigen Fällen bewußte Täuschung, weil beides nicht getrennt werden kann. Vielmehr wird dieses Wort immer dann bemüht, wenn die wahren religiösen Bezüge unbekannt sind oder verschleiert werden sollen. Im Abendland wird diese Rede deshalb nur Instrument, um die Kirche und das Christentum zu verdrängen. Gerade die heute dominierenden politischen Vorhaben beweisen zudem das Gegenteil: heutige Politik ist so religiös motiviert wie vielleicht noch nie. Es ist nur eine andere Religion als das Christentum.

Auch Demokratien haben also nur dann eine Überlebenschance, wenn sie in Wahrheit auf dieser Grundordnung beruhen, sodaß für den normalen Menschen gar nie einsichtig werden KANN, warum er in der Lage sein soll, sich seine Führung "zu wählen". Er tut es nie, und wer das glaubt oder vorgibt zu glauben will entweder täuschen, um freie Bahn für egoistische Interessen zu haben, oder er spielt mit dem Feuer, weil er ohne dieses Wissen sehr rasch an die Grenzen des Staatsbestandes kommt.

Noch bis in die 1970er, 1980er Jahre war dies auch konkret und häufig erfahrbar, weil real vorhanden. Wenn auch unerkannt, unbewußt, und deshalb so leicht durch die sozialistischen Gesetze in diesen Jahren (die gezielt und zuerst die Axt an den Baum der Familie gerade "als Haus" legten, etwa indem sie die Stellung des Vaters schwächten, die Emanzipation förderten, die sexuelle Freizügigkeit protegierten) auszuhebeln. Die Folgen waren dramatisch: Staatszerfall. Jener Staats-zerfall, in dem wir heute leben, ohne uns dessen schon bewußt zu werden. Wir haben nur die Menetekel an der Wand vor Augen, die zu übertünchen wir versuchen. (Und das ist die charakterischeste Beschreibung heutiger Politik, leider auch der Oppositionspolitik.)

Wer damals schon lebte und erlebte hat gesehen, daß sämtliche Strukturen der Lebenswelt familiale Struktur hatten. In der jeder Mensch in Pflichten und Rechten, in Verbindlichkeiten und Freiheiten an einem Platz in der Ordnung stand, der selbst zu allen übrigen Plätzen in einer Ordnung stand, der man auch den Status einer "Hierarchie" zusprechen kann und muß. Selbst Unternehmen waren Familien, und der VdZ hat noch sehr präsent, daß die Unternehmen, die er erlebt hat, ihre Mitarbeiter waren Familienmitglieder (freilich abgestuften Grades) betrachtete und behandelte. Niemand wurde da nur nach Nutzen und "Leistung" beurteilt und behandelt, sondern sie waren zuerst einmal Familienmitglieder, die einerseits Verantwortung für das Ganze hatten, in ihrem Rahmen halt, anderseits sich der Verantwortung des Großverbandes, des Hauses ihnen gegenüber sicher sein konnten. Niemand darin war einfach "Kostenfaktor", sondern der Organismus (das Unternehmen, in dem Fall) lebte und prosperierte oder litt und starb im Ganzen. MIT allen seinen Gliedern. In guten wie in schlechten Zeiten, Gesundheit, Krankheit und Leid. Nur wenn das ganze Haus floriert, floriert auch jedes seiner Organe.

Dies alles war nur möglich, weil das ein Haus durchtragende Prinzip das der Ehe war, in der sich einer dem anderen zugeschrieben hatte, und zwar im Prinzip unlösbar und von allen Tugenden getragen, die eine Ehe ausmachen. Nicht einfach die Familie also ist das einen Staat tragende Prinzip, bei der es gar noch in unserer Hand läge, wie sie zu gestalten sei, sondern die innere Struktur der Verbindlichkeit, die als inneres Prinzip ein Volk konstituieren, das sich in einem Staat als lebendige, organische Großeinheit zusammenfaßt. Der dann zu anderen Staaten (mit demselben Strukturprinzip) in Beziehung steht (und das ist dann die Außenpolitik.) 

Wir sprechen hier nicht von Idealen, von Idealzuständen und Möglichkeiten, ohne die es auch ginge. Wir reden hier von Unumgänglichkeiten. Die Familie (die wir zum "Haus" erweitert haben) ist deshalb die einen Staat bildende und tragende Keimzelle, weil NUR sie die inneren Strukturen aus menschlichen Verbindlichkeiten schaffen kann, die dann auch Gründung und Bestand eines Staates ermöglichen. Dieses Prinzip ist wie das des Hauses "monarchisch", patriarchal und hierarchisch, ob einem das paßt oder nicht. Auch in den heutigen Demokratien, die deshalb heute viel zu tun haben, diese Tatsache zu verschleiern und sogar heute nur dort funktionieren, wo in ihrem tiefsten Untergrund eben diese patriarchale Struktur herrscht. Eine Gesellschaft, ein Staatsvolk, das das vergessen hat, ist nicht einfach auf dem Weg zur Auflösung - es IST bereits aufgelöst. Aber es gibt kein Vakuum der Macht von Staaten und Völkern. Es gibt nur ANDERE Völker, die an die Stelle des eigenen treten.





*Ein Irrtum, den leider die Kirche selbst in zwei großen Schüben in unsere Kultur getragen hat (die sie selbst aufgerichtet hat.) Zum einen im Ausgang des unseligen Investiturstreits des 11. Jhds., in dem die familiale Struktur des Staates entsakralisiert wurde. Das war der Beginn vom Ende. Die Langzeitfolgen haben wir heute in dem Niedergang zu tragen, den wir bereits erlebt haben und der unsere Gesellschaften, unser Kultur zur Wüste bereits gemacht hat (also nicht erst machen wird; es wird uns nur nicht so bewußt, weil noch so viel von unserer überkommenen Kultur "in der Gegend herumsteht". Aber keine Sorge, wir arbeiten auch daran schon sehr konzentriert. Es wird uns also bald bewußter werden.) Und zum anderen durch manche seltsamen Formulierungen kirchlicher Dekrete im mittleren 20. Jhd., die dem konkreten Desaster Tür und Tor geöffnet haben. Die letzten Grashalme werden eben in diesen Jahren ausgerissen. 

Alles, was dann später folgte - die unselige Trennung von Form und Inhalt, von Ding und Geist, von Sinn/logos und Fleisch, das Depravieren des Geistes in Ratio, Mathematik und Welt ohne Gott/logos - ist nur noch eine Folge der Säkularisierung der Weltstruktur. Als gäbe es eine solche (ohne Gott, ohne personalen Gott), hat sich unsere Kutlur spätestens ab dem 15. Jhd.  in eine gar nicht mögliche innere Spaltung gestürzt und sich im Technizismus zum Wahnsinn verurteilt, in dem wir heute tatsächlich leben. In dem die Menschheit gar nicht mehr in der Lage ist, die Welt überhaupt zu "denken", zu begreifen.






*100817*