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Samstag, 23. September 2017

Obszönitäten des Wirtschaftsliberalismus

Der Witz der Liberalen, daß ein "freier Markt" alles regele, also der ungebremste Kapitalismus die einzig mögliche Wirtschaftsform sei, ist im Grunde obszön. Diese glatte Lüge lebt davon, daß wieder und wieder Realitäten ausgeblendet werden: Ein "absolut freier Markt" ist nur der Freibrief für die Brutalität, die ganz bestimmte Wirtschaftsformen bestärkt, die insgesamt zu einer Marktkonzentrierung, also zu Monopolsituationen führt, die die Politik nach und nach erpreßbar machen, weil diese Monopolbetriebe "too big to fail" werden, also (für die Politik) zu groß, um sie einfach sterben zu lassen. Wie es ein freier Markt jener Art mit sich bringen würde, auf den es angeblich ankommt, damit es allen gut geht. Nun einem geht es sicher immer gut dabei: Dem Politiker hier, und dem Kapitaleigner dort.

Jüngstes Beispiel ist das Schicksal der Air Berlin, der Billigfluglinie der Lufthansa. Frei nach der Logik des Kapitalismus, der auch die Zukunft mit in einen Unternehmenswert einberechnet, wurde seit 10 Jahren Verlust um Verlust geschrieben, wurden die Gelder um diese zu decken aufgetrieben. Bis nichts mehr half: Air Berlin war pleite. Nichts konnte das Desaster noch verbergen. 

Und nun ... der Staat einsprang, um Arbeitsplätze, Renommee und Infrastruktur zu erhalten. Die zu groß geworden waren, um sie nun einfach fallen zu lassen, schon gar in Vorwahlzeiten. Warum sind sie so groß geworden? Weil ihnen die Politik ihre "Zukunftsperspektive" tatkräftig mit Steuergeldern unterstützt hat. Air Berlin hat seit 10 Jahren Milliarden Verluste angehäuft. Sie wurden wieder und wieder mit Hilfe der Politik aufgefangen. Weitere Beispiele ähnlich desaströser Politik sind ohne Probleme lieferbar. Die Politik spielt Wirtschaftskompetenz - und am Ende zahlt der Steuerzahler.

In einem ersten Notfallplan hat die Bundesregierung auch jetzt schnell mal 150 Millionen Euro zugeschossen. Sie beweist, was E. Michael Jones mit dem Bonmot umschreibt, daß Kapitalismus staatlich finanzierter Wucher sei. Ein Treppenwitz der Geschichte. Eine Obszönität. Alles dient nur bestimmten Finanzinteressen, und wenn diese daneben gehen, wenn manche falsch investieren, springt der Steuerzahler, der ganz normale Steuerzahler ein und deckt die Verluste. Und alle jubeln: Ein Loblied des Kapitalismus! Der ja allgemeinen Wohlstand gebracht hat. Wie? Durch ... Staatsschulden. Durch Staatsschulden. Die irgendwann der Steuerzahler, dem eingeredet wurde, daß er wohlhabend und reich sei, bezahlen muß. Denn die großen Unternehmen zahlen sowieso keine Steuern. Sie sorgen nur dafür, daß andere Steuern zahlen können. Das reicht der Politik ja.

Wann werden wir diese Wahrheit endlich genug vor Augen geführt bekommen haben? Und uns für einen Markt entscheiden, in dem wir einerseits der Freiheit als Wirklichkeitsrückgebundenheit alle Recht einräumen, anderseits und an das Gemeinwohl nicht erst dann erinnern, wenn Geldmagnaten genug Millionen eingesackt haben, um dann den Rest, die Rettung der ausgehöhlten Leichen, an das Volk zurückzuschmeißen? Freier Markt existiert in diesen heutigen Bedingungen nur für die Dummen, die Kleinen, die Doofen. Die mit allem ihrem Herz ein Unternehmen aufbauen, volles persönliches Risiko nehmen, und den Staat tragen. Moralisch wie wirtschaftlich. Passiert ihnen ein Mißgeschick, machen sie Fehler (ja, auch das soll es bei Menschen geben!), ist ihre Existenz gerettet. 

Anders bei Großunternehmen. Hier verhandeln Nadelbestreifte mit Nadelbestreiften, und wandern hunderte Millionen über den Tisch, und keiner hat einen persönlichen Nachteil, dafür alle einen persönlichen Vorteil. Und hilft alles nix - Pech für die Steuerzahler. Dann war es "Schicksal", oder "die Wirtschaftskrise", oder "der Markt".

Das nennt man dann in Sonntagsreden "Kapitalismus" - als den sichersten Weg zu allgemeinem Wohlstand. Es ist aber eine Schändung des Wortes "Freiheit". Und eine Beleidigung für jeden freien Unternehmer, den die Zinsen, die Steuern, die Abgaben, die Regelungen erwürgen, weil nur er sie tragen kann und muß. Es ist die Ausrede einer Clique von Schmarotzern, denen ebensolche Charakterlose auf der Politikseite gegenüberstehen und die sich alle "Elite" nennen. Auch den Begriff haben sie also gestohlen.







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