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Dienstag, 26. September 2017

Die Chance wäre da gewesen

Ein einfacher Infanterist aus Siebenbürgen hätte das Zeug gehabt, die gesamte Entwicklung Europas zu verändern, wie sie nach der von Österreich verlorenen Schlacht von Königgrätz 1866 einsetzte und Europa aus allen Gleichgewichten hob. Preußen hätte sich nicht alle deutschen Länder einverleiben können, Österreich wäre als deutsches Land in seinem Vielvölkerstaat nicht in die Defensive gekommen sodaß alles in Einzelbestrebungen zerfiel, gar die Kriege mit Frankreich, die Folgen bis hin zum 1. Weltkrieg wären ausgeblieben, um nur einen Teil der Folgen dieser Schlacht anzudeuten. 

Der Mann, der dies verhindern hätte können, hätte man nur auf ihn gehört, hieß Piotr Banca, und er war wie gesagt ein einfacher, ungebildeter Soldat, eigentlich ein Veteran, der bereits die österreichischen Kriege in Norditalien mitgemacht hatte. Im Zivilberuf war er Schäfer gewesen, und hatte von dort her eine ungeheure Fähigkeit entwickelt, Zeichen der Natur zu deuten. 

So lagen die österreichischen Truppen am 2. Juli 1866 vor einem Wald, und warteten auf die Frontalkonfrontation mit den Preußen, die man noch einen Tagesmarsch entfernt zu wissen meinte, und die man am nächsten Tag erwartete.

Banca lag wie seine Kameraden am Abend vor dem Lagerfeuer und aß sein Abendbrot, da bemerkte er in einiger Entfernung über einem Wald auffliegende Vögel. Das alleine war nicht ungewöhnlich, konnte vielerlei Ursachen haben, aber Banca hörte etwas. Er hörte eine Stille, die ihm nicht gewöhnlich erschien. Es war die Stille von Soldaten, die durchs Unterholz schlichen.

Sofort verständigte er seinen Korporal, der ihm natürlich nicht glaubte, die Beobachtung dennoch an seinen Leutnant, weitergab. Der reagierte erst abwertend, gab es aber an seinen nächsten Vorgesetzten, dem Hauptmann, und der in selbiger Manier an seinen Major, weiter, und so ging das fort, bis zu einem Generaloberst des Zentralstabs der Österreicher. Der empörte sich schließlich aber nur noch über den in seinen Augen "Unsinn", wehrte sich, dem Geschwätz eines simplen Soldaten so viel Gewicht beizumessen. Man habe sichere und professionelle Aufklärung, der Preuße stehe einen Tagesmarsch von der rechten Flanke entfernt, daß sie der rechten Flanke so nahe stünden sei unmöglich.

So ließ man die Sache auf sich beruhen. Der Siebenbürger legte sich wie die anderen zur Nachtruhe, aber er tat es mit einem seltsam sicheren Gefühl, so wie man eben weiß, wenn eine Sache so und so aus- oder gar verloren geht.

Am nächsten Tag wurde die Schlacht eröffnet. Und wie von diesem einfachen Hirten gesehen, waren die Österreicher tatsächlich mit dem unerwarteten Angriff rechte Flanke durch die dort unerwartet auftauchenden Preußen - die aus dem besagten Wald heraus plötzlich da waren - konfrontiert, und dieser entschied die Schlacht, die mit ihren 50.000 Toten (an einem Tag) ein schreckliches Blutbad war.

Und das Schicksal ganz Europas entschied. Nicht zum besten, wie wir heute wissen. Die Chance aber wäre da gewesen, der Fingerzeig war gegeben, es hätte alles ganz anders kommen können. Hätte man auf den logos im Säuseln des Windes gehört.






*250917*