"Es gibt keinerlei Fenster in diesem Heiligtum, um Licht einzulassen; auf dieser Stufe des Geistes gibt es keinerlei Erörterung, uns zu erleuchten. Noch niemand trat in dieses Heiligtum ein, wie der Hohepriester; zu dieser Spitze der Seele hat die Rede keinen Zutritt, sondern nur das große, allgemeine und souveräne Gefühl, daß Gottes Wille über Alles geliebt werden muß.
Tritt der Hohepriester in das Heiligtum ein, so wird er das Licht noch abdämpfen, das durch die Tür einfallen könnte, indem er viel Weihrauch in sein Rauchfaß werfen wird, dessen Schwaden die Strahlen der Helligkeit abhalten sollen, die das Öffnen der Tür einließ.
Und alle Schau, die an der äußersten Spitze der Seele statt hat, ist in gewissem Grade dunkel und verhüllt durch die Entsagungen und Verzichte der Seele, die nicht so sehr die Schönheit der Wahrheit und die Wahrheit de Schönheit, die ihr dargeboten wird, ansehen und prüfen will, als danach verlangt, sie zu umarmen und anzubeten."
Franz von Sales über die innerste Seelenkammer, dem Abgrund, der nur noch vom ungeschaffenen Licht durchdrungen ist, als Seinsgrund, in seinem immerwährenden Anklammern an Gott.
*191010*