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Freitag, 22. Oktober 2010

Über dem Tellerrand

Man muß nicht weit über den Tellerrand hinausblicken um zu sehen, was tief in den Mägen Europas schlummert und gärt - und nach Frankreich schauen. Was sich dort seit vielen Jahren bereits abspielt, ist nicht eine Revolte der Unversorgten, der Armen, der Mittellosen, der Sozialhilfeempfänger. Diese Menschen haben mehr oder weniger was sie zum Leben brauchen, die Sozialtöpfe sind nicht leer für sie.

Aber hier revoltiert - und man bekommt die Lage offenbar gar nicht mehr in den Griff - eine Schichte der Perspektivelosigkeit. Beteiligung am Konsum ist eben keinesfalls ein Mittel wirklicher Sozialmaßnahmen, es schiebt das Problem nur auf. Der Mensch will Sinn!

Hat er den nicht, suchen chthonische, tief unten liegende Kräfte ihre Bahn (weil Bindung, weil Formung - Materie sucht im Eros Form! wird sie verschmäht, beginnt sie zu hassen), und finden keine Vernunft, die sie bändigt und formt, bleiben irrational, blind. Überall dort ist auch die Nähe des Bösen evident.

Das Zuwanderungsland Frankreich - das es schon aus kolonialer Vergangenheit war - bricht an diesen Nähten, die noch lange nicht verwachsen waren, in dem Moment auseinander, in dem der Staat seiner (angeblichen und aber auch verheißenen) Vollversorgerrolle nicht mehr gerecht werden kann. Aber das ist nur der Anlaß, das ist ein Scheinkonflikt.

 
*221010*