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Donnerstag, 14. Oktober 2010

Zu hohe Bildung

Bildung ist eben nicht die Sache angelernter Information, sondern der Umgang damit. Sie ist deshalb eine Angelegenheit der Persönlichkeit, und damit des persönlichen, und das heißt: familiären Umfelds. Nur wenn sich diese Gesamtheit nach oben orientiert, und das heißt: nach sittlicher Erhebung, wird sich auch langfristig (man sagte früher immer: drei Generationen dauert jedes Heben, eine der Verfall) das "Bildungsniveau" der Menschen eines Staates heben.

Es ist also schon von dieser Warte aus völlig widersinnig, zu meinen, man könnte kurz- oder mittelfristig soziale Probleme beheben, indem man die Menschen mit mehr Information vollstopft. Bildung ist nicht "erlernbar" - sie wird deshalb ja heute meist nur imitiert. Was sich in den Charakterbildern - Charakterbilder der Selbstbehauptung und Systemfunktionalität - der allermeisten mit akademischen Titeln geschmückten Mitbürger zeigt.

Schon gar weil man übersieht, daß jede Standesveränderung, zumal eine nach oben, als Identitätsveränderung in einem subtilen Zwischenspiel von Umwelt und Person stattfindet, und deshalb über eben diese drei Generationen enorm viel Spannungspotential bietet.

Darin liegt eines der Hauptprobleme heutigen Universitätswesens, wie überhaupt der Menschen, die fast durchweg eine inadäquate, zu hohe Ausbildung durchlaufen sollen, die ihrem Stand nicht entspricht, und an der sie so regelmäßig scheitern, daß dies nur zu verbergen war, indem das Anspruchsniveau (aber natürlich auch das Ansehen) nach und nach auf beschämende Tiefen gesenkt wurde.

(Dies noch gesagt ohne Bezug zum heute so unseligen "so viel als möglich" anstelle des "angemessenen".)

 
*151010*