Es gereicht Hermann von Keyserling zur Ehre in den 1930iger Jahren ein Buch über Amerika verfaßt zu haben, in dem er davon spricht, welcher Amerikaner seines Erachtens nach die Zukunft des Landes (und der Welt) am meisten bestimmen wird. Nicht die Fords und Rockefellers und Politiker - er schreibt: John Dewey.
Wer sich auch nur oberflächlich mit dessen Theorien auseinandersetzt sieht sofort, daß dessen Ansichten wie die Grundmatrix sämtlicher heutiger praktischer Handlungsmaxime - Demokratismus, Pädagogik etc. - darstellen. Ja man staunt, wie präzise sich heute Deweys (von jeder Menge Irrtümer durchzogene) Ansichten zu Ansichten der Allgemeinheit gewandelt haben. In ihrer Ähnlichkeit zu Ansätzen von J. J. Rousseau, den bereits Robert Spaemann als den Prototyp des heutigen Menschen vorgestellt hat. Das Faszinierende an Dewey ist aber seine Prototypizität - jede Zeit findet eben ihre Kristallisationspunkte, in denen sich spiegelt, wohin sie sich in Wahrheit bewegt.
Dewey bestreitet, daß die Naturwissenschaft (Empirie) prinzipiell eine Metaphysik einschließt. Sie sei in einem Reich des reinen Denkens möglich, ja das sei ihre Aufgabe. Deshalb sei die Philosophie die Feindin der Naturwissenschaften gewesen, weil sie unsinnig an einer absoluten Wahrheit festgehalten habe. Ihre einzige Aufgabe könne darin bestehen, die jeweils historisch relativen "Werte" festzulegen, nach denen die Naturwissenschaft vorzugehen habe bzw. die ihr Grenzen ziehe.
Pädagogisch sieht Dewey die Demokratisierung sämtlicher Lebensvorgänge als wesentlich. Er sieht Demokratie als Form des Umgangs miteinander, nicht primär als politisches, sondern als Erziehungsmittel. So würden alle Menschen zur Selbständigkeit erzogen, und so würde die Welt auch besser und besser. (Ausnahmsweise ein Link zur Wikipedia, deren Beschreibung von Dewey's Thesen sehr klar und informativ sind.)
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