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Freitag, 12. September 2014

Bruch mit liebgewordenen Vorstellungen

Neuerlich belegen Funde in China, daß zumindest manche Dinosaurierarten - darunter der berühmte Tyrannosaurus Rex - ein Federkleid hatten, schreibt der Standard. Daß das generell so gewesen sein dürfte, wird angeblich unter Paläontologen ohnehin schon seit geraumer Zeit angenommen. Weil immer wieder Saurierfunde auch klare Abdrucke von Federn zeigten. 

Das stößt aber beim Publikum auf Ablehnung. Jahrzehnte hat man mit Phantasiebildern ganz andere Vorstellungen etabliert, die ja nicht nur von den Tieren selbst inspiriert waren sondern einen gesamten Vorstellungshorizont einschloß. Als man in unseren Tagen an die Planung des Films "Jurassic Park 4" ging, hat man sich sogar bewußt gegen diese recht sichere These gestellt, weil man sich damit gegen diese eingefahrene Vorstellung der Zuschauer gestellt hätte.

So manche Saurier - mit Federkleid - sind übrigens auch nicht ausgestorben, sondern leben als  "Vögel" nach wie vor. Doderer stellt in "Die Wiederkehr der Drachen" die ebenso entzückende wie plausible These vor, daß überhaupt viele dieser Arten gar nie "ausgestorben" sind. Sondern aufgrund der größeren Dichte an Lebewesen habe sich lediglich der Riesenwuchs verunmöglicht. Deshalb ist Schilderungen von Drachen, etwa in alten Sagen, genauso, wie Berichten sehr glaubwürdiger Zeugen noch bis ins 18. Jhd., die vom "Tatzelwurm" in der Steiermark berichten, absolut Glauben zu schenken. Nur fehlte diesen Tieren zunehmend der Lebensraum. 

Und die Größe von Lebewesen (oder, als Ersatz, ihre Anzahl, wo also Menge eine Art Gesamtorganismus darstellt, man denke dabei an Ameisen oder Fischschwärme) hängt unmittelbar mit ihrem Lebensraum zusammen. Aber nicht einfach in Metern bemeßbar, sondern in Raummutungen, in Dimensionsverhältnissen. Die ihre Anzahl genauso einbegreift wie die Verhältnisse der Arten zueinander, wie Richard Woltereck in seiner "Philosophie des Lebendigen" so großartig zeigt. Sie vermehren sich in ihren Lebensräumen diesen Verhältnissen entsprechend, Freßverluste einkalkuliert, mit einer bemerkenswerten Konstanz der Verhältniszahlen, die keine Art aus sich heraus (!) unter- wie überschreitet.

Blauwale etwa hätten im Mittelmeer durchaus gleiche Kilometer Meer um sich, und die Lebensbedingungen sind technisch gesehen identisch mit denen im Atlantik. Dennoch waren sie dort nie zu finden. Noch heute weiß man im Amazonasgebiet Anakondas, die 15 Meter Länge erreichen, und damit zu einer neuen Art Lebewesen mit der Zuordnung eines neuen Raumes aufsteigen, wo sie zu absoluten Herrschern werden und kein Freßfeind ihr Wachstum beschränkt. Historische Berichte von Anakondas (die im Skelett übrigens Rückbildungen von Gliedmaßen aufweisen) mit über 30 Metern Länge aus Zeiten, wo der Regenwald noch weit größer und ungestörter war, sind also durchaus glaubwürdig. 

Dennoch wachsen Organismen nicht unbegrenzt oder nur relativ zur Umwelt, sondern ihre Gestalt hat neben einem Raumverhältnis auch ein gewisses absolutes Dimensionsverhältnis in sich selbst. Das wiederum im Verhältnis zu ihren Lebensvollzügen, Oberflächen- und Masse, mechanischen Verhältnissen und Umwelten steht. Sodaß etwa bei Überschreitungen wie Unterschreitungen der Größe die Gesamtkonstruktion nicht lebensfähig wäre oder zusammenbräche. Es gibt also keinen Käfer in der Größe eines VW, und eine Maus von der Größe eines Hauses wäre genauso nicht lebensfähig wie ein Elefant in Mausgröße. Und eine Fliege in der Größe einer Katze wäre nicht mehr flug-, ein Heuschreck derselben Größe nicht mehr sprungfähig, und jedes Insekt braucht eine bestimmte Luftdichte, bestimmte Auftriebverhältnisse, will es "in der Luft schwimmen" (=das Fliegen der Insekten, die nach Gesichtspunkten der Kraft niemals fliegen könnten). Während ein Mensch in der Größe einer Gelse es vielleicht könnte.

Denn dasselbe gilt für die Bemessung von organischen Leistungen, auch sogar hinsichtlich der Zeitdauer von Vorgängen, wie A. Berr in seinem schmalen, aber wunderbaren Büchlein "Größenordnungen des Lebens" zeigt.* Oder es zeigt sich bei simplen Düngebeispielen, wo ein gewisses Nährstoffverhältnis überschritten wird - und keinen Effekt auf Wachstum oder Ertrag einer Pflanze mehr hat. Die Natur ist nicht einfach in ein simples Ursache-Wirkungs-Verhalten aufzulösen.

Würden wir nicht so viel (unbewußt) Gewußtes mit einschließen in unsere Beobachtungen und Deutungen, von dem wir nämlich unbewußt ausgehen, und das mit dem was wir dann explizit sagen so gar nicht übereinstimmt, würden wir auf Vorstellungen über die Natur wie dem mechanistischen Evolutionismus gar nie kommen. An den nämlich gar niemand glaubt, sonst würden wir gar nicht überlebensfähig sein, behauptet der VdZ. Man breche doch nur die simpelsten Lebensvorgänge (die in Wahrheit immer extrem komplex sind) bei Mensch und Tier nach evolutionistischen Vorstellungen. Die Postulate des Evolutionismus haben ganz andere (psychogene und geistige) Funktionen, keine wissenschaftlichen, und sie funktionieren nur in dieser Zeit der Pseudologien, der abgespaltenen Zweitwirklichkeiten. Aber sie haben mit unserer Wahrnehmung, unserem Gewußten, unserer Wirklichkeitsrezeption nichts zu tun.

Viele der zu beobachtenden seelischen Probleme der Gegenwart entstehen aus diesem Konflikt - zwischen dem gesollt zu Glaubenden, und dem wirklich Geglaubten, dem postuliert Gewußten und dem wirklich von jedem Gewußten, das sich entmutigt zu verbergen sucht. Ohne Medien und ihre spezifischen Wirkweisen im Rahmen des Wesens von Wahrheit und Sprache wären die Verwirrtheiten, wie sie sich seit 500 Jahren so massiv aufgebaut haben, gar nie entstanden.

Der T-Rex sah jedenfalls eher so wie auf dem Bild aus, nach derzeitigem Stand der Paläontologie, war nicht dieses nackte Hautmonster, als das der er bislang dargestellt wird. Ob er aber laufen konnte, wie Jurassic Park es gerne dramaturgisch nützt, steht sehr in Frage. Denn auch die Kraftentwicklung von Muskeln hat ein absolutes Maß (durch die Zellenkonstruktion), wächst nicht einfach proportional zur Größe.

Gesehen auf anjainwonderland




*Erst vor kurzem stand in Zeitungen zu lesen, daß "Forscher entdeckt hätten", daß der Urniervorgang bei allen Säugetieren gleich lang dauert. Ob Maus oder Elephant, überall stehen die Komponenten in einem bestimmten Verhältnis, deren Ergebnis absolut überall gleich ist. Man hätte es in 80 Jahre alten Büchern nachlesen können, es ist ein alter Hut, aber so typisch für das, was heute passiert. Wissen, das seine Geschichte nicht mehr kennen will, fällt unweigerlich zurück.




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