Es ist schon ein wenig seltsam, daß die Kirche - die in ihrem Depositum doch die Wahrheit über den Menschen und damit über die Ehe - und nur sie hat den Gesamtüberblick über die Problematik, zumindest hatte sie ihn einmal ... und hätte ihn damit nach wie vor: aus dem Blick für die eigentliche Verfaßtheit des Menschen - daß also die Kirche nie lauter vor den sogenannten "Eheverträgen" gewarnt hat. Denn zwar entspricht diese Gepflogenheit der modernen Praxis, aber das macht sie nicht weniger dumm und fragwürdig weil widerspruchsvoll.
Da sprechen zwei Menschen sich einander im "Ja" zu (leiblich, also in aller Konkretion), bis daß der Tod sie scheide (denn nur wenn eine Ehe darauf abzielt, ist sie überhaupt eine solche), und regeln gleichzeitig, was sie tun, wenn sie DOCH auseinandergehen. Wie geht das zusammen, wenn Brad Pitt und Angelina Jolie also regeln, wer in welchem Fall wieviel an Vermögen und Verfügungsrecht über die Kinder erhält?
Gar nicht. Es widerspricht nämlich einem der Fundamente einer Ehe, dem des Willens und des Risikos auf Unauflöslichkeit. Das einen konkreten Halt braucht, und der liegt - so sauer es dem VdZ aufgrund eigener Erfahrung auch aufstößt - in einer Vereinigung des Schicksals. In jeder Hinsicht.
Paare, die sich also vor der Eheschließung auf einen Ehevertrag einigen, stehen also unter dem dringenden Pauschalverdacht, überhaupt nie eine gültige Ehe zu schließen. Nicht darum kann es für sie gehen, zukünftig die Nicht-Gültigkeit einer geschlossenen Ehe zu beweisen, sondern sie müßten erst einmal die Gültigkeit beweisen. War dieser Wille zur Dauerhaftigkeit im Entschluß erkennbar? War er ernst? Und - wie ist das zu belegen, TROTZ Ehevertrag? Der regelt, daß bei bestimmten Verstößen die Ehe aufzulösen wäre, die das aus ihrer Natur heraus gar nicht möglich macht? Nur unter solchen Vorzeichen auch ist die Pflicht eines Staates zu verorten, die Ehe zu schützen und zu respektieren. Alle weiteren Implikationen - Offenheit für Kinder, etc. etc. - gar nicht berücksichtigt.
Sodaß die Feststellung unwiderlegbar ist, nur im Einzelfall zu widerlegen wäre, die Komplexität menschlicher, persönlicher Situationen abzuwägend: Daß eine Ehe, die mit Ehevertrag das Auseinandergehen regelt, prinzipiell ungültig ist. Eine Farce, die man der Umgebung, der Mitwelt, die ja wesentlich die Ehe mit stiftet, zumutet. (Und wenn der VdZ alle die Fälle durchgeht, die er selber als solche per Vertrag geregelte kennt, so ist er in ausnahmslos allen Fällen der Überzeugung, daß deren Ehe nie gültig war.)
Vielleicht wissen das aber Pitt und Jolie ohnehin besser, während sie mit ihrer sentimentalen und ideologisch verbogenen (wie schön dieses österreichische Wort dazu: "verwoadagelt") Kasperliade eine Eheschließung vorgaukeln. Denn beide waren doch bereits verheiratet, wie man liest. Sogar mehrmals. Ihr Theater ist also nichts als die Verschleierung der Polygamie. Das medienwirksam inszeniert allen reicht, die sich längst damit abgefunden haben, daß die Wirlichkeit nicht mehr ist als ein solipsistisches Kopftheater (deshalb die Bedeutung von Photographien, die ja nur so funktionieren).
Mögen sie aber doch der Weltöffentlichkeit diese typisch amerikanische substanzlose Farce ersparen. Und Brad Pitt - als wunderbarer Schauspieler - und Angelina Jolie - ja, auch, gut, eine gute Schauspielerin - bleiben. Der Rest ihrer Spinnereien ist Privatsache. Vermutlich aber treibt die beiden sogar böse Absicht, ihr eigenes Unvermögen (und, der Leser möge verzeihen, wer könnte es einer künstlerischen Seele verdenken, die im alltäglichen Leben herumtappt wie ein Betrunkener, die nur nächste große Aufführungen auf der Bühne, und nur dort, kennt - es hat doch seinen Sinn, daß man Schauspieler nie als normale Glieder einer Gesellschaft anerkannt, ja verachtet hat!) in blanker Überhebung zum Unvermögen der gesamten Menschheit zu erheben. Das Getue um ihre Menschlichkeit nimmt ihnen doch nicht einmal ihr Großvater ab. Das ist nur Futter für die eigene Wahrnehmung längst ausgetrickste Traumtänzer. Also die Mehrheit der westlichen Gesellschaften.
Aber wer etwas so manipulativ und umfassend zu behaupten versucht beweist doch eindringlich, daß er um seine Wirklichkeit besser weiß.
Warum aber sagt das niemand öffentlich?
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