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Dienstag, 16. September 2014

Er verdiente Mitleid

Eigentlich ist es ungerecht, überhaupt über das zu berichten, was der österreichischde Außenminister Sebastian Kurz so treibt. Denn hier gelten eher die Gesetze der Pädagogik, als die eines vollwertigen Mannes, den dieses Amt bräuchte. Es war also gewiß kein Zufall, ihn zum Außenminister zu berufen. Denn seit vier Jahrzehnten wird dieses Amt bewußt schwach besetzt, um der solipsistischen Innenpolitik willfährig genug zu sein. Im übrigen: eines der entscheidenden Felder des Staates überhaupt. 

Monatelang wurde der Bursche mit Milchgesicht also in der EU herumgereicht, und wie erst gelobt. So, wie man einem Söhnchen auf die Schulter klpft und ihm Pudding servierrt, weil er die erste Schritte gesetzt hat. Von sicherem Gehen natürlich keine Rede. 

Kein Wunder, ist er doch das Muster an Anpassungsfähigkeit, schon alleine aus der Unsicherheit, die seine Inkompetenz ergibt. Persönliche Weiterbildung ist noch dazu in dem Moment ausgeschlossen, wo die Dichte der Tagesgeschäfte alle Kräfte bindet. Solche politisch bereits engagierte Personen bleiben auf ihrem Stand, ihre Geistigkeit entwickelt sich nach Zufall. Und Kurz ist quasi lediglich "Maturant", ab da hat er sich praktisch nur noch politisch betätigt und sehr engagiert. Sonst käme man in diesen Parteiprozeduren gar nicht weit, die vor allem Anpassungsfähigkeit verlangen, jeden Eigengeist prinzipiell ausschließen.

Deshalb fallen auch seine Äußerungen zur Ukraine nur unter "bemitleidenswertes Herumtappen". Politiker in diesem Amt bräuchten nämlich mehr als Parteifömigkeit. Sie bräuchten jene tiefe menschliche Erfahrung, die die extrem komplexen Ambivalenzen des menschlichen Umgangs auf allen Ebenen verarbeiten könnten, ohne aus dem höchlichst zu abstrahierenden Sachziel des Insgesamt zu fallen. 

Außenminister war immer ein extrem heikles Amt, das Personen, nein Persönlichkeiten größter Spannweite erforderte. Oder ... erfordert hätte. Denn die Außenpolitik betrifft direkt und auf erster Ebene die autonimistisch zu verstehende Exitenz eines Staates, der obersten zur Person analogen Ebene eines Volkes. Die Österreich von Anfang an nur vom Hörensagen kennt. In Österreich ist das Außenministerium seit Jahrzehnten das Amt für abgeschobene Politiker, für Schießbudenfiguren, eine Warteposition. Es erzählt alles, wenn ein Land einen Anlernling in diese Position steckt, der dort seine Erfahrungen für die Innenpolitik - womit beschäftigt sich Österreich sonst noch? - sammeln soll.

Wer nimmt dieses Land aber überhaupt noch ernst?

Darin liegt auch einer der Gründe, weshalb Kurz so gelobt wird. Denn er wird von den Politikern Westeuropas als Ihresgleichen erkannt. Wo wäre denn dort Format, wo Persönlichkeit? Die daneben alle froh sind, daß ihre Ahnungslosigkeit betreffs Ukraine - Rußland durch dieses Bürschchen auch nicht entlarvt wird.

Kurz wäre gut beraten, einfach für lange Zeit den Mund zu halten. Und jene, die ihn zu Aussagen vorcieren wollen, sollten sich schleichen. Das sagt ein Vater, der diese Leute fortjagen würden, die seinen Sohn so manipulieren. Der dabei mit ehrlichem Schmerz konstatiert, daß ein ums Überleben um sich schlagender Parteischatten (eine ehemals christlich-soziale ÖVP, die nur davon lebt, daß noch immer zu wenige bemerkt haben, daß sich die Partei umgegründet hat) den nächsten jungen Menschen verheizt hat. Hat. Nicht futurum.




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