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Donnerstag, 18. September 2014

Wenn Dumme denken

Es ist immer problematisch, wenn sittliche Vertrottelung zu "denken" beginnt. Daran dachte der VdZ als er im Kurier von dem "skandalösen" Fall las, daß einer Frau in einem Altenheim der Geburtstagskuchen vorenthalten (also: nicht gebacken, nein, nicht bestellt ...) wurde, weil sie sonst "kaum" Angehörige hätte, also alleine wäre, und der Sinn eines Geburtstagskuchens in der Gemeinschaft läge.

Herrschaften, Herrschaften ... Wenn Dumme zu denken anfangen, kann nur Dummheit herauskommen.

Aber der VdZ erinnerte sich da an eine Begebenheit, die seine Jugend prägte. Und er findet es für angemessen, angesichts einer Zeitung, die zur Hälfte der Kirche (zur anderen Raiffeisen) gehört, davon zu berichten.

Er war, wie manchem Leser mittlerweile bekannt sein könnte, das vorletzte von zwölf Kindern seiner Eltern. Angesichts der Kinderfülle, und angesichts der tragischen Situation der Ehe der Eltern, fühlte sich das Pfarrkomitee für Soziales der Heimatpfarre des VdZ (deren Kirche alleine er sich, in vieljährigem Ministrantendienst sowieso, höchst verpflichtet sieht, er verdankt der Liturgie ALLES) bemüßigt, auch die Mutter des VdZ sowie deren Kinder zum Adventkaffee einzuladen. Vorsitzende dieses Komittes waren natürlich die heiligsten Frauen der Pfarre, wer sonst.

Nun kamen tatsächlich - die Kindheit des VdZ war gelinde gesagt als recht bescheiden zu bezeichnen - acht Kinder zu diesem Ereignis mit. ACHT Kinder. Die recht karge Lage der Familie war dessenungeachtet bekannt.

Da saßen sie also nun, acht Kinder, und die Mutter, und die der Pfarre erwachsenen Heiligen der Caritas begannen, Kuchen und Kakao auszuteilen. Als es an diesen "Block" an Familienmitgliedern ging, stockte der Austeilungsprozeß auf seltsame Weise. Man begann nämlich zu überlegen. 

Sonst waren drei, vier, oder zwei Kinder zu vermerken. Aber hier - ACHT. Da begann ein neues Überlegen. Und so sahen sich diese acht Kinder - deren sechs Buben, allesamt, allesamt, treue, ja in dieser innerlich motivierten Treue (so muß man es nennen) ausgenützte Minstranten waren - mit einer eigentümlichen Situation konfrontiert. Gegen die natürlich niemand aufmuckte, die jeder trug, wie es so etwas unter Christenbrüdern zu tragen gilt. Die Mutter saß da und schwieg. 

Sie ging nie mehr zu einem Pfarrereignis. Denn die oberste Leitung des Frauenkommitees, das diesen Sozialevent veranstaltet hatte, entschied, daß nur je zwei Kinder dieser Familie je ein Stück Kuchen, und nur eine Tasse Kakao zu erhalten habe. Acht von einer Familie, das war zuviel. Andere waren zur zu viert, oder zu fünft. Wir saßen da, und tranken zu je zweien aus einem "Häferl", und teilten uns das Stück Kuchen, wie wir es eben gewohnt waren. Dann gingen wir. Uns selbst war gar keine Seltsamkeit aufgefallen. Wir waren das in der Pfarre schon als Minstranten gewöhnt.

Die Mutter hat es dem VdZ später erst in dieser Gewichtung erzählt. Er hatte es nie so gesehen. Denn es war eben üblich, auch als Minstrant nur zu den "schlechteren" Ereignissen bestellt zu werden. Wo es kein Trinkgeld gab. Wo einem die Finger beim Halten des Kreuzes am Grab etwa halb abfroren, zu welchem Dienst sonst niemand bereit war. Man hat nicht darüber nachgedacht. Dergleichen gab es doch so viel, das alles nur war, wie es eben war. Die Mutter des VdZ war freilich der realen Gestalt der Kirche auch aus so manchen anderen Ereignissen sehr sehr skeptisch gegenübergestanden.

Der VdZ hat nie an der Heilswirksamkeit und -notwendigkeit der Kirche gezweifelt. Er lernte allerdings, so manches in ihrer Realität zu unterscheiden.

Spätestens, als er genau diese seltsam Gerechten in höchsten kirchlichen Positionen wieder traf. So gut wie alle davon versuchten, sich in sozialen Forderungen hervorzutun.

Seither wundert ihn wirklich nichts mehr an der Kirche.




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