Teil 2) Amerika zu folgen ist kein Weg, sondern der Fall in die Barbarei -
Es gibt aber Alternativen. Aus dem Blut der Sühne.
Die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist noch lange nicht fertiggeschrieben.
Wir befinden uns nach wie vor erst im Nachkriegs- und Kriegsstadium der
Propaganda, die die "Sieger" diktiert haben und diktieren. Aber die
geschichtliche Wahrheit könnte VÖLLIG, ja (für das amerikanisierte
Europa) schockartig anders aussehen. Diese Offenheit und damit
beginnende Befreiung zur Wahrheit zu erreichen - und nicht der (dabei:
verständlichen) Versuchung zu erliegen, über plumpen Revisionismus und
Simplizissimus abzukürzen - bedeutet für Europa, und vor allem für
Deutschland und Österreich, noch einen sehr weiten Weg. Aber er muß bald
beschritten werden, wollen wir nicht in unschöpferischer Lähmung
endgültig ersticken.
Das einzige Land, das diesen
Prozeß bereits begonnen hat - begonnnen, nicht einfach hineingeschlittert
ist -, ist ... Rußland (und einige wenige Staaten des ehemaligen
Ostblocks, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß). Begonnen, und noch
lange nicht abgeschlossen, gewiß. Denn wenn an Rußland etwas fasziniert,
so sind es nicht diese oder jene konkreten Formen, die dieses oder
jenes gefunden hat. Da mischt sich noch viel Schlacke mit Erz. Rußland
muß sich erst finden. Aber - es hat damit begonnen. Und es baut auf dem
Blut des Martyriums des Volkes auf, das dieses so lange erlitten hat.
Es
wird auch noch viel Sühne zu leisten haben, wie Alexander
Solschenizyn 1998 so erhellend die jüngere Geschichte seines
"heiligen Rußland" deutete. Wo er auf die Folgerichtigkeit hinweist,
wenn ein Land, das lange jeden freien Erwerbssinn unterdrückte, im nächsten
Schritt zur regelrechten Beute der Raffgier einiger Oligarchen wird. Und
Peter Scholl-Latour schließt daran an, wenn er 2006 die
"autoritäre" Politik Putins als mutigen und notwendigen Schritt sieht,
diese Beutezüge nach und nach wieder zurückzudrängen, um so das Land
allmählich wieder zu einer ausgewogeneren gesellschaftlichen Ordnung
zurückzuführen. Aber nicht wie bei Gorbatschow und Jelzin, die unter
der Fahne simpler Schlagworte das Land und seine Strukturen regelrecht auflösten und sein Vermögen verschleuderten, sondern im
versuchten Rückgriff auf die lebendigen Wurzeln der eigenen Kultur. Das geht nicht ohne Religion, ja es setzt dort an. Nur vor diesem Hintergrund kann aus dem Geist, der Böses will, Gutes werden. Und das Ergebnis ist nicht wirklich vorhersehbar.
Aber der amerikanische Weg, und das ist gewiß, ist ein Fall in die Barbarei.
Aber der amerikanische Weg, und das ist gewiß, ist ein Fall in die Barbarei.
*200914*