Teil 2) Wenn ein Sündenbock zum Sündenbock wird (Teil 1 am 14. Mai 2021)
Wir stellen uns ferner die Frage, ob nicht die angebliche Ableitung sexueller Energie in Pornographie und Virtualität vor allem gewisse Verbrechen erfindet, fördert und nährt, und schließlich gebiert und evoziert. Speziell die Kinderpornographie ist nämlich zum einen nicht nur nicht Ableitung realen Wollens und Strebens, sondern so eindeutiges KIND der Pornographie, daß es sie außerhalb der Virtualität gar nicht gibt.
Speziell die Kinderpornographie ist (zumindest solange sie noch kein Habitus ist, sodaß sich also ein bereits geformter, "auftrainierter" Leib in die Entscheidungsprozesse einmischt) Verweis auf eine ganz andere Problemlage. An die aber - und das ist das eigentliche Problem - wagt sich niemand mehr heran. So sehr fürchtet man sie sogar, daß man alles auf dem weiten Umweg, den man beschreitet, um die Schlacht mit den Hooligans der gegnerischen Rabauken zu vermeiden, ratzeputz niederholzt. Wer wagt es, die Zusammenhänge mit der Zerstörung der im Wesen der Geschlechter (alleine hier beginnt es schon, im Versuch, die "Geschlechter" aufzulösen) Hierarchie von Mann und Frau anzusprechen, wer das von Eltern zu ihren Kindern? Wer wagt sich an das komplexe Verhältnis von Vätern zu ihren Töchtern, von Müttern zu ihren Söhnen heran? Wer, hier das subtile Spiel mit Geschlechterverhältnissen und Hierarchie? Das in diesem Fall sogar die Thematik einer VORHANDENEN Unterordnung des Sohnes unter die Mutter als spezielles Moment enthält.
Hier aber erst begönne ernsthaftes Fragen zu Sexualität und Geschlechterfragen, hier begönne jedes ernsthafte Untersuchen der Ursachen einer Naturverfehlung (also: Sünde), die jedes reale Verhältnis einerseits so sehr bestimmt, daß ein Verfehlen der sachlichen Problematik den Menschen in seinen Fundamenten erfaßt und deformiert. Das heißt, seinen Zugang zur Welt - und das heißt sogar: zu Gott! - "schief" setzt. Wieviel religiöse Destruktion, die auf solche ontischen Verhältnisse zurückzuführen ist, die aber nie adressiert werden, für die es auch keine kulturellen Institutionen mehr gibt (wie Bräuche! der VdZ erlebt in Ungarn gerade zu Ostern und Frühjahr noch Bräuche, die Geschlechterspannungen ganz offen darstellen und kultivieren*, die in Österreich etwa bereits total verdrängt sind, weil es sie "nicht geben darf", außer als psychoanalytische Verquasung ins völlig Irrelevante).
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Die Vorlieben in der Pornographie, die sich durch statistisch erhobene Zugriffszahlen auf bestimmte Inhalte ermitteln lassen, geben ein Abbild der ontologischen Störungen in unseren Gesellschaften. Sie drücken Spannungen zu unerfüllten, unterdrückten, irgendwie gestörten archetypischen Beziehungen. Sie sind deshalb nicht 1:1 in Bilder umsetzbar, die der von seinen Phantasien Geplagte auch genau so umsetzen möchte. Sondern sind Diagramme von Kräften, die ihre Quellen in jedem Fall in einer ontischen Konstellation haben.
Die unsere kulturelle Überformung nicht (mehr) erfüllt. Je widernatürlicher also die reale Kultur, in der Menschen leben, desto ausgeprägter und uferloser die Phantasien. Deshalb kann aus Vorlieben in der Pornographie nicht direkt auf Tatvorsätze geschlossen werden! Vielmehr zeigen sie an, wie sehr gerade das Geschlechterverhältnis in unseren Gesetzen und Lebensnormen bereits gestört und nicht mehr in seinen tiefsten Zielen seiner Natur entfremdet ist.
Das ist in Wahrheit ihr tiefer Zusammenhang mit Emanzipation und Feminismus. Wenn Pornoseiten mehr als zwei Drittel ihres Traffic ("Daten-Verkehr" dafür zu verwenden ist nicht ohne unerwünschte Konnotationen möglich) aus Themen generieren, die genau dieses Problem anpacken: Das der hierarchischen Zueinanderstellung von Mann und Frau. Das einem Kulturauftrag gleichkommt, der heute nicht mehr erfüllt werden kann. DIESE Sehnsucht spricht aus der Pornographie, und deshalb kann und muß man genau auf sie hören, und ansehen. Denn sie erzählt Romane!
Aus diesem Grund ist es auch sinnlos, gegen Pornographie DIREKT vorgehen zu wollen. Ihre Ursachen sind indirekt. Wenngleich sie offiziell immer verboten bleiben muß, um ihr nicht die von keiner Kultur erwünscht werden sollende Chance zu geben - denn sie führt unweigerlich zum geschichtlichen Tod jeder Gesellschaft - sich direkt umzusetzen. WEIL sie durch offizielle Duldung oder sogar Propagierung tatschlich zu einer Verhaltensnorm wird, die binden weil Gestaltvorbild werden kann, und das kann eine Gesellschaft nicht wollen. Was interessanterweise fast zum Gegenteil ausgebildet wird, und das, werte Herrschaften, erzählt Bände.
Denn wenn man etwa die Werbung hernimmt, die direkte Anleihen in der Pornographie nimmt (man denke alleine an die Verwendung von Kindern oder Halbwüchsigen als Bildersujets, die oft die Grenze zur Pornographie sogar überschreiten, aber in der öffentlichen Wahrnehmung kaum Widerspruch erregen), oder auch Filme (wie die Netflix-Serie, die pubertierende Mädchen abstoßend-eindeutig im Thema Sexualität festmacht) muß man schon fragen, ob wir nicht das Gegenteil feststellen müssen.
Pornographie wird offiziell in dem Maß toleriert und zum Alltagsmoment, während einerseits Pornographie als unmoralisch angezeigt wird, anderseits wie eine natürliche Begleiterscheinung des Menschseins erscheinen lassen will, in die Jugendliche regelrecht mit Recht und Anspruch hineinwachsen und das heißt: hineinwachsen SOLLEN - gibt es eine direktere Anleitung zur Sucht und Abhängigkeit? denn das bewirkt Pornographie, nicht nur den Tod sämtlicher sozialer Beziehungen durch solipsistische Insichwendung - die Welt der Phantasie wird mit der Zeit zur einzigen Welt, in der der Pornokonsument leben möchte - der seelischen Kräfte.
QR academia.edu |
Wenn sich auch punktuell immer wieder gerade junge Menschen (die am heftigsten darin involviert sind) gegen Pornographie aussprechen, was zuweilen sogar in Manifeste mündet, so wirken so gut wie alle diese Initiativen linkisch, sachlich ungenügend und in Wahrheit hilflos.
Und dieser Eindruck entsteht auch in der immens gestiegenen Anzahl von Studien und "wissenschaftlichen Papieren", wie eine Statistik der academia.edu zeigt. Die je nach Wunsch täglich das Postfach mit gerade erschienenen Studien zumüllt, die sich nur um Pornographie in der Kollision mit dem Feminismus drehen. Die Zerrissenheit der jungen Generation zu diesem Thema wird in den in diesen Papieren sichtbar werdenden völlig widersprüchlichen Haltungen zur Pornographie zwischen Flagge der Befreiung und Totalzerstörung ganz deutlich. (Ein "katholisches" Papier darunter ist dem VdZ übrigens noch nicht ein einziges Mal untergekommen, was schon zeigt, wie irrelevant das ist, was da als Geisteshaltung in den Wissenschaften heranwächst.)
Lösungsversuche - egal wie - zerschellen nicht zuletzt an der auf keinen Fall (schon aufgrund der "Struktur des Gewußten") widersprochenen Erscheinung, die auch in der Wertestruktur der Porno-Gegner vorkommen. In der die offizielle Sexualmoral, die natürliche Verhaltensweise der Geschlechter - die auf der Keuschheit aufbaut, und auf sonst nichts, weil nur in der Keuschheit auch dieser menschliche Bereich in die Vernunft und damit Freiheit weil Verfügbarkeit des Individuums genommen wird - im Rahmen der political correctness verpönt, und regelrecht böser Absichten der Verhaftung in Unfreiheit (weil Normenbestimmtheit und -kongruenz) beschuldigt wird.
Damit wird Pornographie als Erfüllung subjektiver Freiheit propagiert, während sie in einer wirklich seltsamen und irrationalen Dichotomie doch auch wieder abgelehnt wird. Ein Widerspruch der nur ein scheinbarer Widerspruch ist. In dem die Stelle als Sündenbock dem ontischen Geschehen entspricht - die fehlgeleitete Sexualität, und das spürt jeder, der auch nur irgendwie Hand an sich legt, um eine Phantasie "zu erfüllen"; wer Pornographie konsumiert verstößt also gegen sein elementarstes leibliches Dasein, und gesundheitlich negative Folgen sind ohne jede Frage ebenso zu erwarten wie seelische Probleme unbewältigter (weil unverziehener) Schuld (die sich natürlich in SchuldGEFÜHLEN ausdrückt).
Also wird einerseits auf die Pornographie geschimpft, während sie anderseits als normales, ja sogar gesolltes Verhalten akzeptiert wird. Sodaß junge Menschen, die man zu einem natürlichen Leben anleitet (eben: einem Leben in Keuschheit, in der Ausrichtung auf die Ehe mit dem notwendigen unbedingten Ja zur Fruchtbarkeit, was alles mit "Unterdrückung" völlig unzutreffend beschrieben wäre*) fast mit Aggression, in beinahe jedem Fall aber mit Ablehnung und Verachtung reagieren, erwähnt man ihnen gegenüber nur dieses "Sollen" als "Erfüllen".
*Viktor Orban sollte also aufhören, die Ungarn mit Geld zuzuschütten, womit er nur verdeckt, daß er in Wahrheit keine Ahnung hat, was man gegen die demographische Katastrophe machen soll - außer dem nackten Kaiserkörper das ach so dünne, durchsichtige Kleidchen überzustülpen, das da sagt "ich habe etwas dagegen gemacht". Jedes Dorf, in dem die jungen Männer zum Frühlingsbeginn die Mädchen unter Absingen von uralten Liedern "zur Fruchtbarkeit taufen", also durch's Dorf "jagen" und mit Wasser beschütten, hat da mehr Effizienz (und vor allem mehr echte Erotik, und was sonst sollte Kinder evozieren als Erotik? Pornographie?), das meint der VdZ völlig ernst.
**Welcher Unsinn vor allem durch Siegmund Freud seinen Salonanzug erhielt. (Die Idee ist freilich schon uralt. Der Wiener, den in Wien keiner mochte - auch das hat eine große Bedeutung: Freud stand in Juxta-Position, und seine Theorien sollten diese zur dominanten Stellung erheben, weshalb er sie auch hermetisch machen MUSZTE, also so, daß NUR ER darauf hätte kommen können - aber hat sie zu einer Gewißheit gemacht, die fortan kulturbestimmend wurde.) Während Freud ganz einfach in seinem evolutionistischen, mechanistischen Weltbild keine Lösung für seine eigenen sexuellen Probleme und Schuldsituationen fand, und also eine Erklärung suchte. Die natürlich halten mußte, ohne daß das eigentliche Problem - die widernatürliche Sexualität, unter der er selbst litt - adressiert wird. Was zum Generalschema der Psychoanalyse wurde: Das Auflösen ontischer Schuld in sekundäre Ursache-Wirkungs-Verhältnisse, also des "Sozialen".
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