Daß aber nicht einmal das mit der Belastung stimmt, darüber werden wir zu gegebener Zeit hier noch handeln. Denn es ist ein dramatischer Irrtum, der mit der subjektivistischen Wende der letzten 200 Jahre der Weltbegegnung zu tun hat, die die abendländische Kultur auf Verdunstungstemperatur gekocht hat. Davon ist natürlich auch Ungarn nicht ausgenommen, denn Orban hin und Jobbik* her - das genuin Individuelle ist immer in ein übergeordnet Größeres eingebettet. Das heißt, daß ERST das Abendland in seiner Gesamtentwicklung steht, und DANN die Variierung durch "die Magyaren" erfolgt.
Aber wir greifen heute das Thema auf, weil sich außer den großen Schlitten (achja, SUVs sind "familiengerechte Wagen", das hat der VdZ ganz vergessen, die da als Trostpreis und Spielzeug für die Männer bei der "Familienförderung" rausspringen, und so mancher wird damit sogar zufrieden sein, zumindest bis die Kiste auseinanderfällt) in weiteren Bereichen ein Zuwachs abgezeichnet hat. Der nicht schwer zu prognostizieren war.
Das ist zum einen der rasante Anstieg der Immobilienpreise im Land. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Einwohnerzahl von Jahr zu Jahr sinkt, weil die Abwanderungsrate einfach zu hoch ist, wirkt das etwas befremdlich. Und in den Gesprächen mit Ungarn hat sich in den letzten zehn Jahren offenbar wenig geändert. Sie sehen nach wie vor das Leben im Westen (mit besonderer Liebe zu Österreich und Deutschland) als Lebensziel.
Und das ist zum zweiten der dramatische Anstieg der Kosten für Neubauten. Alleine 2020 sind die Kosten für neuerrichtete Wohnhäuser um zehn Prozent
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Genau das, Wohnraum, sollte mit der in manchen rechten und katholischen Kreisen im Kampf gegen die demographische Katastrophe des Abendlandes hoch gepriesene Familienförderung aber gefördert werden. Daß Familien gerne mehr Kinder wollen, weil damit dann auch ein leichter weil großzügig vom Staat geförderter oder gar bezahlter Zugang zu ausreichend und qualitativ schönem (weil neuem) Wohnraum verbunden ist. (Und, natürlich, zu einem Auto, das genug Platz für alle hat.)
Und die Förderungen sind wirklich hoch, wir haben schon berichtet. Da springen schon mal 100.000 Euro und mehr raus, nicht rückzahlbar, wenn sich ein Pärchen vertraglich verpflichtet, zu heiraten und binnen etlicher Jahre drei Kinder in die Welt zu setzen; wobei wie gesagt es explizit die Frau ist, die diese Gelder lukriert.
Wer in dieser eigentümlichen Vernutzung von Kindern und Menschen (ein Mensch ist immer Selbstzweck; Kinder zu "züchten", weil man sie zum Gesellschaftserhalt braucht und deshalb für sie "bezahlt", ist für einen katholischen Staat nicht zulässig) ein ethisches Problem wittert, sollte das lieber für sich behalten, wenn er in konservative(re)n Kreisen akzeptiert werden sollte.
Die Familienförderung mit der Ungarn (und Polen, übrigens, da ist es angeblich ähnlich, zumindest hat Orban es gerne als Vorbild zitiert**) ist aber gar keine. Und das wollen wir hier sagen und zeigen. Die Statistiken, die voriges Jahr von einem riesigen "Erfolg" zeugten, sind Einmal- und Nachzieheffekten geschuldet. Langfristig hat man NOCH NIE MIT GELD Familien "gefördert." Nirgendwo in Europa.
Die ungarische Familienförderung ist also ein Schuß ins Ofenrohr. Und zwar aus mehrfachen Gründen, die nicht nur komplex sind, wie sich bereits jetzt zeigt, sondern auch noch ganz andere Fragen aufwerfen. Auf die vielleicht der Leser eine Antwort findet. Denn der VdZ sieht vor allem aufgeworfene Fragen.
Zuerst einmal, weil das Fördergeld vom Markt sofort aufgesogen wird. Der auf höhere Solvenz der Kunden und steigende Nachfrage ganz einfach mit höheren Preisen reagiert.
Wobei wir gar nicht darüber spekulieren wollen - und das plausiblem Hintergrund - daß die Paare mit diesem geschenkten Geld auch etwas "lockerer" umgehen, um es so rasch als möglich loszuwerden.
Denn immer ist mit willkürlich zugeführtem Geld, das das Niveau übersteigt, das dem sozio-ökonomischen Geflecht entspricht in dem ein Mensch eingewoben ist (und mit dem sein Rechts-, Wert- und Selbstgefühl untrennbar verbunden ist), unmittelbar das Gefühl von Schuld verbunden. Wo im Nebeneffekt der "Geförderte" versucht, dieses ihm nicht "gehörende" Geld rasch wieder loszuwerden.*²*
Damit ist nur eines erfolgt: Eine Umverlagerung. Keine "Förderung". Eine Umverlagerung der Familienordnung. Und das ist die in Wahrheit mittel- und langfristig familienzerstörerische Zeitbombe, von der hier bereits die Rede war. Nicht in Zeiten, wo alles eitel Wonne ist, sondern wenn das Wetter umschlägt, die Sorgen größer werden, der Mann mit dem Rotz kämpft, und das tut jeder immer wieder, der schöpferisch tätig ist.
Dann stellt sich plötzlich heraus, daß die Frau das existentiell stabile Element ist, die ist, an der das Bestehen der Familie hängt und durch sie gesichert ist.
Also schauen wir uns an, erste Reihe fußfrei, was mit einem Großteil der Ehen passieren wird. Weil die Ehe nur Ehe ist, wenn sie das hierarchische Zueinander von Mann und Frau berücksichtigt. Das wird mit der Verlagerung der realen weil finanziellen, existentiellen Macht zu den Frauen, die "die Männer gar nicht mehr brauchen", gewaltig erschüttert.
Weil es eine ontologische Spannung grundlegt, die sich auch immer zum Ausdruck bringt. In der der Mann den Druck fühlt, um die Vorherrschaft zu ringen, während die Frau die Vorherrschaft über den Mann tatsächlich ausübt weil in der Hand hat. Auch wenn sie bei "viel gutem Willen" (vielleicht stammt sie aus einem sehr traditionellen christlichen Umfeld, dort soll es ja Zauberer geben) so tut, als könne sich trotzdem der Gehorsam dem Manne gegenüber ausreichend verwirklichen. Lachhaft. Der Mann kann auf den Ämtern ja nicht einmal alle Verträge "namens seiner Familie" (die unter seinem Namen firmiert) unterschreiben.
Naja, und weil die Kredite auf die Frau gehen, hat der Staat Ungarn unter Viktor Orban (der, werter Leser, seinerzeit mit dem Stipendium einer George-Soros-Stiftung an einer Londoner Wirtschaftsuni studiert hat) seine liberale Modernität unter Beweis gestellt -
"Leute, der IST doch gar nicht "konservativ-rückständig-rechts!" (denn so gut wie jeder "Rechte", der in Wahrheit liberal ist, hat diesen enormen Druck, sich als "ich bin doch gar nicht so" zu beweisen, was die paradoxe Situation gebracht hat, daß so gut wie überall und immer "rechte" Parteien in unsren Ländern sozialpolitisch am progressivsten und radikalsten waren)
- indem nun die Frau (die die Kinder hat) auch locker eine "neue Ehe" eingehen kann. In der sie es mit einem anderen Mann und Vater probiert. Klingelt es noch immer nicht? Na dann vielleicht morgen.
Morgen Teil 2) Woher aber kommt das Geld?
*²*Damit erklärt sich die Beobachtung von Ludwig von Mises, der genau diesen Effekt beschrieben hat: Geldzufuhr hat eine (Volks-)Wirtschaft noch nie befördert, sondern immer geschädigt. Es hat außer Inflation und beschädigten Preisgefügen (und: Korruption, wie sie sich im Sozialstaat als Sozialbetrug im Nebeneffekt der bald allgemein werdenden "Jagd nach Sozialleistungen als Einkommensquelle" äußert) nie etwas Positives bewirkt. Das gilt für Familien nicht weniger.
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