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Freitag, 28. Mai 2021

Neues von der Gestaltsicht (2)

Teil 2) Der eine liest, der andere sieht die Gestalt 


In eine ähnliche Kerbe, sogar noch direkter die des Gestaltsehens, schlägt dieses Gespräch desselben Senders mit dem Osttiroler, dessen Vater (nanonana, wie der Wiener da sagen würde) Bildhauer ist. Und was ist ein bildender Künstler mehr und anders als ein Gestaltseher! 

Was ist überhaupt ein Künstler mehr als ein Gestaltseher, der von dieser nur dem geistigen Menschen sichtbaren "Unsichtbaren" so gefangen ist, daß sie seine Lebensgrundlage ausmacht. Wenn sich also der im ersten Teil dieses Beitrages vorgestellte Eric Standop als Gestaltleser vorstellt, so stimmt umso mehr, wenn sich Stefan Verra als Gestaltseher bezeichnet. Er sieht, der andere liest, je nach Medium, in dem er tätig ist, aber immer ist es dieselbe Archetypik der Stellung zur Welt.

QR Stefan Verra
Schon das zeigt, wie unmöglich es ist, von einem "Talent" auf eine Tätigkeit zu schließen. Denn diese Tätigkeit ist immer ortsbezogen, und ist insofern Prinzip der Individuation - als Verweis auf einen Ort, den es nur einmal und zu einer Zeit gibt. Wo und wann also jemand geboren ist, das heißt: wo HINEIN. 






Was immer heißt: ALS WER. Welches WER als eigentliche Identität gegeben, von den Eltern, im Speziellen aber dann vom Vater übernommen (und weil an einem anderen Zeitpunkt an einem anderen Ort geboren) das eigentliche Individuelle ist.

Übersehen wir einmal gnädig diese phantasieberstenden Fabelgeschichten von Säbelzahntigern, denen wir gegenüberstanden und uns zur Reflexion gezwungen haben, somit unser Verhalten nicht nur geprägt, sondern an denen wir uns zu reflektierenden Wesen die "über dem Tier stehen" entwickelt haben. Der VdZ hat hier hell aufgelacht, denn er kann es nicht glauben, daß erwachsene Menschen wirklich solchen Schwachsinn als Mythen glauben UND SICH DARIN NOCH FÜR ÜBERLEGENE DENKER HALTEN. 

Verra, der sein Temperament nicht zuletzt seinen italienischen Wurzeln verdankt, fällt nicht einmal auf, daß sein Gerede von Evidenz (das man heute absondern muß, es gilt als besonderer Ausweis von Wirklichkeit, also Wahrheit) als Grundlage seiner Beobachtung der auch von ihm getätigten Aussage widerspricht, daß der Mensch bei einem großen Ganzen, beim Gesamteindruck, also bei der Kontur, bei der Gestalt (!) ansetzt, um dann das Einzelne zu interpretieren. Also doch erst die Interpretation, die Weltanschauung, die Idee, und dann das Darum (das nämlich wirklich erst über die Interpretation zu einem Faktum wird)?

Abgesehen davon, daß es eine Binsenweisheit ist, daß jedes menschliche Leben phänomenologisch gesehen "auf Mythen" steht (und das muß). Was das Entscheidende des Christlichen zeigt, übrigens. Das nämlich eben KEIN MYTHOS (als vom Menschen aus seiner Erfahrungswelt konstruiertes Gestaltenbild) IST, sondern Realität, geschichtliche Realität, also Präsenz in der wahrhaftigen Erinnerung, die darin eine Grundstruktur der Welt als Schöpfung offenbart.) 

Übersehen wir also all dieses langweilige Gefasel über Evolution*, in das Verra schon anfänglich von der Moderatorin wie hineingeschleust wird. (Weil es um Gemeinsamkeit geht, ist der Mensch erst bereit, Unsinn MITzureden, dem Kollektiv zu folgen, um DANN in der Reflexion die Prüfung anzutreten, ob das Gesagte, Erzählte mit der Erfahrungswelt übereinstimmt, diese deutet.) 

So bleiben sie dumme Fabulierer, ohne es zu wissen und von sich zu glauben, sie würden nur in der harten Währung der "evidenzbasierten Goldwährung" des noch dazu "wissenschaftlich Gewußten" zahlen. Die in Wahrheit der Welt (und wüßten sie, wie sichtbar es ist!) gegenüberstehen wie Geistesgestörte (und Evolutionsglaube hat damit sehr viel zu tun) und nicht nur keine Ahnung von dem haben, was Welt ist, sondern das auch noch zu Offenheit, Toleranz und Weltliebe umlügen, um etwas weniger verwundbar zu sein, als es Ahnungslose eben sind. Hier kann dieses Gequatsche entfernt werden wie die faulen Schalen herbstlich gefallener Kastanien. Dann zeigt sich eine immer noch eine recht schön glänzende Kastanie. Denn der junge Mann sagt einiges sehr Richtiges.

Das beginnt gleich einmal damit, daß er betont, daß der Mensch in der Begegnung mit dem anderen zuerst einmal die Umrisse sieht. Julien Green schreibt einmal in seinen Tagebüchern, daß er meint, daß ein Tier - sein Hund etwa - nur Umrisse sieht. Um die Inhalte des "Gesehenen" zu erkennen, fehlt es dem Tier an Geist. Denn man sieht nur das, worein man erhellt, erleuchtet vom Licht göttlicher Weisheit und göttlichen Wissens** ist. 

Und ein Baby zeigt genau das: Es sieht erst im Ausmaß des Wachstums des Geistes, also im Dialog mit der Welt. So erhebt sich aber auch seine Sehweise von den ersten Stufen an - von der Kontur, den Umrissen ausgehend, beginnt sich eine differenziertere Sicht der Welt aufzubauen.

Die Aussagen, zu denen sich Verra deshalb in (so lesen wir seine Gestalt) jugendlicher Arroganz - im euphorisierten Herumwanken des unsicher Tänzelnden, wobei wir mit berücksichtigen müssen, daß dieses Gespräch wie jedes andere Gespräch IN EINER SITUATION stattfindet, und die ist hier das Treffen eines potenten Tiroler Burschen mit einer sehr anziehenden, erotisch-aparten jungen Frau - aufschwingt sind schlicht völliger Unsinn und lächerlich. Haben mit dem, was er "kann" (oder "könnte") nichts zu tun, und wirken wie ein noch sehr kindischer Versuch, sich vom väterlichen Erbe durch "Verbesserungen" (denn die heutigen Jungen haben ja vor allem eines: Ungeheure Arroganz im Wahn, mit Sicherheit den Eltern im Wissen (sic!) überlegen zu sein) abzuheben, um ihn doch ... zu verdrängen. 

Morgen Teil 3) Und wir? Wir sehen einen Vatermörder, der als Lebenssituation mit Aufreißerschmäh um halb zwei an der Bar hängt


*240521*