Es sagt etwas über den Geist der Ungarn aus, worüber die Budapester Zeitung am 9. April berichtet: Dem Staat gehe, so schreibt die Zeitung, die Geduld aus. Deshalb würden die Strafen für Fahren ohne Führerschein, die bisher bis zu 400 Euro betrugen, nicht einfach erhöht, sondern durch die Drohung von Gefängnis definitiv verschärft. Eine Geldstrafe alleine wirkt nämlich nicht, wie die Statistik zeigt. Alleine in den ersten drei Monaten des Jahres 2021 wurden über 3.000 Ungarn wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis angezeigt.
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Auch der Alltag, den der VdZ hier erlebt, bestätigt etwas: Die Ungarn kümmern sich nicht sehr um obrigkeitliche Vorschriften. Und das wird von durchaus sehr menschlich und charmant erfahrbaren Ordnungskräften - Beamten, Polizisten, Militär - ergänzt. Die nicht selten einen Westmenschen wie den VdZ, die anderes gewöhnt sind, verwundern machen. Weil man den Eindruck hat, daß es ein Grundgeist im Lande ist einander darin beizustehen, Vorschriften (die es nun einmal gibt, die aber durch eine große Kluft vom eigentlichen Leben getrennt sind) zu umgehen. Irgendwie "helfen die Ungarn zusammen", alles, was irgendwie nach Ordnung und Regeln aussieht, auszutricksen.
Das hat wie in diesem Fall durchaus Charme, in anderen Bereichen freilich nervt es gewaltig. Etwa wenn es um die Sorgfalt geht, mit der handwerkliche Dienste versehen werden. Oder es zeichnet einem Sorgenfalten auf die Stirn, wenn man erlebt, wie Angestellte in Unternehmen dabei behilflich sind, wie man im eigenen Betrieb geltende Preis- oder Dienstleistungsregelungen aushebelt, um "Geld sparen zu helfen."
Oder hat der Leser schon einmal erlebt, daß (und das ist nur ein Fall unter etlichen anderen, wie sie der VdZ erlebt hat) die Betreuerin von Kundenverträgen bei einem Online-Dienstleister Tips gibt, wie man mit einem günstigeren Vertrag dieselbe Leistung erhält wie mit dem teuren, der eigentlich dafür gedacht war? Oder wie ein Installateur ein Ersatzteil, den er nach dem Telephonat, mit dem man ihn herbeigeholt hat, sicherheitshalber gleich mitgenommen hat (und mit dem der westgewöhnte Kunde ohnehin gerechnet hat), nach genauer Inspektion des Defekts NICHT einbaut. Weil das alte Teil mit einer handgestrickten Überbrückung noch sicher ein paar Jahre hält.
"Haben Sie ein Stück Draht im Haus?"Morgen Teil 2) Es hat etwas von Paradies