Teil 2) Es hat etwas von Paradies
So hält der VdZ es ja (und seit je) mit praktisch allen Geschäften in seinem unmittelbaren Wohnbereich. Seit je. Und er hat einmal gerechnet (aber sagen Sie das nicht weiter, werter Leser). Er ist damit immer auch pekuniär am besten gefahren. Weil das, was auch der Betrieb dann für einen tut, mit der Zeit zumindest von immer mehr Geschenkhaftem ergänzt wird.
Und dann wird etwas erfahrbar, das der VdZ als Vorgriff, Ahnung und Erinnerung an einen Idealzustand des menschlichen Zu- und Miteinander betrachtet. Wo Wirtschaften nicht zu einem Verhältnis von Produkt und Preis wird, sondern zu einem wechselseitigen Beschenken. Wo einer den anderen an seinem Gut teilhaben läßt. Wo man einen Preis bezahlt, gewiß, und eine definierte Leistung erhält, was sonst, aber wo der Umgang miteinander den Charakter eines durchaus beglückenden Spiels angenommen hat.
Wer das noch nicht erlebt hat, ist nur zu bedauern. Wer Wirtschaften und geschäftlichen Umgang miteinander nur als todernste Rechnung kennt, der sollte sich Sorgen darum machen, ob er überhaupt noch lebt.
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Natürlich ist es naiv davon auszugehen, daß sich von heute auf morgen eine Lebensumwelt erringen läßt, in der sich Gemeinschaft darin bildet, daß allen das Gemeinwohl oberstes Prinzip ihres Tuns und Denkens und Wollens ist. Und natürlich ist es gefährlich dieses Miteinander durch Anordnung und Sanktionsdrohung herstellen zu wollen. Es kann nur in Freiheit und Liebe entstehen.
Das ist aber dann beschrieben, wenn am Barmherzigkeitssonntag die Apostelgeschichte von der Art berichtet, wie die ersten Christengemeinden gelebt hatten. Was fälschlicherweise als "Urkommunismus" bezeichnet wird, ganz so, als wäre Eigentum Sünde. Man übersieht, daß die Grundlage solcher Gesellschaft die Liebe sein muß, und daß diese nicht "herstellbar" oder "verordnenbar" ist, sondern Frucht. Und das heißt wiederum, daß sie in und aus Freiheit zu dieser oder jener Form heranwachsen muß.
In der nicht Gleichheit aller herrscht, in der nicht Eigentumslosigkeit herrscht, sondern in der zuerst und auf der Liebe aufbauend die vollkommene, vom Heiligen Geist geschenkte und nur von diesem gebbare Gerechtigkeit des "Jedem das Seine" hergestellt ist. Sodaß im Umgang miteinander nicht die Gleichheit des "alle sind gleich!" herrscht, sondern im liebenden Umgang miteinander jene Hingabe herrscht, in der das Sein Geschenk des vollkommenen Sterbens aller ist.
Nur wenn man das versteht, kann man auch die nämliche Bibelstelle verstehen, und nur dann hört man auf, sie als Ausweis der Identität von Christentum und Kommunismus zu mißdeuten. Welch letztere genau das nicht kennt und auch nicht herstellen kann, worauf es aber ankommt: Freiheit. Liebe.
Und Gerechtigkeit als Frucht des Heiligen Geistes, die in ihrer konkreten Gestalt nicht vorstellbar ist, sondern bei der es genau darauf ankommt, daß sie erwartungslos und in jeder konkreten Form eines Begegnenden (das also immer Geschenk, das immer die Stimme Gottes ist!) erhofft wird. Weil der Glaube vorausgeht, in dem der Mensch sich in der Vorsehung Gottes geborgen weiß, in der ihm alles zum Guten gereicht. Wie immer es dann aussieht.
Und das IST dann auch Kirche. Das ist, was wir dereinst erwarten dürfen. Wenn der Jüngste Tag zu jener Abrechnung geführt hat, in der Gott - dem übrigens auch alle Rache gehört! - die Erde von allem Übel gereinigt hat. Sodaß niemand mehr etwas zu befürchten hat, weil der Herrschaft des Heiligen Geistes kein Ende des Einbruchs des Bösen mehr dräut. Die Kirche ist also eine Vision, keine Utopie, die einer Ideologie erwachsen ist.
Wo also nichts als mathematische Gleichung von Leistung abgerechnet wird, sondern alles in einer Entsprechung des Seins steht. Wo somit auch Eigentum zu einer unbedingten Sphäre jedes Menschen gehört, weil damit das Zubehören zum Seinsstand erfüllt wird.
Das paradiesische Leben kann nur eine Gleichung der Entsprechung von Ungleichheiten sein, in der alles einander in dem ergänzt, was es dem Sein des anderen an Vervollkommnung zufügen kann - weil darin dann das Sollen erfüllt ist. Das Paradies, das wir einmal erwarten dürfen, ist also kein Zustand des Statischen, wo alles gesättigt und zufrieden IST, sondern wo alles beiträgt, damit das und der andere in einem ständigen Sein auf ein Zukünftiges hin zufrieden und gesättigt SEIN WIRD. Denn erst dann ist Leben voll: Wenn es in der ständigen Spannung aus Selbsthingabe, Sterben und hoffendem Geben existiert*.
*existieren = ex-istere, aus sich herausgehen
*110421*