Teil 3) Und wir? Wir sehen einen Vatermörder, der als Lebenssituation mit Aufreißerschmäh um halb zwei an der Bar hängt
QR Stefan Verra |
Denn Evolutionisten müssen ja (sonst fehlt das unbedingt notwendige Prinzip des Fortschritts, des "warum" sich etwas entwickeln soll) das Leben als Kampf klassifizieren. Den sie selbst ja tatsächlich führen. Evolutionisten künden also (wie alle) nur von sich.
Dennoch rezipiert Verra manches gut. Das tun Liberale bekanntlich, die heute gerne diesen Zug zum "Konservativen" haben, wir haben oft schon darüber gehandelt. Was er übers Verkaufen sagt ist völlig richtig! Verkauf ist ein Seinsübergang, hat der VdZ (der ja nicht wenig Erfahrung mit dieser menschlichen Handlung hat) hier schon öfter formuliert.
Der Kunde stimmt im "Verkaufsgespräch" einem Produkt zu, weil er es letztlich als in seine Seinssphäre zugehörig einstuft. Und somit ist sein "Kaufwille" als Wille, der als Verteidigungsgestus eines bereits Besitzenden (bzw. bereits Besessenen) am allerbesten beschreibbar ist.
Also - was "ursprünglicher" ist, ist nur eine andere Stufe ein und desselben Archetypen alles Geschöpflichen. Wenn also der Hund bei Unsicherheit mit der Zunge seine Lefzen leckt und der Mensch es ähnlich macht, dann zeugt das nicht von Abstammung, sondern von ein und demselben Beziehungs-Archetyp. Weil Wesen gleichzusetzen mit Ort ist, bedeutet es eben, daß jedes Seiende, alles was ist, also auch der Hund, also auch der Mensch mit seinem Umfeld in einem für beide gleichen Spannungsfeld eines durch den Ort definierten, aber ontisch festgelegten Beziehungsfeldes steht. Das im Vollsinn nur der Mensch "bedienen" kann. Der sich der unteren Stufen aber bedient. Wie der Hund sich bedient, der "beißen" und damit zum Beispiel beschützen kann.
Was bleibt nun von diesen beiden halben Stunden des Gestaltlesens und -sehens? Daß diese "Fähigkeiten" einmal mehr die Nutz- und Sinnlosigkeit, ja die wirkliche Deutungsschwäche von Tätigkeiten beweisen, die sich Dingen widmen, die dem wirklichen Leben, der wirklichen Wirklichkeit IMMANENT sind und IMMANENT BLEIBEN MÜSSEN. Warum? Weil sie in jedem Fall (!) ein nicht weiter hinterfragbares Proprium (Lateinisch kann nicht nur der Herr Verra parlieren ...) vor Augen stellen, das niemals eine Handhabung möglich macht, die von uns selbst und vor allem von der Situation, in der wir stehen, abweicht.
Das Fazit ist somit, daß wir IMMER die Wahrheit sehen, immer, und jeder. Sie ist uns nur nicht bewußt. Diese Wahrheit ist aber nicht eine der technischen Wirkweisen, in die es Gestaltseher und -leser (und Feng-Shui-Experten und was weiß der Deibel noch was alles) auflösen, sondern eine des Dialogs von ontologischen Größen und ontischen Konstellationen. Wobei auch die Gewichtung der einzelnen Sprachelemente in diesem Rahmen bleiben, niemals aus dem Ort herausfallen, sozusagen, und immer integrales Teil eines Ganzen sind. Nicht herauslösbar, nicht für sich stehend, und nicht für sich adressierbar, höchstens kurzfristig, und dann meist mit Verlust (nicht mit Gewinn! der Mensch reagiert abwehrend auf Täuschungsabsichten des anderen).
Wenn Sie also ihre Wohnzimmerkarniese wählen, deren Form, deren Farbe, wenn Sie auf das Gegenüber im Geschäft oder beim Veitstanz zum Weltmarktfeuer treffen, sehen Sie etwas, das so tief in ihre Grammatik eingeschrieben ist, daß es am besten ist, Sie hören nur auf eines: Auf Ihren eigenen Geschmack, auf Ihre eigene Stimme. Die sich noch dazu in einem Maß meldet - und das ist extrem wichtig! - die Ihrer eigenen Lebenssituation und deren Anforderungen ANGEMESSEN ist.
Als gäbe es ein "freundliches Lächeln" für und an sich! Als gäbe es ein "offenes Zugehen aufeinander", das im Heben der Augenbrauen bestünde. Als gäbe es all das für und an sich, mit dem Verra oder Standop ihr ganzes Leben verbraten. Und mit dessen Herkunft - dem Nichts, dem Nicht-Seienden - sie mit einer Geheimnishaftigkeit winken, die (ach, was reden wir um den Brei herum!) mehr Frauen ins Bett zieht, als der Vater zu ziehen vermochte. Der offenbar weit überlegen war, sodaß wenig im Bereich des Seins überblieb, auf dem man sich selbst etablieren konnte.
Und dazu gehört vor allem "alles" zu sagen, ohne es aber in eine Ordnung der Widerspruchsfreiheit stellen zu können, aber damit wie im Hase-und-Igel-Spiel "evident" zu "beweisen", daß man "richtig liegt." Wer alles sagt, hat nichts nicht besetzt. Sodaß die Rede speziell von Stefan Verra wirkt wie das Gelabere der Anmache an jemandem, der um halb zwei an der Bar steht und mit acht Bier intus versucht, der Kellnerin feuchte Lippen zu machen, um noch irgendetwas zu kriegen, das ihm nicht zusteht, und vor allem seiner Bequemlichkeit dient.
Was für Küchenpsychologie bei Deutungsversuchen mit diesem lächerlichen geistigen Horizont aber herauskommt, zeigt vor allem das Video von Stefan Verra. Sie ihre Deutung heimlich aus dem nehmen, das zu analysieren sie später vorgeben. (Man nehme nur die Aussagen Verras zu Donald Trump, die er auch an anderer Stelle macht.)
Das heißt, daß Sie, werter Leser, in keinem Fall etwas versäumen, wenn sie das, was Leute wie Verra oder Standop sagen und "sehen oder lesen können", nicht nur vergessen, sondern am besten ... ignorieren. Er erleidet das Schicksal aller, die meinen, von Nichts viel sagen zu können. Relevanz hat nur eines: Die Sache, der Ort, und das Sehen der Sachlichkeit, auf die wir bezogen sind, ob wir das wollen, wissen oder nicht.
Es sagt deshalb sehr viel über unsere Zeit aus, daß Nichts-Seher und -Leser unseren Horizont dermaßen zumüllen (Sie wissen: Müll ist das Nicht-Geordnete, nicht in eine humane Ordnung stellbare) und so viel Aufmerksamkeit erhalten, ja, daß man von ihnen so viel erwartet: Als würde der Gegenwartsmensch auf etwas warten, das bisher in der Welt noch nicht vorgekommen ist, das also noch fehlt. Und das muß, ganz offenbar, so groß und mächtig sein KÖNNEN, daß die Spielregeln, ja alles in der Welt verändert werden kann.