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Montag, 17. Mai 2021

Wissen durch Gewißheit

Wenn wir darüber sprechen, woher wir was wissen, und wie es abzuleiten wäre, was das denn wäre - das Gewußte, das somit in einer gewissen Gewißheit über die Wahrheit als Eigenschaft der uns umgebenden Welt steht, dann gibt es dafür keine Her- und Ableitung. Sondern das Wissen gehört zu den nicht mehr hinterfragbaren Tatsachen des Menschen. Zu denen, wie schon Aristoteles sagt, und worauf auch Thomas von Aquin sich bezieht, Dinge gehören, die "einfach so sind". Die weiter zu hinterfragen keinen Sinn hat, weil es uns nicht mehr hinterfragbar ist. Wie die Tatsache, DASZ ES ETWAS GIBT. DASZ ETWAS IST. DASZ ETWAS ES SELBST IST. Sie wissen, werter Leser, diese berühmten ersten drei Sätze, die man dann Syndeiresis nennt. Zumalen sie alle Menschen auf der ganzen Welt in gleicher Weise haben und kennzeichnen. 

Somit ist auch das Wissen nicht aus Wissenschaft oder Gelehrtentum oder Vertrauen oder Autorität ableitbar. (Von den wie eine Feder auf den Hut gesteckten Wissensdingen, die sich auf Diktat beziehen, wollen wir hier natürlich gar nicht reden, zu widerlich sind sie.) Es ist auch nicht in erster Linie aus einer Beziehung zu Menschen, also sozial ableitbar. Es ist nur beschreibbar, und seine Bedingungen sind nur aus der Erfahrung, aus der Beobachtung ableitbar. So wie die Tatsache, daß das Wissen aus jenem Licht stammen muß, das uns gegeben ist, um eben die Welt ZU SEHEN. 

Wissen stammt also aus dem Sehen. Und ist selbst Gesehenes! Oder aus Gesehenem abgeleitetes, das je weiter abgeleitet es ist umso disputabler wird, und damit auch in der Gefahr von Fehlern und Irrtümern (samt deren Hintergründen, die aus der Sittlichkeit stammen) steht und damit unsichtbar ist. (Weshalb sich in der Dogmatik auch Abstufungen finden, je nach Gewißheitsgrad. "Certae" (ganz sicher) etwa für das, was auf jeden Fall stimmt, auch weil es STIMMEN MUSZ. Was das ist? Das sind etwa Gewißheiten wie die, daß wenn also etwas ist, weil es als Seiendes sein muß, dann kann es nicht sein, daß etwas das ist NICHT IST, daß es das also nicht gibt. (Sollte es eine Sinnestäuschung sein, ist sei aufklärbar.)

Wissen stamm aus Sehen. Deshalb ist die Sicht auf die Wahrheit im Lichte jenes Geistes der Wahrheit, der überhaupt erst die Wahrheit präsentiert, uns genug aufhellt sodaß wir sie dann sehen können, auch das Vorentscheidende. Dessen Bereitetheit im Herzen beginnt, im "bonae voluntatis", von dem die Engel in der Nacht von Bethlehem sprechen. Ein Licht, das uns buchstäblich fleischlich (Ritus!) eingeprägt wird, und zwar in der Taufe. 

Wo wir in das göttlich-dreifaltige Leben hineingenommen werden, als Analogon Christi, in der Ähnlichkeit, in der persönlichen Verbindung zu Christus, der für uns damit vor dem Vater steht, und uns in der geistigen Stellvertreterschaft (wiederum geistig) in das göttliche Leben (in Analogie; zu Gott werden wir auch dadurch NIE) genommen hat. Weil er wiederum das Menschliche mit sich in persona vereint hat - ganz Mensch, ganz Gott. Real und fleischlich und personal, wie es nur ein Gott konnte, der inkarniert ist. Etwas, das übrigens alle Religionen der Welt und zu allen Zeiten von "ihren Göttern" annahmen. Als wäre es eine Erinnerung? Ja, auch das.

Je weiter sich ein Mensch also von Taufe und Gott entfernt, desto unsicherer wird sein Wissen. Man erkennt das an der Art, wie er mit dem umgeht, was er als Gewußtes vor sich herträgt wie ein Floß, das ihn tragen soll. Denn nur in der Menschengemeinschaft kann er noch getragen werden, nicht mehr im Absoluten des göttlichen Lichtes. Die Atheisten, die Zweifler, die Rationalisten (die genau das tun: durch Worte Sicherheitsflöße bauen, die sie über das Meer tragen sollen) und verlogenen Vielquatscher. 

Denn auch die Lüge stammt aus dieser Ungewißheit, die einen Menschen befällt, der nicht mehr sehen will. Der seinen Blick abdunkelt, und "in sich blickt", wo er aber nicht nur nichts sieht, sondern wo er in Wahrheit seinen Blick verliert, also gar nichts mehr sieht. (Zumalen es nicht die Augen sind, WEGEN DERER jemand SIEHT, sondern der Geist, das Wort Gottes, im Lichte der Taufe zur Leuchtfackel geworden, die die Welt erhellt. Die ohne erhellten Blick des Inneren nicht nur durch kein Auge wißbar (also sehbar) wäre, sondern sie für uns ins Nichts versinkt. Sodaß wir uns in sie nicht mehr zu jener Zoönose verbinden können, in der die Welt real und leiblich verbunden ist. 

Der Nicht-Glaubende sieht also auch nicht. Weil er in seinem Inneren nicht das Licht hat, das ihm die Sinneseindrücke jenen Worten (Begriffen) zuweisen läßt, die als Grammatik (logos) der Schöpfung die Gesamtordnung der Welt SIND. Als logos, auf dem die Welt und alles was ist, steht, und aus dem sie sich erbaut und erhält.

Aus einer Gewißheit also stammt das Wissen, die nicht mehr in der Welt ihren Ursprung findet weil finden kann.* Aus Gesehenem. Nicht also aus irgendeiner Ableitung oder Wissenschaft oder irdischen Autorität. Sodaß das Wissen zuerst ist, und vor dem Wißbaren steht. 

Was nicht ohne Bedeutung ist, werter Leser. Denn es läßt Sie auf das vertrauen, was Sie selbst sehen. Und darauf zu vertrauen, hochgeschätzter Leser, ist eine der ersten Menschenpflichten.

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Und das gilt auch für das eine Sichtbare, in dem sich weltlich-menschliche Bedingungen und Geist selbst treffen, und das ist (wäre) die Sichtbarkeit Gottes selbst. Etwas, nach dem sich seit je alle Menschen gesehnt haben, das uns Katholiken aber in der Sakramentalität einerseits (in der sich Gott, Geist UND geschöpfliche, also von Gott selbst geschaffene Welt geeint finden), und der darauf beruhenden Liturgie. Als jenem Ritus, der wie jeder Ritus unter uns Menschen (wo er freilich nur menschliche und menschlich-weltlich bleibende) Realität schafft. Und in dem im Sakrament, wo auch Gottes Geist direkt beteiligt ist, Gott gegenwärtig wird.


*Wieder weil auch hier gilt der Gödelsche Nachweis, ja erklärt ihn, etwas das Gödel (sowie natürlich die von ihm mitbegründete rationalistische Schule) nicht konnte. Weshalb er in Aberglaube, Spiritismus und Obskurantismus verfiel. Ohne Wahrheit Gottes konnte er eben nichts zu einer Ordnung fassen, die einem strengen Anspruch auf Logik und/weil Wahrheit genügte. Auch hier: buchstäblich wie gewissermaßen (denn er sah sich selbst als "getaufter Lutheraner" über allen Religionen "schweben") löste er alle Religionen in diesen abstrakten Religionsbegriff auf (der leer wie der Rationalismus selbst ist), der nur leere Hände hinterläßt. 

Und damit verschwimmenden Geist. Sodaß auch Kurt Gödel alles verschwamm, Gödel wurde unweigerlich wahnsinnig. Gewollt! Um sich den entscheidenden Schritt, das Durchschreiten des Tores, DAS ER SELBST GESEHEN HATTE, VON DEM ER ALSO WUSZTE, hin zu jenem alles Rationale Begründenden und Grundlegenden, den göttlichen logos, die personale (also in/aus Beziehung BESTEHENDE) Transzendenz selbst, verweigert hatte.


*150521*