Teil 2) Ein gemeinsamer Feind - die bürgerliche Ordnung
Eine Ordnung, in der sich nicht nur alles von selbst fügt, sondern dem Gesetz der Evolution nach, der Stärkere siegt und siegen muß. Denn nur so ist der Fortschritt im Sinne einer sinnvollen Evolution gewährleistet. Der niemals dulden kann, auch wenn er es vorgibt, daß das Schwache den Gesellschaftston maßgeblich bestimmend existiert. Dies alles sind keine Zuspitzungen, sondern es sind im liberalen Weltbild IMPLIZIERTE Resultanten. Und das heißt, daß er sich immer nicht nur dorthin entwickeln wird, sondern daß diese Ziele mit der Zeit immer wieder explizit werden.
Was allseits großes Erschrecken auslöst. Sämtliche liberalen Gruppierungen pendeln deshalb - seit es sie gibt! - zwischen jenen Gruppen, die sich den expliziten Forderungen verschreiben, und jenen, die aus pragmatischen Gründen (einer größeren Wählergunst, mehr ist es nicht) einen eher "weicheren" Weg und Ton vertreten, in dem es sich ja ebenfalls herrlich leben läßt. Weil einfach vieles unausgesprochen bleibt und bleiben muß, das aber in der tragenden Unterströmung das reale Handeln bestimmt.
Spätestens hier ist nun der Platz, um die Grünen zu erwähnen. Bei denen sich dieses Pendeln exemplarisch zeigt, die nahtlos und blitzschnell von aktualistischem Protest zu pragmatischer Nutznießung der "Staatsknete" übergehen. Weil sie aber keinen wirklichen ideologischen (eigenen) Sockel haben, hängen sie in der Luft: Grüne sind deshalb auch meist einfach "mit dem Gehalt zufrieden", und "genießen ihr Leben," werden statisch. Sie sind ihrem Wesen nach aber nur Zubringer zum Liberalismus, sei es in härterer, sei es in weicherer Linie, und gleichgültig ob Kommunismus oder Kapitalismus. Deshalb werden wir sie in dieser Aufarbeitung auch nicht mehr weiter berücksichtigen, sie sind wie ein Appendix "einfach dabei."
Zwar besteht immer und bei allem, was da Ding ist, ob lebendig oder nicht, diese Ausgespanntheit zwischen Idee und Faktischem. Aber das Bürgerliche, in seiner Metaphysik der Hingespanntheit aufs Ewige, das da fest steht, baut nach einem Bilde auf.
Das tun die übrigen nicht. Sie leiden an einer Unmöglichkeit, die sich aus dem Fluiden ihres Bezugspunktes ergibt, und das ist das zufällige Tägliche, das dem Egoismus im Wege steht, also schmerzt.
Schon deshalb ist allen das unvermeidbare Ende gleich: Die Diktatur, der Totalitarismus. Der immer dort auf den Plan tritt, wo es keinen Vernunftzugang zum Ziel gibt, sodaß nur die Gewalt bleibt, um Gesellschaft zu formen.
Definieren wir doch einmal - anders gesagt - was diese "härteren" Dinge sind, die dieser eine Pol ein und derselben liberalen Bewegung fordert. Die aber gar nicht so leicht zu definieren sind. Sie sind nämlich keine Ziele und "Werte", die über die Zeit hinaus (also: absoluten) Wert besitzen. Sondern sie ergeben sich aus jeweils ganz aktuellen Dingen und Forderungen, die aus der jeweiligen Zeit heraus als Belastungen auftreten.
Deshalb konnte es geschehen, daß ein und dieselbe Bewegung, die noch vor zwanzig Jahren die völlige Öffnung aller Grenzen unter Aufhebung jeder Beschränkung von Zuwanderung (bzw. überhaupt Ortsveränderung) gefordert haben - ausgedrückt im EU-Grundsatz der "Freizügigkeit" (des Ortes), bei dem der Ortswechsel alleine zur Teilhabe an den an diesem jeweiligen Ort herrschenden Rechten und Pflichten ermächtigt (was zu großen, aber mangels politischer Durchsetzbarkeit noch nicht in allen Teilen verwirklicht ist) - unter dem Eindruck der Massenzuwanderung im Jahre 2015 schlagartig zu den Spitzenvertretern der Kritik dieser schrankenlosen Öffnung und Zuwanderung wurden.
Sämtliche Kanäle - ob auf Youtube oder bei Fernsehsendern - sind seither voll mit ausgewiesenen Liberalen als Wortführer einer (angeblichen) Systemkritik. Die populär vor allem dadurch sind, daß sie vorgeben, "konservative Werte" zu vertreten.
Und die Mehrheit eines Volkes ist IMMER konservativ, also bewahrend. Ein Volk will in seiner überwältigenden Mehrheit nie eine Veränderung, und muß deshalb zu Revolutionen explizit angestachelt und aufgepeitscht werden. Von denen es sich aber sehr rasch wieder abwendet*, weil das Volk ganz einfach normal leben, heiraten, Kinder kriegen und an sie vererben weil damit Dauerhaftes, Überzeitliches schaffen kann, will arbeiten, gestalten und Feste feiern.
Aber der Liberale ist in seinem Wesen nicht konservativ, sondern er ist immer revolutionär weil emanzipatorisch. Das heißt, daß er sich nie einer Ordnung einfügt, sondern eine solche immer ablehnt, weil er sie als in einem ständigen Prozeß der Neubildung befindlich sieht.
Was natürlich nie zu einem Ziel und Ergebnis führt. Sodaß sich jedes politische Wollen nur in zwei Forderungen artikuliert: Deren eine ist die Ablehnung von einer festen Ordnung, die dem menschlichen Sein vorausgehen (und zwar in den Polen Vergangenheit und Zukunft zu verstehen), und deren andere sich aus den tagesaktuellen Dingen ergibt, die IHN STÖREN.
Und das liest sich nicht nur so banal, das ist auch so banal. Und es ist banal, weil dahinter, hinter diesem angeblichen Idealzustand frei sich auspendelnder, sich bei ausreichend "Freiheit" von selbst harmonisierender, also allen am besten dienlicher Harmonie einfindet. Diese "Freiheit" hat aber einen entscheidenden Hintergrund, der auch die wahre Quelle des Liberalismus offenbart (die zugleich die Lebensbasis der Linken ist!) - und das ist der Kapitalismus.
Morgen Teil 3) Kapitalismus wird oligarchisch wie der Kommunismus
*120421*