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Mittwoch, 26. Mai 2021

Staunen trotz Grenzen (2)

Teil 2) Es ist doch alles Reden ein Reden von uns. Und alles Denken ein Denken aus uns. Nur wir, wir stammen im innersten Ich aus Gott.


Seine Autorität weil Berühmtheit hat sich der österreichische Kabarettist und Schauspieler Roland Düringer mit Programmen wie mit wirklich sehenswerten, höchst amüsanten Abenden, wie sie im angefügten Video aufgezeichnet sind, erarbeitet. Zweifellos ein Höhepunkt des Comedy-Kabaretts im deutschsprachigen Raum. Herrlich, wie Düringer da mit Erlebtem spielt, und es so zur Kunst erhebt. 

QR Düringer Kabarettabend

Denn natürlich ist es so, wie Martin Mosebach dem VdZ gegenüber einmal gesagt hat: "Seien wir doch ehrlich, in Wahrheit ist doch alles, was wir schreiben, autobiographisch.

Was so manchen Dummen zur Aussage verführt, daß Kunst mit dem "Erfinden" von etwas zu tun hätte, das dem Schöpfer völlig fremd gegenüberstehe. Daß es hingegen "keine Kunst" sei "von sich" zu erzählen (und jede Kunst ist Erzählung). Denn dann sei "der Künstler ja NUR ER SELBST." Gerade aus dem Kreis der dem Künstler Bekannten kommt solche Reaktion sehr gerne, Kollegen werden davon ein Lied singen können. Die da nämlich meinen, daß sie den Darsteller kennten, und auch im Dargestellten Wiedererkennungsfaktoren feststellten.

Oh, wie oft hat der VdZ unter dieser Reaktion gelitten, zumalen sie seine Gesamtleistung mißachtet hat, in der gerade dann, wenn man meint, daß eine Figur "nur der Künstler selbst" sei, die Kunst am größten ist!

Sich selbst zur Figur machen, Herrschaften, das ist vielleicht sogar die höchste Kunst. Das ist vielleicht jene Kunst, von der Heinz Rühmann träumte, der immer davon sprach, daß sein wirkliches künstlerisches Ziel wäre, Clown zu werden.

Das erwähnte Problem ist eben ein Publikumsproblem. Das die künstlerische Darbietung als "Anderes" braucht, ganz einfach: Als vollkommen Anderes. Nur dann begegnet er dem Kunstwerk mit jener Apperzeptionsbereitschaft, in der Erkenntnis beginnt: Wo der Erkennende das zu Erkennende vor sich stehen hat, und seinem Apparatus gemäß in Freiheit das innere Urteil zu bilden beginnt. Indem er das Kunstwerk nachschafft.

Ist der Künstler dem Publikum aber "persönlich bekannt", fehlt jene Autorität, die die Distanz der Erkenntnis bedeutet. Deshalb muß der Künstler auch alles tun, um seinem Publikum persönlich, als Privatmensch fremd und unbekannt zu bleiben. Der VdZ hat gut zu verstehen gelernt, warum Greta Garbo nur noch mit Wagen fuhr, dessen Scheiben mit Vorhängen undurchsichtig gemacht worden waren. Warum Marcel Proust sich nie mehr unter Leute begeben hat, sobald er begann, sein Leben als der Kunst gewidmet zu begreifen.

Dafür hat der VdZ als Zeitsymptom erkennen lernen müssen, in dem dem Künstler jede Maske vom Gesicht, jedes Leibchen vom Körper gerissen wird, um ihn "auf Du und Du" zu verstümmeln. Worauf noch dazu viele Künstler tatsächlich beginnen eine Distanzlosigkeit zu liefern, die dieser aggressiven Forderung entspricht. 

Die aber im Rahmen der heute allgemeinen Ablehnung "des anderen" als "fremde Gestalt", zu der eine Kluft, ein Graben besteht, die nur an und über ihren Ort gesehen werden darf, verständlich wird.


*230521*